Kurier

Steirische­s Start-up Wuggl wiegt Schweine mit einer Kamera

Junge Firma entwickelt optische Waage und arbeitet aneinem„Smartphone für den Stall“.

- VON PATRICK DAX WUGGL

Für Landwirte ist es wichtig, das Gewicht ihrer Tiere genau zu kennen. Sind sie zu leicht oder zu schwer, kann es beim Verkauf zu Abschlägen kommen. Tiere zu wiegen, ist aber nicht einfach. Die Stressbela­stung für die Tiere und der Arbeitsauf­wand für die Landwirte ist hoch. Das steirische Start-up Wuggl arbeitet an einer Lösung, mit der das Gewicht von Schweinen über Bilddaten bestimmt werden kann. Dazu genügt es, die Tiere zu fotografie­ren, den Rest erledigt die „optische Waage“des jungen Unternehme­ns automatisc­h.

Wuggl, so der Name des Geräts, der sich vom umgangsspr­achlichen südsteiris­chen Ausdruck für Schwein ableitet, ist im Wesentlich­en ein Smartphone, das über ein spezialisi­ertes Kamerasyst­em zum „Wiegen“verfügt, erzählt Marcus S ch weinzg er. Er hat das Start- up gemeinsam mit dem Tierarzt Alois Temmel gegründet. „Man muss das Tier ganz im Bild haben, dann wird das Gewicht berechnet. Über die technische­n Details will Schweinzge­r nicht sprechen. Nur so viel: „Wir haben momentan eine Genauigkei­t von 98 Prozent.“

Marktstart 2019

An der optischen Waage arbeitet das Start-up bereits seit 2014. Bei der Entwicklun­g gab es allerdings Probleme, die laut Schweinzge­r korrigiert wurden. Einen produktnah­en Prototypen des Geräts gibt es bereits, die Serienprod­uktion wird vorbereite­t. Gefertigt werden soll das Gerät komplett in Österreich. Erhältlich sein wird es Anfang nächsten Jahres. Der Preis stehe noch nicht fest, meint der Gründer. „Er wird um die 2500 Euro betragen.“

Das Wuggl läuft auf dem mobilen GoogleBetr­iebssystem Android und wird etwas dicker sein als herkömmlic­he Smartphone­s. Die Vision sei es, das Gerät zu einem „Smartphone für den Stall“weiter zu entwickeln, auf dem auch andere Smart-FarmingApp­s laufen, sagt Schweinzge­r. Dazu würden auch Partnersch­aften angepeilt. Im Fokus der Gründer steht der internatio­nale Markt. „Wir sind auf Export orientiert.“Die österreich­ische Landwirtsc­haft sei kleinteili­ger strukturie­rt als in Deutschlan­d, Italien oder den Niederland­en.„ Österreich ist für uns eher ein Entwicklun­gsund Testmarkt.“Landwirte seien bereits sehr technikaff­in, meint der Schweinzge­r. „Sie haben Hightech-Traktoren und anderes Equipment.“Produkte müssten aber einen klaren Nutzen stiften: „Nice-to-haveLösung­en werden nicht angenommen.“Bei der Entwicklun­g des Geräts habe man viele Gespräche mit Landwirten geführt, erzählt Schweinzge­r: „Es war uns ein Anliegen, Ideen aus der Praxis umzusetzen.“Bereits 2014 wurde das Start-up in das Akzelerato­renprogram­m von INiTS, dem universitä­ren Gründerser vice Wien, aufgenomme­n. Finanzieru­ngen der Förderbank aws folgten. Daneben zogen Schweinzge­r und Tremmel,die2015mit­Wuggl auch an der Puls4-Start-upShow „2 Minuten, 2 Millionen“teilnahmen, auch erste Investoren an Land.

Automatisi­erung

Und wie geht es weiter? Weitere Produkte rund um Automatisi­erungslösu­ngen im Stall werden bereits angedacht. Thema ist auch die Rückverfol­gbarkeit von Lebensmitt­eln mithilfe der Blockchain-Technologi­e. Auch Anfragen, die optische Waage für andere Tierkatego­rien anzubieten, gebe es, sagt Schweinzge­r. Zunächst wolle man sich aber auf den Marktstart und die internatio­nale Expansion konzentrie­ren. Nach Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz wolle man bald auch in weiteren europäisch­en Ländern starten. Schweinzge­r: „Wir haben bereits Anfragen. Interesse gibt es.“

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Bringen Technik in den Stall: WugglGründ­er Marcus Schweinzge­r (li.) und Alois Temmel
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Optische Waage: das Smartphone des Start-ups

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