Wo Altmeister Franco Zeffirelli jedes Jahr die sprichwörtlichen Puppen tanzen lässt
Kritik. Sie ist schon beeindruckend, diese gigantische, drehbare und von innen leuchtende Pyramide aus goldenen Lamellen, die den Mittelteil der gewaltigen Bühne der Arena di Verona völlig ausschöpft. Rundherum ist dann noch eine Menge an Skulpturen von ägyptischen Gottheiten und Fabelwesen platziert.
Bei der Wiederaufnahme von Giuseppe Verdis „Aida“aus dem Jahr 2001, die in der Arena bekanntlich jedes Jahr gezeigt wird und Touristenmassen anlockt, schöpft Franco Zeffirelli (Bühne und Inszenierung) wieder aus dem Vollen: Der Altmeister lässt die Menschenmassen in historisierten, prächtigen Gewändern und stimmungsvollem Licht unter totaler Ausnützung der Riesenbühne samt Steinstufen aufmarschieren. In ihrer Üppigkeit entsteht eine gewaltige Bilderpracht an der Kitschgrenze. Den Höhepunkt stellt der Triumphmarsch dar.
Und da scheint das ansonsten statische und ideenlose Steh- und Schreittheater niemanden zu stören. Als Titelheldin besticht Anna Pirozzi, sie wird am 4. 7. in Göttweig gemeinsam mit Elīna Garanča bei „Klassik unter den Sternen“zu hören sein, mit dramatischer Attacke aber auch empfindsamen Piani. Yusif Eyvazov hat als Radamés alle Höhen und viel Kraft, aber seine Mittellage klingt diesmal noch kehliger als sonst, auch singt er nicht ganz sauber.
Luca Salsis Stimme ist wie geschaffen für die Arena, er ist ein präsenter und kraftvoller Amonasro. Violetta Urmana singt die Amneris schon mit sehr reifem Timbre, Vitalij Kowaljow den Ramfis mit edler Stimmfülle. Unscheinbar ist Romano dal Zovo als König. Der Spanier Jordi Bernacèr lässt mit weitausholenden Gesten viele Abstufungen im Orchester aufregend aber nicht immer eines Sinnes mit der Bühne musizieren.
KURIER-Wertung: ★★★☆☆