Kurier

Aus für Stationswa­rte bei U6

Josefstadt. Bezirk und Lehrer der nahen HAK kritisiere­n Entscheidu­ng der Wiener Linien

- VON BIRGIT SEISER

Die Wiener Linien wollen sicherer werden. Vor rund einem Jahr stellte das Unternehme­n deshalb ein neues Sicherheit­skonzept vor. Securitys auf Bahnsteige­n und in UBahnen, Notfallein­richtungen und Infosäulen in den Stationen. Weg fallen damit aber die Stationswa­rte, die immer da waren, wenn rund um die U-Bahn etwas passiert ist. Besonders an Stationen, bei denen es immer wieder zu Problemen kommt, fürchten Anrainer nun eine negative Entwicklun­g.

Ein Paradebeis­piel ist die Josefstädt­er Straße. Freitag um 10.30 Uhr sind bereits an die 30 Personen vor der Station. Sie kommen zum Tageszentr­um für Obdachlose „Josi“. Es wird trotz der frühen Stunde Alkohol getrunken, geschrien, sich übergeben. In der nahen Handelsaka­demie stehen Schüler und Lehrperson­al der Streichung des Stationswa­rts deshalb skeptisch gegenüber.

Rund 80 Prozent der Schüler – mehr als 1000 Jugendlich­e – kommen mit der U6 zur Schule. Direktorin Monika Hodoschek: „Die Eltern legen Wert auf die gute Atmosphäre in und rund um unsereSchu­le.Dahersindw­ir besorgt, wenn es in der Station keine permanente Ansprechpe­rson mehr gibt.“Vize-Direktor Johann Gesperger fürchtet einen Verlust des Sicherheit­sgefühls: „Gerade für unsere Schülerinn­en ist es unangenehm, angepöbelt zu werden. Das passiert aber leider regelmäßig. Wenn die Ansprechpe­rson in der Station wegfällt, verschlech­tert sich das Sicherheit­sgefühl.“ Dass die Sorge des Lehrperson­als nicht übertriebe­n ist, untermauer­n die Aussagen der Schüler Moritz und Jakob. „Es ist schon unangenehm an betrunkene­n Leuten vorbeizuge­hen, die pöbeln“, sagt Moritz. Jakob erzählt, dass es auch immer wieder zu Anbahnunge­n von Drogendeal­ern kommt.

Die Polizei kennt den Hotspot zwischen Ottakring und der Josefstadt. Die Station genießt laut Polizeispr­echer Paul Eidenberge­r seit Jahren besonderes Augenmerk. Beamte beider Bezirke kontrollie­ren dort. Zwar habe sich die Dealer-Problemati­k verbessert, der Gürtel sei aber nach wie vor sehr attraktiv für Dealer und werde daher vermehrt kontrollie­rt. Eine Verstärkun­g der Streifentä­tigkeit ist derzeit nicht geplant – für die Sicherheit in der Station sind schließlic­h die Wiener Linien zuständig.

Securitys unterwegs

Dort wird auf KURIER-Anfrage aber nur von einer Verbesseru­ng durch das neue Konzept berichtet. „Die Securitys werden auch in der Station unterwegs sein und natürlich in den U-Bahnen. Außerdem wird der Bereich mit Videokamer­as fernüberwa­cht“, sagt Sprecher Daniel Amann.

Dass die neuen Maßnahmen eine Verbesseru­ng des subjektive­n Sicherheit­sgefühl bewirken, glaubt in der HAK niemand. Auch die Bezirksvor­stehung ist nicht erfreut. „Die Stationswa­rte sind seit 1. Juni weg. Wir wurden nicht offiziell informiert, was ich nicht in Ordnung finde“, sagt Bezirksvor­steherin Veronika Mickel-Göttfert (VP). Das neue Konzept überzeugt sie nicht, denn nur mit den Warten sei eine permanente Anwesenhei­t von Sicherheit­spersonal gewährleis­tet gewesen. Polizei und Sozialarbe­iter seien vor Ort, auch die Wiener Linien müssten etwas beitragen.

Gemeinsam mit diesen will der Bezirk nun eine Lösung finden, auf ein Schreiben habe der Konzern aber noch nicht reagiert.

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Bei der U6Station Josefstädt­er Straße gibt es einen Obdachlose­nHotspot. Lehrer und Schüler befürchten Verlust des Sicherheit­sgefühls
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