VKI-Test: Wenig Information in Apotheken
Konsumentenschützer vergaben schlechte Noten. Apothekerkammer weist Kritik zurück
Wie gut ist die Beratung in Apotheken? Wird überhaupt ausreichend beraten, oder geht es nur darum, Medikamente zu verkaufen? Darüber ist jetzt eine heftige Diskussion ausgebrochen – zwischen Konsumentenschützern und Wiener Apothekern. Anlass ist ein Test des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) in der JuliAusgabe des Testmagazins Konsument.
19 Wiener Apotheken wurden von zwei Testpersonen mit vorgeblichen Schlafproblemen aufgesucht. „Die Ergebnisse waren ernüchternd“, schreiben die Tester. „Nur in wenige Fällen wurde etwa nachgefragt, seit wann die Schlafstörungen bestehen, wie oft sie auftreten, ob Erkrankungen vorliegen oder ob bereits versucht wurde, dagegen etwas zu unternehmen.“Ratschläge zu Alternativen seien so gut wie nicht angeboten worden, stattdessen seien in fast allen Apotheke rezeptfreie Medikamente oder Nahrungsergänzungsmittel abgegeben worden. „Im Schnitt war der direkte Kundenkontakt binnen drei Minuten abgeschlossen“, erklären die Konsumentenschützer. Bei drei Beratungsgesprächen bekamen die Tester immerhin den Rat, einen Arzt zu konsultieren, wenn die Beschwerden weiter bestehen.
16 Apotheken erhielten vom VKI das Testurteil „nicht zufriedenstellend“. Drei Anbieter, die den Testpersonen „immerhin einige wenige Fragen“stellten, erhielten ein „weniger zufriedenstellend“.
„Wackelige Beine“
Für den Präsidenten der Apothekerkammer Wien, Philipp Saiko, steht das Testergebnis hingegen „auf sehr wackeligen Beinen“. Der Test sei anhand eines mangelhaften Fragenkatalogs durchgeführt worden. In das Ergebnis sei außerdem nicht eingeflossen, welches Arzneimittel abgegeben wurde.
„Apothekerinnen und Apotheker sind akademisch ausgebildete Fachkräfte. Automatisch Fragen nach der jeweiligen Matratzenhärte zu stellen, entspricht nicht ihrer primären Expertise. Ihnen aber genau dies anzulasten, zeugt von einer inhaltlich unprofessionellen Herangehensweise an die Problematik. Damit wird ein ganzer Berufsstand zu Unrecht schlecht geredet“, sagt Saiko.
Für rund 100.000 Menschen pro Tag in Wien sei die Apotheke die erste Anlaufstelle, wenn es um Fragen der Gesundheit oder Arzneimittel geht, sagt Susanne ErgottBadawi, Vizepräsidentin der Apothekerkammer Wien. „Aus dem immensen Vertrauen, das die Bevölkerung der Apothekerschaft entgegenbringt, erwächst eine große Verantwortung für uns. Dieser Verantwortung stellen wir uns.“Der ApothekenTest, der so unprofessionell abgelaufen sei, stelle hingegen die Wiener Apotheker ungerechtfertigterweise an den Pranger.
Die Konsumentenschützer betonen, dass auch bestimmte rezeptfreie Mittel nur kurzzeitig eingenommen werden dürfen. Dauern Schlafstörungen nach vier Wochen an und ist die Leistungsfähigkeit tagsüber eingeschränkt, sollte man zum Arzt gehen.