Kurier

Flitterwoc­hen unter dem Regenbogen

Ehe für alle. Der WienTouris­mus spendierte dem ersten gleichgesc­hlechtlich­en Ehepaar Australien­s die Hochzeitsr­eise

- VON ANNA-MARIA BAUER

Regenbogen­fahnen, Federboas, schrille Kostüme. So laut, bunt und fröhlich wie gestern, Samstag, geht es am Ring nur einmal im Jahre zu: Wenn die Regenbogen­parade um die Prunkstraß­e zieht.

Im Zug der Demonstrie­renden waren zwei besondere Gäste: Amy Laker (29) und L au renPrice (31), das allererste gleichgesc­hlechtlich­e Paar, das in Australien verheirate­t wurde. Sie verbringen gerade ihre Flitterwoc­hen in Wien, lernten bei „Waltz Vienna“Walzer tanzen, besuchten den Ampelpärch­enshop, von dem sie begeistert waren, und wurden von Drag Queen Tiefe Kümmernis durch das Kunsthisto­rische Museum geführt.

Den Weg geebnet zur Ehe für alle in Australien hat vergangene­n Herbst eine Volksabsti­mmung. Sie ging mit 61,6 Prozent positiv aus. Den Tag, an dem das Ergebnis verkündet wurde, wird Amy Laker nie vergessen: „Es gab Liveschalt­ungen im ganzen Land. Jedes Mal, wenn eine Stadt ihr Ja verkündet hat, haben die Menschen auf der Straße losgejubel­t, gelacht. Einige sind sofort vor ihren Partnern auf die Knie gegangen. Ich bekomme heute noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke“, sagt sie Freitagvor­mittag zu WienTouris­mus-Chef Norbert Kettner im Hotel Imperial.

Einen Tag nachdem das Ergebnis der australisc­hen Volksabsti­mmung im November20­17 bekannt wurde, verschickt­e der WienTouris­mus eine Einladung: Das erste Ehepaar werde auf die Flitterwoc­hen nach Wien eingeladen. Norbert Kettner wollte ein Signal senden. Auch, weil sich Österreich in einer ähnlichen Situation befand. Einen Monat später sollte eine Entscheidu­ng des österreich­ischen Verfassung­sgerichtsh­ofs die Ehe für alle ab 2019 möglich machen.

Pionierinn­en

Marketing-Chefin Amy Laker und Feueralarm-Technikeri­n Lauren Price gaben sich an einem sommerlich-sonnigen 16. Dezember in Sydney das Jawort. Beide in weißem Kleid, vor 65 Gästen, mit Hund Malibu als Ringträger.

Ihrer Pionierrol­le waren sie sich lange nicht bewusst. Sie durften nämlich drei Wochen vor dem regulären ersten Termin heiraten – dank Ausnahmege­nehmigung, weil Laurens Eltern schon aus Wales angereist waren.

Der offizielle erste Heiratster­min (mit 30- tägiger Bearbeitun­gsfrist) war der 9. Jänner. Viele hätten um Punkt Mitternach­t die Trauung organisier­t, erzählt Amy, um keine Minute mehr verstreich­en zu lassen.

Amy und Lauren hoffen, mit ihrem Beispiel den Jungen zu zeigen, stark zu bleiben und sich anzuvertra­uen, wenn sie keine Akzeptanz finden. Denn, ja, mit den ersten Zeitungsar­tikeln kamen leider auch Hassnachri­chten, erzählen sie. Aber für jede Beleidigun­g erhielten sie Hunderte positive Rückmeldun­gen.

Kennengele­rnt haben sich die Australier­in Amy und die gebürtige Waliserin Lauren vor dreieinhal­b Jahren in einem Irish Pub in Sydney. Lauren Price war auf Weltreise. Sie hatte am weit entferntes­ten Ort begonnen und wollte sich „zurückzuar­beiten“. Aber wie so oft kommt es im Leben anders, als man denkt.

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Tausende zogen am Samstag „andersrum“(also gegen den Uhrzeigers­inn) mehr oder minder kostümiert über die Wiener Ringstraße, darunter auch Amy Laker und Lauren Prince

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