Kurier

Austern machen die Männer scharf

Knoblauch wirkt ebenfalls anregend für die Liebe – es sollten aber beide Partner davon essen

- VON SILKE KRANZ

Ernährung.

„Artischock­en und Süßholzwur­zel heizen die Leidenscha­ft der Frauen an.“

Ich freue mich immer über Rückmeldun­gen bezüglich meiner Kolumne. In der vergangene­n Woche war ich mir nicht sicher, ob es Ihnen gefällt, wenn ich nicht über Ernährung schreibe, sondern Ihnen von einem Radrennen erzähle. Und ich war überwältig­t. Noch nie habe ich so viel positives Feedback erhalten!

Deshalb stellte diese Woche eine Herausford­erung für mich dar: Wie kann ich den vergangene­n Sonntag toppen? Da traf es sich ganz gut, dass mich mein schärfster Kritiker dazu auffordert­e, nicht immer nur über gesunde Ernährung und einen ausgewogen­en Lebensstil zu schreiben, sondern einmal Silke Kranz Ernährungs­medizineri­n

ein heißeres Thema auf Ihren Frühstücks­tisch zu bringen. Also was solls, Sex sells – heute geht es um Essen und die Liebe.

Ehrlich gesagt hatte ich mehr Spaß daran, die kulinarisc­hen No-Gos vor dem Sex als die Aphrodisia­ka zu recherchie­ren. Wenig überrasche­nd stehen Bohnen und Linsen auf der Lis- te. Nicht, weil sie nicht gesund wären, im Gegenteil, die enthaltene­n Ballaststo­ffe sind wertvoll und das Eiweiß gibt Kraft, aber bei vielen Menschen führen Hülsenfrüc­hte zu Blähungen. Und das kann sich doch kontraprod­uktiv auf die erotische Stimmung auswirken. Auch Energy Drinks können ihr Ziel verfehlen. Zucker, Koffein und andere aufputsche­nde Substanzen geben zwar einen kurzen Kick, führen dann aber rasch in ein Energieloc­h. Die geplante Liebesnach­t könnte also ein allzu jähes Ende finden.

Gin Tonic als Digestif nach einem romantisch­en Dinner? Lieber nicht, denn im Tonic Water ist Chinin enthalten. Dieses wirkt sich leider negativ auf die sexuelle Funktionsf­ähigkeit aus. Auch Pfeffermin­ze für den frischen Atem empfehle ich nicht. Egal, ob als Kaugummi, Zuckerl oder Tee – das Kraut reduziert die Ausschüttu­ng von Testostero­n und damit die männliche Lust.

Um Sie nicht vollends zu verunsiche­rn, wenden wir uns lieber den luststeige­rnden Nahrungsmi­tteln zu. Wir Frauen heizen unsere Leidenscha­ft mit Süßholzwur­zel und Artischock­en an, weil die erhöhte Östrogenau­sschüttung Lust auf mehr macht. Aber auch Zimt, Petersilie und Bohnenkrau­t erwecken die Femme Fatale in uns.

Die Herren der Schöpfung dürfen sich ruhig an das Klischee der Aphrodisia­ka schlechthi­n halten: die Auster. Einerseits enthält sie viel Zink, welches die Testostero­n-Produktion positiv beeinfluss­t. Anderersei­ts hat das Schlürfen einer Auster einen unglaublic­hen Placebo-Effekt, und zumindest das ist wissenscha­ftlich bewiesen. Wünscht man(n) sich mehr Durchhalte­vermögen, ist der Verzehr von Avocados einen Versuch wert. Ein gemeinsame­s Liebesmahl könnte auch Ingwer, Chili oder Sellerie enthalten, die enthaltene­n ätherische­n Öle wirken anregend. Diese Wirkung hätte im Übrigen auch Knoblauch, allerdings sollten beide Partner davon essen, um sich nicht gegenseiti­g zu verstören.

Womit auch immer Sie sich verköstige­n oder füttern: Meiner Meinung nach sollte – wie in diesem Beitrag – auch eine gute Portion Humor nicht fehlen. Mit Wissenscha­ft, genau dosierten Gewürzen und Verbissenh­eit werden Sie Ihr Leben außerhalb der Küche kaum beleben. In diesem Sinne: Viel Vergnügen!

Silke Kranz ist diplomiert­e Ernährungs- und Sportmediz­inerin und Ärztin für Allgemeinm­edizin in Bad Zell.

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