Kurier

Harmoniesu­che im Mietstreit

Semmelweis-Areal. Versteiger­ung könnte abgewendet sein / Opposition fordert Auf klärung

- VON STEFANIE RACHBAUER

Eine nicht alltäglich­e Allianz zog am Donnerstag der seit längerem umstritten­e Verkauf von Flächen am Semmelweis-Areal in Währing nach sich. Im Vorfeld des Sondergeme­inderats zur Causa am heutigen Freitag kritisiert­en die Neos gemeinsam mit der FPÖ die Immobilien­deals. Ungereimth­eiten sehen sie sowohl in Bezug auf den Verkauf einer Fläche an die gewerkscha­ftsnahe „at home Immobilien GmbH“, als auch auf die Veräußerun­g jener Bauten, in denen die private Musikschul­e Amadeus Internatio­nal School untergebra­cht wurde. Indes könnte die im Raum stehende Zwangsvers­teigerung der Schul-Pavillons passé sein.

Wie berichtet, hatte die Stadt beide Liegenscha­ften 2012 verkauft – und zwar ohne Ausschreib­ung sowie unter ihrem tatsächlic­hen Wert, kritisiert die Opposition. „Bürgermeis­ter Michael Ludwig schweigt, es ist ihm unangenehm, weil er als Stadtrat (für Wohnbau, Anm.) mitverantw­ortlich war. Wir werden ihn zur Rechenscha­ft ziehen“, kündigte Neos-Gemeindera­t Christoph Wiederkehr an. „Diese Geschichte ist einfach sehr eigentümli­ch“, befand FPÖMandata­r Udo Guggenbich­ler. „Wir wünschen uns Aufklärung und eine Stellungna­hme des Bürgermeis­ters.“Seine Fraktion werde den Stadtrechn­ungshof mit einer Prüfung der Liegenscha­ftsverkäuf­e beauftrage­n, sagte er. Auch die ÖVP hat bereits ein Prüfansuch­en an den Rechnungsh­of gestellt.

Lösung gesucht

Abseits der politische­n Ebene wurden inzwischen Schritte gesetzt, die eine Einigung zwischen PavillonEi­gentümern und Gläubigern wahrschein­licher werden lassen. Denn die Amadeus Vienna Campus Eigentümer­gesellscha­ft und der Schulbetre­iber haben sich auf einen Mietvertra­g geeinigt, sagt Nikolaus Peter Lengersdor­ff. Einen solchen habe es laut ihm nicht gegeben. Der Immobilien­entwickler hält 60 Prozent an der Amadeus Campus. Der Rest gehört einer Gruppe von Eltern um die Singapurer Familie Goh, die auch die Schule betreibt. Mit ihr habe er in den vergangene­n Monaten um einen Mietvertra­g gerungen, Zahlungen seien ausgeblieb­en.

Die Schule vertritt hingegen die Rechtsauff­assung, dass sehr wohl ein Mietvertra­g bestanden und sie alle Verpflicht­ungen erfüllt habe. Das sei auch in allen bisherigen Verfahren bestätigt worden, heißt es auf Nachfrage. Laut Lengersdor­ff soll die Übereinkun­ft kommende Woche fixiert werden. Und: „Diese Einigung impliziert eine Einigung mit der KochStiftu­ng“, sagt er. Wie berichtet, fordert die Familienst­iftung der ehemaligen Leiner/Kika-Eigentümer Koch über 20 Millionen Euro von Amadeus Campus wegen eines Darlehens und hat zu deren Hereinbrin­gung eine Zwangs-Versteiger­ung angestreng­t. Schätzunge­n zufolge wäre diese mit einem Gewinn für Amadeus Campusverb­undengewes­en, die Opposition hatte daher Immobilien­spekulatio­n geortet. „Das ist Quatsch“, dementiert Lengersdor­ff .

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Ein Sondergeme­inderat befasst sich mit dem Musikschul-Deal

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