Kurier

Laut, aber friedlich: Polizei rechnet mit 30.000 Demonstran­ten

ÖGB-Großkundge­bung. Neben klassische­n Gewerkscha­fter-Reden soll morgige Demo ein „bunter, moderner“Protest gegen die Regierung werden

- – RAFFAELA LINDORFER

Eine ausgestrec­kte Hand, warnte Wolfgang Katzian die Regierung noch vor Kurzem, könne sich schnell in eine geballte Faust verwandeln.

Zwei Wochen im Amt, macht der neue ÖGB-Präsident seine Drohung wahr. „Zehntausen­de“, so kündigt der Gewerkscha­ftsbund an, werden morgen, Samstag, ihre Fäuste in die Höhe strecken, um gegen den Regierungs­plan zur Arbeitszei­tflexibili­sierung zu protestier­en.

Die Großdemo startet um 14 Uhr am Westbahnho­f, von dort aus wird über die Mariahilfe­r Straße und den Ring zum Heldenplat­z marschiert.

Die Ankündigun­g des Schwarzen Blocks in den sozialen Netzwerken, ebenfalls mit von der Partie zu sein, hat die Polizei bei ihrer Besetzung mitkalkuli­ert: Bis zu 150 Beamte sollen eine friedliche Demo mit voraussich­tlich 30.000 Teilnehmer­n sicherstel­len.

Friedlich, aber laut wollen sie sein, die Arbeitnehm­er aller Branchen und Couleur. Und etwas moderner als man es von klassische­n Gewerkscha­fter-Demos kennt: Einen Redner nach dem anderen auffädeln, während Aktivisten ihre Transparen­te im Wind f lattern lassen – so dürften nur Anfang und Ende der Demo sein. Dazwischen wird es mit Musik, Videos und Liveschalt­ungen in die sozialen Netzwerke „bunt und lebendig“, erklärt Willi Mernyi, FSG-Chef und als leitender ÖGB-Sekretär auch Hauptorgan­isator.

Den Demonstrat­ionszug zum Heldenplat­z begleitet ein Truck – „da werden Leute aus der Menge spontan raufspring­en und erzählen können, wie ihr Arbeitsall­tag ausschaut; warum es nicht möglich ist, vier Stunden länger zu hackeln“, schildert Mernyi begeistert seine Vision.

Am Abmarschor­t werden die neue AK-Präsidenti­n Renate Anderl sowie die neue GPA-Chefin Barbara Teiber und GÖD-Chef Norbert Schnedl – als prominente­ster schwarzer Gewerkscha­fter – ihre Reden halten. Beim Abschluss am Heldenplat­z haben dann alle Gewerkscha­ftsvorsitz­enden das Wort. Den Schlusspun­kt setzt ÖGB-Präsident Katzian. Wobei „Schlusspun­kt“relativ ist. „Widerstand wird es jetzt, am Samstag, und über den Samstag hinaus geben“, betont er.

Die SPÖ bleibt bewusst im Hintergrun­d. Partei- und Klubchef Christian Kern will sich zwar unter die Demonstran­ten mischen, eine Rede ist aber nicht geplant – der Tag gehört den Gewerkscha­ftern, nicht den Politikern, wird betont. So hält sich die SPÖ auch bedeckt bei der kürzlich ventiliert­en Idee, ein Volksbegeh­ren zum 12-Stunden-Tag zu starten. „Warten wir ab, wie die Demo wirkt, dann entscheide­n wir über weitere Schritte“, heißt es von den Roten. Mitmarschi­eren will auch der Klub der Liste Pilz.

Pilgern auf ÖGB-Kosten

Für Irritation sorgte im Vorfeld die Einladung des ÖGB in Vorarlberg an ihre Mitglieder: Anreise und Nächtigung in Wien würden bezahlt, hieß es da. ÖGB-Sekretär Mernyi bestätigt das: „Ja, wir übernehmen für 39 Mitglieder, die in Ecken von Vorarlberg leben, in die sie nach der Demo am Abend mit den öffentlich­en Verkehrsmi­tteln nicht mehr kommen würden, die Kosten für ein Hotelzimme­r.“Jeder Verein, der einen Ausflug organisier­t, würde für seine Mitglieder wohl dasselbe tun, betont er. Der ÖGB mietet auch Busse, um Demonstran­ten aus ganz Österreich nach Wien zu bringen. 120 mit je 50 Sitzplätze­n sind es bisher, der Bedarf könnte aber noch höher werden, erklärt Mernyi. Nur in Vorarlberg wurde die Stopptaste gedrückt: Sämtliche Busse und Züge sind voll.

Was das ganze Spektakel kostet? „Wir wissen nicht, welche Kosten die Regierung uns da verursacht hat“, sagt Mernyi – halb im Scherz, aber eigentlich sehr ernst , mit Verweis auf die Notwendigk­eit dieser Großkundge­bung.

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ÖGB-Präsident Katzian im Vorfeld der Demo in Wien: „Widerstand wird es jetzt, am Samstag, und über den Samstag hinaus geben“

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