Vergessen
Wissen Sie noch, was am Freitag zwischen 12.00 Uhr und 12.30 Uhr passiert ist? Ich hatte es, ehrlich gesagt, um 12.45 Uhr schon wieder vergessen, bis mich gegen 13.00 Uhr ein hilfsbereiter Kollege darauf aufmerksam machte, dass ich eigentlich noch ein Thema für diese Kolumne hier suche. Um 13.45 Uhr nahm mir der Branchendienst meines Vertrauens den Rest an Denkarbeit ab. „Von wegen ,Seehofer kündigt Unionsbündnis auf‘: Titanic legt Bild, Focus & Co mit TwitterStreich rein“, lautete die Schlagzeile eines Newsletters. Stimmt. Da war ja was. Blob. Funk. Törö. Hihi.
Wie sagt man das möglichst elegant: Journalisten sind auch nur Newsjunkies, die, wie wir alle, am Tropf der globalen Like- und Erregungsindustrie hängen. Hin und wieder macht sich das jemand raffiniert zunutze und legt alle rein. Am Freitag war der Bösewicht ein Titanic-Redakteur, dessen Twitter-Profil auf den ersten (und vielleicht den zweiten) Blick wie der des Hessischen Rundfunks aussah. Dort stand zu Mittag die Schocknachricht, dass sich die CSU (Seehofer) von der CDU (Merkel) abwende. Fast alle hatten dies binnen Sekunden auf ihren Websites. Aber: Binnen einer Viertelstunde hatte auch der letzte User mit Einwahlmodem kapiert, dass das ein Fake war.
Eigentlich dauert der Spaß auch nur eine halbe Stunde, was irgendwie zeigte, dass die Redaktionen mittlerweile professionell damit umgehen, wenn sie gelegt werden. Insofern sei auch dieser Fake der Titanic vergeben und – vergessen.