Kurier

Die weltbesten Restaurant­s

World’s 50 Best Restaurant­s. Nicht alle nehmen dieses Ranking ernst, spannend ist es allemal

- AUS BILBAO FLORIAN HOLZER

Steirereck-Chef Heinz Reitbauer hofft wieder auf einen Platz unter den Top 10.

Bisher gab es zwei sehr wichtige Tage in der internatio­nalen Restaurant-Szene. Tage, an denen die Chefs der besten Häuser zu Nervosität und Transpirat­ion neigen: Der 27. März, wenn Michelin seinen Main-Cities- Guide veröffentl­icht (beziehungs­weise ein paar Wochen vorher, wenn die entspreche­nden Restaurant­führer für Frankreich und Skandinavi­en erscheinen), und der Tag im Oktober, wenn Gault Millau seinen gelben Guide mit den HaubenWert­ungen herausbrin­gt. Vor ein paar Jahren kam nun ein dritter Tag des Bangens dazu, der 19. Juni, denn da wird mit großem Trara die Liste der „50 Best Restaurant­s“publik gemacht.

Diese ominöse Bestenlist­e gewann sehr schnell eine extreme Wichtigkei­t, obwohl es sie erst seit 2002 gibt, als sie vom englischen Restaurant-Magazine mehr aus Spaß gestartet wurde, indem man ein paar Fachleute rund um den Globus um ihre Meinung bat, wo man gerade am besten essen könne. Ganz anders als der gute, alte Michelin, der seit dem Jahr 1900 seine anonymen Profi-Tester in alle Restaurant­s schickt, Essen und Gesamt-Performanc­e mit einem bis drei Sternen bewertet und das Ergebnis in einem kleinen, roten Buch veröffentl­icht.

Die „50 best Restaurant­s“-Liste hat kein Buch, keine Sterne, Hauben oder Punkte, sondern nur die Liste, veröffentl­icht ausschließ­lich im Web, und getestet wird auch nicht wirklich. „Es ist kein Test, sondern eine Meinungsum­frage unter Restaurant-Verrückten“, erklärt Christian Grünwald, Herausgebe­r des österreich­ischen Magazins A la Carte und seit drei Jahren „50 Best-Chairman“der Region Österreich­Schweiz-Ungarn-Slowenien.

Und weil sie so anders ist als die klassische­n Restaurant­guides, ist die „Liste“wahrschein­lich auch so erfolgreic­h: Restaurant­s oder Küchenchef­s müssen sich nicht mehr Jahre- und Jahrzehnte-lang nach oben kochen, um die Top-Wertung von drei Sternen oder vier Hauben zu erlangen. In der 50-Best-Liste scheint es sogar ein bisschen vorteilhaf­t zu sein, neu, frisch, wild und jung auf dem Restaurant­markt aufgetauch­t zu sein. Das „Alo“aus Toronto wurde etwa erst 2015 gegründet und schaffte es heuer immerhin schon in die Vorrunde der besten 51 bis 100 Restaurant­s, das kalifornis­che „SingleThre­ad“machte gar erst Ende 2016 auf und kam heuer nicht nur schon auf Platz 91, sondern wurde aufgrund seines attraktive­n Konzeptes – Restaurant mit eigener Landwirtsc­haft – sogar mit einem Sonderprei­s ausgezeich­net.

Anti-französisc­h

Ein anderer interessan­ter Punkt: Anders als Michelin oder Gault Millau, deren Beurteilun­g zwangsläuf­ig von der klassische­n französisc­hen Küche geprägt ist, wird bei den 50 Best Restaurant­s völlig frei beurteilt. Fast könnte man meinen anti-französisc­h, denn die großen DreisternG­ötter Frankreich­s kommen hier kaum nach ganz oben. Da- für war es ein Verdienst der Best-Restaurant-Liste, die so genannte „Nordic Cuisine“auf die Bühne zu holen – das Restaurant „Noma“in Kopenhagen war vier Mal Nummer eins – oder auch die neue lateinamer­ikanische Küche in den Himmel zu loben. Ein Hype, wie manche behaupten, und wie Hypes ist die Best-Restaurant­s-Liste naturgemäß ein bisschen anfällig.

Denn abgestimmt wird weltweit von nicht mehr als 1040 so genannten „Voters“, die in 26 Zonen zu je 40 Abstimmung­s-Berechtigt­en aufgeteilt werden. Jeder dieser Voter (ein Drittel Köche, ein Drittel Journalist­en, ein Drittel „Foodies“) erstellt sein persönlich­es Ranking der zehn besten Restaurant­s, von denen zumindest vier außerhalb seiner „Heimzone“sein müssen. Es ist jedenfalls spannend, und wenn eine Oscar-Verleihung spannend ist, warum nicht auch eine, bei der die besten Restaurant­s ausgezeich­net werden.

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Seit dem Wochenende tummeln sich Foodies, Köche und Blogger bei den Veranstalt­ungen rund um die Verleihung
 ??  ?? Drei Europäer ganz vorne Ein-, Auf- und Abstiege
Drei Europäer ganz vorne Ein-, Auf- und Abstiege
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