Der Arzt aus Baden, der die Blutgruppen entdeckte
Karl Landsteiner. Mediziner starb vor 75 Jahren
Dieser Mann hat Millionen Menschenleben gerettet. Durch seine Entdeckung der Blutgruppen (A, B, AB und 0) wurden die Grundlagen der modernen Medizin geschaffen. Karl Landsteiner war 33 Jahre alt, als ihm in seinem Labor im Anatomisch-Pathologischen Institut der Universität Wien bewusst wurde, dass Blut nicht gleich Blut ist. Ein Großteil der Patienten war bis dahin mit dem „ausgetauschten Blut“auf rätselhafte Weise verstorben, jetzt erst konnten lebensrettende Bluttransfusionen durchgeführt werden. Ohne Landsteiners Erkenntnisse wären Herzoperationen und andere Eingriffe mit hohem Blutverlust ebenso undenkbar wie die Behandlung bösartiger Tumore und die Rettung vieler Unfallopfer.
Kinderlähmung
Landsteiner war am 14. Juni 1868 in Baden bei Wien zur Welt gekommen. Sein Vater, Chefredakteur der Zeitung Die Presse, starb, als er sechs Jahre alt war. Nach dem Medizinstudium in Wien und mehreren Auslandsaufenthalten wurde Landsteiner Assistent des berühmten Chirurgen Theodor Billroth und später a. o. Professor für Pathologie. In dieser Zeit konnte er nachweisen, dass Kinderlähmung eine infektiöse Krankheit ist.
1901 veröffentlichte Karl Landsteiner in der Wiener klinischen Wochenschrift seine Erkenntnis, dass es verschiedene Blutgruppen gibt. Doch Österreich hat ihm diese epochale Leistung nicht gedankt. Da nach dem Zusammenbruch der Monarchie an der Universität Wien kaum Mittel für Forschung zur Verfügung standen, fand sich keine adäquate Stelle für Landsteiner. Und so wurde er 1919 im Alter von 51 Jahren in Frühpension geschickt. Niemand hat dabei bedacht, dass man damit einen genialen Forscher auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft jeglicher Arbeitsmöglichkeiten beraubte.
Übersiedlung in die USA
Karl Landsteiner, der eben erst geheiratet hatte, musste für seine Familie sorgen und wollte auch nicht untätig sein. Also übersiedelte er in die USA, wo man ihn mit offenen Armen aufnahm und in leitender Position am Rockefeller-Institut in New York anstellte. Hier gelangte der Wissenschafter, für den man in der Heimat keine Verwendung hatte, zu weiteren bedeutenden Erkenntnissen. Die wichtigste war die Entdeckung des Rhesusfaktors im Blut, wodurch die damals sehr hohe Säuglingssterblichkeit erheblich gesenkt werden konnte. Nun wurde die Welt auf den genialen Arzt aus Österreich aufmerksam. Und er erhielt 1930 den Nobelpreis für Medizin.
Der Mann, den man in Wien mit 51 Jahren in Pension geschickt hatte, arbeitete in den USA unermüdlich weiter und konnte noch weitere bedeutsame Forschungsarbeiten abschließen. Am 24. Juni 1943 erlitt der 75-Jährige in seinem Labor im RockefellerInstitut einen Herzinfarkt, dem er zwei Tage später erlag.
In Österreich fand er eine späte Ehrung: Ab 1997 zierte Karl Landsteiners Porträt die 1000-Schilling-Banknote.
georg.markus@kurier.at