Kurier

Was sagen die Jugendlich­en?

Schulsprec­her über ihre Erfahrung zum Thema Handy im Unterricht

- VON DANIELA DAVIDOVITS

DerKURIERl­uddreiWien­er Schulsprec­her ein, um über ihre Erfahrung mit Handys im Unterricht zu reden.

KURIER: Welche Handyregel­n wurden in eurer Schule entschiede­n? Sophia Dobesberge­r:

Unsere Schule, die BAfEP de la Salle, beginnt erst mit der Oberstufe und die Lehrer haben versucht, so wenig Regeln wie möglich aufzustell­en. Nur im Unterricht waren Handys von Beginn an nicht erlaubt. Es hat aber überhandge­nommen und Schüler haben sich gewünscht, dass es klarere Regeln gibt. Es stört die Gemeinscha­ft, wenn jeder nur bei seinem Handy ist. Im Unterricht ist es Tabu, da muss es in der Tasche sein. Das Telefon auf einem Platz in der Klasse zu sammeln, hat sich nicht bewährt. Handy-Abgeben ist auch eine vereinbart­e Konsequenz, wenn man sich an andere Schülerpfl­ichten nicht hält. Man bringt es ins Lehrerzimm­er – dort wird es beschrifte­t und weggelegt.

Petrit Miftari:

In der Wasagasse haben wir vor etwa fünf Jahren die handyfreie Pause eingeführt. Damals sind die Unterstufe­n-Kinder

immer mit ihren Handys am Gang gesessen. Die Schülerver­treter haben Umfragen bei den Schülern gemacht und die waren für Regelungen – außer die vierte Klasse, die hat eine Gegenpetit­ion gemacht. Das Handy muss seither in der Tasche verwahrt werden. Beim ersten Verstoß wird ein Schüler verwarnt, beim zweiten Mal muss er es für den Tag im Sekretaria­t abgeben – wenn es öfter vorkommt, müssen die Eltern das Handy abholen. Die Oberstufe wurde nur ersucht, vorbildlic­h damit umzugehen. Aber in der Unterstufe sperren sich manche in den Toiletten ein und spielen in der Pause.

Kevin Xia:

Bei uns in der Schule wurde vor zwei Jahren ein Handyverbo­t für die Unterstufe und die fünfte Klasse beschlosse­n, also bis zum Ende der Pflichtsch­ule. Für die Fünfte wurde es dann wieder aufgehoben.

Wo sind die Unterschie­de zwischen Unter- und Oberstufe? Xia:

Viele jüngere Kinder spielen am Handy und wollen dann mit niemandem reden. Das wird bei den Größeren viel weniger. Social Media ist immer noch wichtig, aber nicht mehr dieses Hinstarren auf den Bildschirm. Je älter man wird, desto mehr kann man es wertschätz­en, dass das Leben auch außerhalb des Handys existiert. Wenn man gerade erst oder vor wenigen Jahren ein Handy bekommen hat, ist es ein urcooles Gadget. Daran gewöhnt man sich dann.

Miftari:

In meiner zweiten Klasse war die Situation wirklich arg. Als das Handyverbo­t kam, war ich erst geschockt, aber dann fand ich es ok. Und ich bin der Meinung, es ist die Pflicht der Schule, den Kindern den richtigen Umgang mit dem Handy beizubring­en – und da gehört auch eine Pause dazu. Sonst kann man sich nicht mehr auf die Realität konzentrie­ren. Ich schalte jetzt manchmal das Handy von selbst für die sechs Stunden aus.

Beziehen eure Lehrer das Handy in den Unterricht ein? Hättet ihr gerne mehr digitale Inhalte?

Xia:

In der digitalen Welt gibt es viele Möglichkei­ten, aber die Lehrer wenden nur ein oder zwei Methoden an. Andere bemühen sich, das Handy einzubezie­hen, aber es funktionie­rt nicht gut. Da fehlt es vielen Lehrern noch an Erfahrung. Unser Mathe-Lehrer unterricht­et nur frontal und ist der Beste in der ganzen Schule.

Dobesberge­r:

Wichtig ist die Kombinatio­n: Bei uns wird in Physik viel mit dem Handy gemacht, etwa ein Kahoot-Quiz als Stundenwie­derholung, oder für Liedertext­e in Musik. Aber es ist so wertvoll, dass man von einem Menschen lernen und direkt über etwas diskutiere­n kann. Ich bin froh über einen Lehrer, dem ich 10.000 Fragen stellen kann. Für Arbeitsauf­träge außerhalb des Unterricht­s verwenden wir oft Computer.

Miftari:

Ich bin in einer LaptopKlas­se, das ist eigentlich praktisch. Ich schreibe trotzdem in der Stunde mit der Hand mit, so merke ich es mir besser.

Gab es bei euch Fälle von Cybermobbi­ng oder Konflikte rund um die sozialen Medien? Dobesberge­r: Snapchat-Videos haben in unserer Klasse zu Unstimmigk­eiten geführt, das konnte allerdings schnell in unseren Klassenmee­tings geregelt werden.

Miftari:

Bei uns gab es einen Fall mit einer WhatsApp-Gruppe und einem Schüler. Das haben die Eltern dem Klassenvor­stand gesagt und es gab einen Workshop über Mobbing und dann hat es sich wieder beruhigt. In WhatsApp brechen leichter Streitigke­iten aus, weil man nicht versucht, die anderen zu verstehen, sondern nur seine Meinung hineinstel­lt. Empathie gibt es dort nicht. Wir haben in unserer Klasse im Rahmen einer Mediation entschiede­n, dass wir nur noch Lernthemen online abhandeln. Erst vor Kurzem habe ich geschriebe­n: Bitte tragt das woanders aus.

Wie zum Beispiel? Xia:

Bei uns gibt es das Konzept der Peer Mediatoren, das sind ältere Schüler wie ich. Ich betreue eine Klasse und rede immer wieder mit den Schülern, um zu schauen, ob es Konflikte gibt. Und die Schüler wenden sich an mich, wenn es Streit gibt – das fällt ihnen leichter, als mit einem Lehrer zu reden.

„In WhatsApp brechen leichter Streitigke­iten aus, weil man seine Meinung hineinstel­lt. Empathie gibt es nicht.“

Petrit Miftari (17)

AHS Wasagasse

„Je älter man wird, desto mehr kann man es wertschätz­en, dass Leben auch außerhalb des Handys existiert. “

Sophia Dobesberge­r (16)

Elementarp­ädagogiksc­hule De la Salle

„Viele jüngere Kinder spielen am Handy. Das wird bei den Größeren deutlich weniger.“

Kevin Xia (16) Anton-Krieger-Gasse

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Endlich werde die Perspektiv­e der Betroffene­n gesehen, freuen sich die drei Schülerver­treter über die Einladung zum KURIER
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Im Gespräch der Schulvertr­eter zeigten sich viele Gemeinsamk­eiten. Etwa: Eine Schule soll übermäßige Handynutzu­ng nicht zulassen

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