Was sagen die Jugendlichen?
Schulsprecher über ihre Erfahrung zum Thema Handy im Unterricht
DerKURIERluddreiWiener Schulsprecher ein, um über ihre Erfahrung mit Handys im Unterricht zu reden.
KURIER: Welche Handyregeln wurden in eurer Schule entschieden? Sophia Dobesberger:
Unsere Schule, die BAfEP de la Salle, beginnt erst mit der Oberstufe und die Lehrer haben versucht, so wenig Regeln wie möglich aufzustellen. Nur im Unterricht waren Handys von Beginn an nicht erlaubt. Es hat aber überhandgenommen und Schüler haben sich gewünscht, dass es klarere Regeln gibt. Es stört die Gemeinschaft, wenn jeder nur bei seinem Handy ist. Im Unterricht ist es Tabu, da muss es in der Tasche sein. Das Telefon auf einem Platz in der Klasse zu sammeln, hat sich nicht bewährt. Handy-Abgeben ist auch eine vereinbarte Konsequenz, wenn man sich an andere Schülerpflichten nicht hält. Man bringt es ins Lehrerzimmer – dort wird es beschriftet und weggelegt.
Petrit Miftari:
In der Wasagasse haben wir vor etwa fünf Jahren die handyfreie Pause eingeführt. Damals sind die Unterstufen-Kinder
immer mit ihren Handys am Gang gesessen. Die Schülervertreter haben Umfragen bei den Schülern gemacht und die waren für Regelungen – außer die vierte Klasse, die hat eine Gegenpetition gemacht. Das Handy muss seither in der Tasche verwahrt werden. Beim ersten Verstoß wird ein Schüler verwarnt, beim zweiten Mal muss er es für den Tag im Sekretariat abgeben – wenn es öfter vorkommt, müssen die Eltern das Handy abholen. Die Oberstufe wurde nur ersucht, vorbildlich damit umzugehen. Aber in der Unterstufe sperren sich manche in den Toiletten ein und spielen in der Pause.
Kevin Xia:
Bei uns in der Schule wurde vor zwei Jahren ein Handyverbot für die Unterstufe und die fünfte Klasse beschlossen, also bis zum Ende der Pflichtschule. Für die Fünfte wurde es dann wieder aufgehoben.
Wo sind die Unterschiede zwischen Unter- und Oberstufe? Xia:
Viele jüngere Kinder spielen am Handy und wollen dann mit niemandem reden. Das wird bei den Größeren viel weniger. Social Media ist immer noch wichtig, aber nicht mehr dieses Hinstarren auf den Bildschirm. Je älter man wird, desto mehr kann man es wertschätzen, dass das Leben auch außerhalb des Handys existiert. Wenn man gerade erst oder vor wenigen Jahren ein Handy bekommen hat, ist es ein urcooles Gadget. Daran gewöhnt man sich dann.
Miftari:
In meiner zweiten Klasse war die Situation wirklich arg. Als das Handyverbot kam, war ich erst geschockt, aber dann fand ich es ok. Und ich bin der Meinung, es ist die Pflicht der Schule, den Kindern den richtigen Umgang mit dem Handy beizubringen – und da gehört auch eine Pause dazu. Sonst kann man sich nicht mehr auf die Realität konzentrieren. Ich schalte jetzt manchmal das Handy von selbst für die sechs Stunden aus.
Beziehen eure Lehrer das Handy in den Unterricht ein? Hättet ihr gerne mehr digitale Inhalte?
Xia:
In der digitalen Welt gibt es viele Möglichkeiten, aber die Lehrer wenden nur ein oder zwei Methoden an. Andere bemühen sich, das Handy einzubeziehen, aber es funktioniert nicht gut. Da fehlt es vielen Lehrern noch an Erfahrung. Unser Mathe-Lehrer unterrichtet nur frontal und ist der Beste in der ganzen Schule.
Dobesberger:
Wichtig ist die Kombination: Bei uns wird in Physik viel mit dem Handy gemacht, etwa ein Kahoot-Quiz als Stundenwiederholung, oder für Liedertexte in Musik. Aber es ist so wertvoll, dass man von einem Menschen lernen und direkt über etwas diskutieren kann. Ich bin froh über einen Lehrer, dem ich 10.000 Fragen stellen kann. Für Arbeitsaufträge außerhalb des Unterrichts verwenden wir oft Computer.
Miftari:
Ich bin in einer LaptopKlasse, das ist eigentlich praktisch. Ich schreibe trotzdem in der Stunde mit der Hand mit, so merke ich es mir besser.
Gab es bei euch Fälle von Cybermobbing oder Konflikte rund um die sozialen Medien? Dobesberger: Snapchat-Videos haben in unserer Klasse zu Unstimmigkeiten geführt, das konnte allerdings schnell in unseren Klassenmeetings geregelt werden.
Miftari:
Bei uns gab es einen Fall mit einer WhatsApp-Gruppe und einem Schüler. Das haben die Eltern dem Klassenvorstand gesagt und es gab einen Workshop über Mobbing und dann hat es sich wieder beruhigt. In WhatsApp brechen leichter Streitigkeiten aus, weil man nicht versucht, die anderen zu verstehen, sondern nur seine Meinung hineinstellt. Empathie gibt es dort nicht. Wir haben in unserer Klasse im Rahmen einer Mediation entschieden, dass wir nur noch Lernthemen online abhandeln. Erst vor Kurzem habe ich geschrieben: Bitte tragt das woanders aus.
Wie zum Beispiel? Xia:
Bei uns gibt es das Konzept der Peer Mediatoren, das sind ältere Schüler wie ich. Ich betreue eine Klasse und rede immer wieder mit den Schülern, um zu schauen, ob es Konflikte gibt. Und die Schüler wenden sich an mich, wenn es Streit gibt – das fällt ihnen leichter, als mit einem Lehrer zu reden.
„In WhatsApp brechen leichter Streitigkeiten aus, weil man seine Meinung hineinstellt. Empathie gibt es nicht.“
Petrit Miftari (17)
AHS Wasagasse
„Je älter man wird, desto mehr kann man es wertschätzen, dass Leben auch außerhalb des Handys existiert. “
Sophia Dobesberger (16)
Elementarpädagogikschule De la Salle
„Viele jüngere Kinder spielen am Handy. Das wird bei den Größeren deutlich weniger.“
Kevin Xia (16) Anton-Krieger-Gasse