Steirisches Start-up Wuggl wiegt Schweine mit einer Kamera
Junge Firma entwickelt optische Waage und arbeitet aneinem„Smartphone für den Stall“.
Für Landwirte ist es wichtig, das Gewicht ihrer Tiere genau zu kennen. Sind sie zu leicht oder zu schwer, kann es beim Verkauf zu Abschlägen kommen. Tiere zu wiegen, ist aber nicht einfach. Die Stressbelastung für die Tiere und der Arbeitsaufwand für die Landwirte ist hoch. Das steirische Start-up Wuggl arbeitet an einer Lösung, mit der das Gewicht von Schweinen über Bilddaten bestimmt werden kann. Dazu genügt es, die Tiere zu fotografieren, den Rest erledigt die „optische Waage“des jungen Unternehmens automatisch.
Wuggl, so der Name des Geräts, der sich vom umgangssprachlichen südsteirischen Ausdruck für Schwein ableitet, ist im Wesentlichen ein Smartphone, das über ein spezialisiertes Kamerasystem zum „Wiegen“verfügt, erzählt Marcus S ch weinzg er. Er hat das Start- up gemeinsam mit dem Tierarzt Alois Temmel gegründet. „Man muss das Tier ganz im Bild haben, dann wird das Gewicht berechnet. Über die technischen Details will Schweinzger nicht sprechen. Nur so viel: „Wir haben momentan eine Genauigkeit von 98 Prozent.“
Marktstart 2019
An der optischen Waage arbeitet das Start-up bereits seit 2014. Bei der Entwicklung gab es allerdings Probleme, die laut Schweinzger korrigiert wurden. Einen produktnahen Prototypen des Geräts gibt es bereits, die Serienproduktion wird vorbereitet. Gefertigt werden soll das Gerät komplett in Österreich. Erhältlich sein wird es Anfang nächsten Jahres. Der Preis stehe noch nicht fest, meint der Gründer. „Er wird um die 2500 Euro betragen.“
Das Wuggl läuft auf dem mobilen GoogleBetriebssystem Android und wird etwas dicker sein als herkömmliche Smartphones. Die Vision sei es, das Gerät zu einem „Smartphone für den Stall“weiter zu entwickeln, auf dem auch andere Smart-FarmingApps laufen, sagt Schweinzger. Dazu würden auch Partnerschaften angepeilt. Im Fokus der Gründer steht der internationale Markt. „Wir sind auf Export orientiert.“Die österreichische Landwirtschaft sei kleinteiliger strukturiert als in Deutschland, Italien oder den Niederlanden.„ Österreich ist für uns eher ein Entwicklungsund Testmarkt.“Landwirte seien bereits sehr technikaffin, meint der Schweinzger. „Sie haben Hightech-Traktoren und anderes Equipment.“Produkte müssten aber einen klaren Nutzen stiften: „Nice-to-haveLösungen werden nicht angenommen.“Bei der Entwicklung des Geräts habe man viele Gespräche mit Landwirten geführt, erzählt Schweinzger: „Es war uns ein Anliegen, Ideen aus der Praxis umzusetzen.“Bereits 2014 wurde das Start-up in das Akzeleratorenprogramm von INiTS, dem universitären Gründerser vice Wien, aufgenommen. Finanzierungen der Förderbank aws folgten. Daneben zogen Schweinzger und Tremmel,die2015mitWuggl auch an der Puls4-Start-upShow „2 Minuten, 2 Millionen“teilnahmen, auch erste Investoren an Land.
Automatisierung
Und wie geht es weiter? Weitere Produkte rund um Automatisierungslösungen im Stall werden bereits angedacht. Thema ist auch die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln mithilfe der Blockchain-Technologie. Auch Anfragen, die optische Waage für andere Tierkategorien anzubieten, gebe es, sagt Schweinzger. Zunächst wolle man sich aber auf den Marktstart und die internationale Expansion konzentrieren. Nach Deutschland, Österreich und der Schweiz wolle man bald auch in weiteren europäischen Ländern starten. Schweinzger: „Wir haben bereits Anfragen. Interesse gibt es.“