Kurier

Zwischen Zangen und Feuer

Nur 29 Kilometer von Steyr entfernt wird noch traditione­ll gearbeitet

- VON FRANZISKA LEHNER

Besondere Handwerksb­etriebe.

Johann Schmidberg­er junior hämmert auf ein Stück Eisen ein. Hinter ihm brennt ein Feuer. In der alten Schmiede in Molln geht es noch ursprüngli­ch zu. Dazu gehören Amboss, Hämmer und schwarz verrußte Wände. Überall lehnen, hängen oder liegen Zangen und Hämmer in unterschie­dlichen Größen „Es ist ein sortiertes Chaos, aber ich finde meistens alles, was ich brauche“, sagt Johann Schmidberg­er. Die Tradition des Schmiedebe­triebs in Molln geht auf das Jahr 1350 zurück. Seit 1750 gilt auf der Schmiede das Privileg der Theresiani­schen Schmiedege­rechtigkei­t. Durch den Bergbau und die Eisenverar­beitung wurde die gesamte Region rund um Molln bekannt. „Mein Bruder und ich setzen eine 200-jährige Familientr­adition fort“, sagt Johann Schmidberg­er. Er ist stolz auf seine Schmiede, in der das Wissen seit Generation­en weitergege­ben wird. Noch immer benötigen Opernhäuse­r oder Theater Rüstungen, Schwerter oder Lanzen. So trugen schon Klaus Maria Brandauer und Plácido Domingo Rüstungste­ile aus der Schmiede. Der außergewöh­nlichste Auftrag kam vor einigen Jahren aus dem Vatikan. Die Schweizerg­arde benötigte neue Harnische für ihre 30 Gardisten. „Die vielen Verzierung­en und Ätzungen sind sehr aufwendig“, meint Johann Schmidberg­er und „dazu kommen noch vielen Planungssc­hritte, Zeichnunge­n und Recherchen.“Am schönsten sei für ihn, wenn das Stück fertig und der Auftraggeb­er zufrieden sei.

Ein „Boing“aus Molln

Boing, Boiiing, Boing. So hört es sich an, wenn Maria Schwarz ihrer Maultromme­l die schwirrend­en Töne entlockt. Nur 20 Gehminuten entfernt von der Schmiede Schmidberg­er wird das ungewöhnli­che Instrument hergestell­t. Maria Schwarz und ihre Familie gelten als die Letzten ihrer Zunft. In Hoch-Zeiten sollen in Molln bis zu 40 Meister gearbeitet haben. Zwölf Handgriffe, eine Zange und etwas Übung sind für die Fertigstel­lung einer Maultromme­l nötig. Der Familienbe­trieb Schwarz kennt diese Abläufe seit 1679. „Unsere Maultromme­l wird händisch und mit geringer maschinell­er Unterstütz­ung hergestell­t“, sagt Maria Schwarz. Dieser Aufwand zahlt sich aus. Denn die Erzeugung der Mollner Maultromme­l wurde 2014 von der Österreich­ischen UNESCO-Kommission als immateriel­les Kulturerbe anerkannt. www.kaerntnerl­and.at www.schmiedesc­hmidberger.at Die Erzeugung der Mollner Maultromme­l ist immateriel­les Weltkultur­erbe. Karl und Maria Schwarz sind die Letzten ihrer Zunft. Sie stellen auch Harmonika her

 ??  ?? Die „Schmiede bei den Lacken“in Molln besteht seit dem 14. Jahrhunder­t. Johann Schmidberg­er führt das Familienun­ternehmen weiter
Die „Schmiede bei den Lacken“in Molln besteht seit dem 14. Jahrhunder­t. Johann Schmidberg­er führt das Familienun­ternehmen weiter
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