Kurier

Prügelverd­acht: Imam droht Ablöse

Der Prediger einer Wiener Moschee soll einen Koran-Schüler geschlagen haben

- VON BERNHARD ICHNER

Ein Handy-Video aus der As-SunnahMosc­hee der kürzlich vom Kultusamt aufgelöste­n Arabischen Kultusgeme­inde (AKG) sorgt für Aufregung: Darauf ist ein Imam beim Unterricht mit Kindern zu sehen. Und es sieht ganz danach aus, als ob der auch schon zuvor umstritten­e Geistliche über seinen Pult greif tun deinen kleinenBub­en geschlagen haben könnte. Dazu sind auf Arabisch die Worte „Sei aufmerksam!“zu hören. Ein weiteres Foto zeigt, wie sich der betreffend­e Schüler verdutzt an den Kopf fasst. Für den Prediger gilt die Unschulds vermutung.

Die Mariahilfe­r FPÖ hatte den inder Gar berg asse situierten Moschee verein beider Staatsanwa­ltschaft angezeigt, weil der Im am laut Gemeindera­t Leo Kohlbauer radikale Inhalte gepredigt haben soll. Dies wurde vom Vorstand der AKG, Zikry Gabal zwar bestritten. Dieser stand bis zuletzt hinter dem Imam.

Nachdem er das Handy-Video gesehen hat, zeigt sich Gabal aber schockiert. „Ich bin über alle Maßen sauer. Das ist nicht zu tolerieren. Ein Moslem schlägt seine Kinder nicht - nicht zu Hause und nicht in der Mo- schee. Solche Praktiken kenne ich aus dem Koranunter­richt nicht.“Seine Rückendeck­ung habe der Imam nun nicht mehr, betont Gabal.

Welche Konsequenz­en das für den Geistliche­n hat, stand am Donnerstag­vormittag zwar noch nicht fest. Gabal stellt aber klar: „Einen Imam kann man wechseln.“

Problem-Verein

Auf die Mariahilfe­r Moschee ist der AKG-Vorsitzend­e ohnehin nicht gut zu sprechen. Zum einen weil im Bescheid des Kultusamte­s nur gegen diese eine inhaltlich­e Vorwürfe geäußert worden seien, worunter auch die anderen fünf gesperrten Moscheever­eine leiden würden. Und zum anderen weil der Vereinsvor­stand die Moschee ohne Genehmigun­g der Islamische­n Glaubensge­meinschaft (IGGÖ) weiter offen hält und auch „ohne meine Erlaubnis“dort Koranunter­richt abhalte, sagt Gabal.

Zurzeit wartet die AKG auf die Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts, nachdem man die von der Bundesregi­erung verhängte Sperre der Moscheen „ohne aufschiebe­nde Wirkung“beeinspruc­ht hatte. Mit dem Richterspr­uch rechnete man bis heute, Freitag. Dass das Handy-Video darauf keinen Einfluss hat, darf bezweifelt werden.

Seitens der Islamische­n Glaubensge­meinschaft (IGGÖ) war bis Redaktions­schluss niemand für eine Stellungna­hme zu erreichen.

Dort steht am kommenden Wochenende eine außerorden­tliche Sitzung des Schurrates (des IGGÖ-Parlaments) auf dem Programm. Deren wichtigste­r Tagesordnu­ngspunkt: der Antrag auf Neuwahlen. Präsident Ibrahim Olgun wird intern ja vorgeworfe­n, die Auflösung der A KG verursacht zu haben, weiler deren formelle Mängel dem Kultusamt gemeldet hatte. Olgun sagt, dazu sei er gesetzlich verpflicht­et.

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Dem KURIER liegt das Video vor. Für den Imam gilt die Unschuldsv­ermutung

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