„Bitte kein Handy zum Geburtstag!“
Kommunikation. Der Hund hegt Zweifel, ob Smartphones (und deren Benutzer) echt smart sind
Ein Blick auf das Smartphone, und ich stelle fest: „Unsere letzte Mitteilung ist einen Monat alt. Wir sollten endlich wieder etwas auf deiner Beagle-Daria-Facebookseite posten.“Daria schaut mich an, als hätte ich ihr etwas erzählt, das aus ihrer Sicht die Relevanz einer Wetterprognose für Zentralchina hat. Hat es auch. Denn Smartphones – und der dahinter liegende RetortenKosmos – spielen in Hundekreisen eine sehr untergeordnete Rolle. Darias Blick sagt nur: „Wozu?“Ich überlege nicht lang: „Damit alle wissen, dass es dich noch gibt. Deine Freunde könnten sich Sorgen machen.“
Daria grinst. Diese Logik hat für Hunde keine Gültigkeit. Will man den anderen mitteilen, dass es einen noch gibt, pinkelt man einfach wohlplatziert an den nächsten Baum. Alle wissen Bescheid. Fertig.
„Ich bezweif le, dass eure Smartphones tatsächlich so smart sind“, murmelt Daria, „die kosten euch viel Zeit, während wir Hunde Stoffwechsel und Informationsaustausch einfach verbinden. So bleibt uns mehr Freizeit.“Ich muss lachen: „Du hast sowieso 24 Stunden am Tag Freizeit!“
Daria lacht nicht: „Das kann sein, aber ich habe nichts davon, wenn du sie nicht mit mir nützt, weil du ständig am Smartphone, am Tablet oder am Laptop hängst, um der Welt da draußen, die dich kaum noch sieht, mitzuteilen, dass es dich eh noch gibt. Wie dumm ist das?“
Es scheint sich hier um eine rhetorische Frage zu handeln, und ich antworte mit einer Gegenfrage: „Bist du eifersüchtig auf mein Handy?“Daria, betont cool: „Sagen wir, es bekommt erstaunlich viel Aufmerksamkeit, gemessen daran, wie unattraktiv es ist.“Ich kontere: „Unattraktiv? Es ist ein Multitalent! Macht uns tolle Selfies, wo immer wir sind. Wie ging das früher?“– Daria: „Gar nicht. Als ich klein war, habt ihr euch gegenseitig mit mir fotografiert, das hieß damals Foto, und ihr hattet viel Spaß dabei.“
„Stimmt, Punkt für dich. Aber es sagt uns auch, wie das Wetter wird, bevor wir rausgehen.“Daria wird langsam wütend: „Und dann gehen wir trotzdem raus, auch wenn es regnet. Also wozu ist das gut?“
Ich lege das Handy weg und frage sie: „Heißt das, du wünscht dir KEIN Smartphone, wenn du kommenden Sonntag Geburtstag hast?“Sie nickt: „Deine selbst gemachte Fleischsülze wäre mir lieber.“
birgit.braunrath@kurier.at BeagleDaria