Austria Wien: Exekutor kam kurz vor der Stadion-Eröffnung
Um zu jenem Mann zu gelangen, der Europas kreativste Fahndung ins Leben gerufen hat, muss man durch fünf Sicherheitsschleusen, vorbei an Hochsicherheits-Pollern und mindestens einmal wird das komplette Gepäck gescannt. Kameras sind hier prinzipiell verboten. Alle Papiere werden jeden Tag in persönlichen Safes eingesperrt.
Hier hinter verschlossenen Türen sitzen im Kommunikationsbüro von Europol (Polizeibehörde der EU. Sie soll die den Informationsaustausch zwischen den nationalen Polizeibehörden fördern) in Den Haag rund ein Dutzend Polizisten und feilen an Ideen, wie Europas Schwerverbrecher dingfest gemacht werden können. „Wir haben keine PR-Agenturen, wir machen das alles selbst“, sagt Abteilungsleiter Gerald Hestzera. Der Österreicher und sein Team sorgten bereits in den vergangenen Jahren für Furore – etwa mit einem Adventkalender oder Urlaubsgrüßen der „Most Wanted“. Zuletzt wurde mit Fotos von Hintergrundgegenständen aus Kinderpornos viele Hintermänner ausgeforscht.
Allein mit der Weihnachtskampagne wurden sechs so genannte „Most Wanted“ausgeforscht, drei weitere mit den (von Europol entworfenen) Postkarten der Schwerverbrecher.
Ab heute, Donnerstag, wird nun mit einem Stickeralbum wie aus den legendären Panini-Alben nach 25 Schwerverbrechern gesucht. Wer die Europol-Seiten auf sozialen Medien (Twitter oder Facebook) verfolgt, erhält bis Sonntag Codes, um die „Pickerl“online zu erhalten. Mit in der Sammlung sind auch gesuchte Österreicher.
Am Freitag feiert der Fußballverein Austria Wien große Stadioneröffnung mit dem Eröffnungsspiel gegen Borussia Dortmund. Wer nicht dort sein wird: „Problemfan“Alexander Christian. Der bekam vom Fußballverein 10.000 Euro, um nicht zu erscheinen – der KURIER berichtete. Seine beiden Tickets sollte er dennoch bekommen – unter der Voraussetzung sie an Personen weiter zu geben, gegen die kein Hausverbot besteht. Ein (gerichtlicher) Vergleich, mit dem Christian leben kann. Allein: Die Austria gab ihm die Tickets nicht. Deshalb stand der Exekutor vor der Tür der Austria.
Zwei Tickets. Gerichtsbeschluss
Mit dabei hatte er einen Beschluss des Bezirksgerichtes Favoriten. Darin zu lesen: „Diese Tickets sind der verpflichteten Partei wegzunehmen und der betreibenden Partei gegen Empfangsbestätigung auszuhändigen.“Auch Alexander Christian und sein Anwalt begleiteten den Exekutor. Der Einlass ins Stadion wurde dem Fan allerdings verwehrt – gegen den Juristen besteht ein Hausverbot. Er soll Verbindungen zur rechtsradikalen Fangruppierung „Unsterblich“haben.
Seit Monaten tobt zwischen Christian und dem Verein ein Rechtsstreit. Denn Christian beteiligte sich (nach offizieller Austria-Aufforderung per eMail) am Crowdfunding für das neue Stadion. Als Zuckerl dafür gab es zwei Tickets für das Eröffnungsspiel. Die wollte ihm die Austria aber wegen des Hausverbotes verweigern. Die Sache ging vor Gericht. Man einigte sich auf einen ungewöhnlichen Deal. Christian erscheint nicht zum Spiel und bekommt dafür 10.000 Euro. Die Tickets wollte er an eine Freundin und ihre Mutter weitergeben. Doch die Austria hielt sich nicht an die Abmachung, die Tickets spätestens 14 Tage vor dem Spiel zu übergeben.