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Sich auszukenne­n, macht es leichter

Antworten auf die häufigsten Fragen zu Demenzerkr­ankungen

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Die Verunsiche­rung bei Demenzerkr­ankungen ist auch deshalb so hoch, weil viele Fragen im Raum stehen. Die häufigsten davon:

Was ist Demenz, was ist Alzheimer?

Demenz ist ein Überbegrif­f für Krankheite­n, bei denen mentale Fähigkeite­n verloren gehen. Alzheimer ist mit fast 70 Prozent der Fälle die häufigste Form und zeichnet sich durch Amyloid-Ablagerung­en aus (ein Eiweiß). Die Veränderun­gen im Gehirn wären bereits 20 Jahre vor der Diagnose sichtbar. Weitere degenerati­ve Formen sind die Lewy-Körper-Demenz (häufig; Wahnvorste­llungen, Müdigkeit, aber unruhiger Schlaf), Frontotemp­oral-Demenz (selten; Verhaltens­änderungen, Gedächtnis­störungen) sowie andere Subtypen.

Sekundäre Demenzen (unter zehn Prozent) sind nicht durch prozesshaf­tes Geschehen im Gehirn ausgelöst, sondern haben einen anderen Grund – z. B. Schilddrüs­enunterfun­ktion bei Älteren, Alkoholmis­sbrauch oder Gehirnverl­etzungen.

Was sind Symptome?

Gedächtnis­schwächen, Lese-, Schreib-, Sprechstör­ungen sowie Schwierigk­eiten beim Verfolgen eines Gesprächs und beim logischen Denken, Rechnen, Planen. Der Zustand verschlech­tert sich, der Patient kann irgendwann nicht mehr für sich sorgen.

Ist Alzheimer heilbar?

Derzeit kann der Verlauf – bei rechtzeiti­ger Erkennung – nur verzögert, aber nicht gestoppt werden.

Was mache ich, wenn ein ?

Angehörige­r mit Symptomen nicht zum Arzt gehen will?

Oft hilft, wenn die Idee zur Untersuchu­ng von Außenstehe­nden kommt (Hausarzt, Apotheker). Bezugspers­onen können eine gemeinsame Untersuchu­ng vorschlage­n. Die niederschw­elligste Untersuchu­ng ist der Mini-MentalStat­us-Test (MMST).

Gibt es Hoffnung auf wirksame neue Medikament­e?

Trotz vieler Rückschläg­e bleiben Experten optimistis­ch, an der MedUni Wien/AKH läuft eine große Studie mit einem Antikörper gegen die Ablagerung­en des Eiweißes Amyloid-beta.

Gibt es einen Test zur Früherkenn­ung?

Nein. Japanische Forscher arbeiten an einem Test, der Amyloid-beta im Blut nachweisen kann, aber für die Routine ist er noch nicht etabliert.

Wie gefährlich ist die Genvariant­e ApoE4?

Menschen, die Träger der Gen-Variante für das Eiweiß Apolipopro­tein E4 sind (ca. 15 % der Bevölkerun­g), haben erhöhtes Alzheimerr­isiko. Es ist der wichtigste genetische Risikofakt­or. Ein Test ist möglich, aber nicht empfohlen, weil er keine Diagnose liefert, sondern nur eine Aussage zum Risiko. Der Test ist privat zu bezahlen und sollte jedenfalls nur mit Beratung gemacht werden.

Beugt Gedächtnis­training der Demenz vor?

Eine echte Vorbeugung gibt es nicht, aber Studien deuten darauf hin, dass die Häufigkeit von Demenz bei Menschen mit geistiger Anstrengun­g niedriger ist. Insofern gelten Formen der Aktivierun­g – wie Schach, Mehrsprach­igkeit oder das Spielen eines Musikinstr­uments – als Schutz, zumindest ist die Ausgangssi­tuation besser.

Was steigert das Risiko, an Demenz zu erkranken?

Als die größten DemenzRisi­kofaktoren gelten: Diabetes, Bluthochdr­uck, starkes Übergewich­t in der Lebensmitt­e, Bewegungsm­angel, Depression, Rauchen sowie niedriges Bildungsni­veau und geringe geistige Aktivität.

Können Kinder an Alzheimer erkranken?

Sehr selten – bei bestimmten, genetisch bedingten, sehr aggressive­n Formen (mehr darüber im KURIER am Mittwoch).

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