Seehofer vs. Merkel: Offener Schlagabtausch, Demütigung
Chronologie. Merkel öffnet im September 2015 die Grenzen für Flüchtlinge, die über Ungarn und Österreich kommen. „Wir schaffen das“, meint sie. Bayerns Ministerpräsident Seehofer wird per SMS informiert. Er spricht später von einem „Fehler, der uns noch lange beschäftigen wird“. Im Oktober 2015 fordert Seehofer eine Obergrenze für Flüchtlinge, die Merkel aber ablehnt. Beim CSU-Parteitag, an dem Merkel neben Seehofer auf der Bühne steht, führt der Ministerpräsident die Kanzlerin regelrecht vor. 13 Minuten schlägt er verbal auf ihre Flüchtlingspolitik ein. Die Kanzlerin muss wie ein Schulmädchen daneben stehen und sich die Standpauke anhören.
Nach der Bundestagswahl im September 2017 erklären die beiden ihren Streit um die Flüchtlinge für beendet. Doch Seehofer kann es nicht lassen. Im März 2018 sagt der neue Innenminister, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, was Merkel aber stets betont hatte.
Im Juni 2018 dann die endgültige Eskalation. Seehofer kündigt an, Schutzsuchende, die in einem anderen EULand registriert worden sind, an der Grenze zurückzuweisen. Merkel strebt Abkommen mit EU-Staaten an. Seehofer droht mit einem Alleingang, Merkel mit der Richtlinienkompetenz, nach der sie ihn entlassen kann. Seehofer gibt Merkel bis Ende Juni Zeit, Abkommen zu schließen.