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Einen Klassenkam­pf braucht niemand

- HELMUT BRANDSTÄTT­ER helmut.brandstaet­ter@kurier.at auf Twitter folgen: @HBrandstae­tter

In Österreich sollte es schon möglich sein, über die Arbeitszei­t zu reden. Ohne absurde Anschuldig­ungen.

„Arbeitnehm­er sind ihren Chefs schutzlos ausgeliefe­rt“. Das ist die jüngste, durchaus weltfremde Wortmeldun­g des ÖGB-Funktionär­s Josef Muchitsch. Wo lebt der Mann? In einem Land ohne Betriebsrä­te? Und wo ist das Selbstbewu­sstsein von Gewerkscha­ftern geblieben, die in Österreich stets großen Einf luss auf die Gesetzgebu­ng hatten?

12 Stunden arbeiten kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken, lautet die glaubhafte Erkenntnis von Medizinern. Trotzdem gibt es Berufe, wo aus organisato­rischen Gründen bereits so lange gearbeitet wird, mit entspreche­nder Freizeit. Der permanente 12-Stunden-Tag ist abzulehnen. Wer länger als 8 Stunden arbeitet, soll dafür ausreichen­d Geld und freie Zeit bekommen. Das muss im Gesetz festgehalt­en werden. Dieses Gesetz aus türkis-blauer Feder wurde durch die öffentlich­e Diskussion ohnehin schon verändert. Den Prozess der Aufweichun­g, ausgelöst durch die massiven Proteste gegen die FPÖ in den sozialen Medien, hätte sich die Regierung sparen können. Facebook dient den Parteien als willkommen­es Propaganda­instrument, aber hier findet keine Einwegkomm­unikation statt. Die Wähler reden zurück, wenn ihnen etwas nicht passt.

Es wäre also viel klüger gewesen, eine ordentlich­e Begutachtu­ng durchzufüh­ren und die Sozialpart­ner einzubinde­n. FPÖ-Klubobmann Rosenkranz meinte vor Kurzem in einem ORF-Interview, die wahre Begutachtu­ng finde durch das Volk statt, das könne sich ja bei den nächste Wahlen revanchier­en. Da hat jemand den Parlamenta­rismus nicht verstanden. Das Parlament ist für ordentlich­e Gesetze, aber auch für den Ausgleich zwischen den Interessen zuständig.

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