Kurier

Neuwagen-Rabatte steuern auf Rekord zu

Aktionen. Dennoch sinkt der Diesel-Absatz

- VON KID MÖCHEL

Wer sich ein neues Auto zulegen möchte, sollte dies noch im Sommer tun. Aktuell gibt es Rabatte von bis zu 40 Prozent – ein Rekordwert. Auch die Zahl der Sonderakti­onen erreicht ein noch nie da gewesenes Ausmaß. Die Verkaufsak­tionen kommen die Hersteller teuer – allein in Deutschlan­d sind es seit Ausbruch des Dieselskan­dals vor drei Jahren rund 700 Millionen Euro. Und dennoch verfehlen die Aktionen ihre Wirkung: Die Zulassungs­zahlen beim Diesel sinken weiter stark. Zudem werden die hohen Rabatte langfristi­g der Branche kein Glück bringen. Denn die Menschen lassen sich beim nächsten Autokauf nicht mehr mit 15 Prozent abspeisen, wenn sie einmal 30 Prozent erhalten haben, meint Experte Ferdinand Dudenhöffe­r.

39 Prozent Rabatt bei einem Opel Zafira Diesel, 31,7 Prozent Abschlag bei einem Diesel-Golf Rabbit, 22 Prozent auf einen Mercedes B180 sowie 18 Prozent ein Mercedes C 220 Coupé beim Händler Pappas. Auch der koreanisch­e Autobauer Hyundai gewährt bis zu 6450 Euro Preisvorte­il beim Kauf eines Neuwagens.

Wer sich ein neues Auto zulegt, fährt derzeit in Österreich so günstig wie noch nie. Dazu muss man nicht einmal die bekannten Schnäppche­n-Portale im Internet besuchen, die vom Dieselskan­dal ausgelöste Rabattschl­acht findet nach wie vor bei den Markenhänd­lern statt. Derzeit grassiert bei vielen Händlern wie Volkswagen der „Sommerbonu­s“für sofort verfügbare Pkw, der je Modell zwischen 1000 bis 1500 Euro beträgt. Auch bei Kia gibt es 1000 Euro Sommerund 1500 Euro Österreich­bonus noch bis Ende September.

Mittlerwei­le sind die Preisnachl­ässe im Autohandel so gängig wie die Rabattpick­erl-Aktionen im Lebensmitt­elhandel. „Man gewöhnt die Leute so wie Pawlowsche Hunde an höhere Rabatte“, sagt Professor Ferdinand Dudenhöffe­r, Autoexpert­e der Uni Duisburg-Essen, zum KURIER. „Das ist ein großes Eigentor und Quatsch in einem gesättigte­n Markt wie in Österreich und Deutschlan­d. Die Leute ziehen einen Autokauf durch die Rabatte vielleicht etwas vor, doch in den nächsten Jahren fallen die Verkaufsza­hlen wieder runter. Und die Leute lassen sich dann beim nächsten Autokauf nicht mehr mit 15 Prozent abspeisen, wenn sie einmal 30 Prozent erhalten haben.“

Seit 2010 steigen die Autorabatt­e stetig. So hoch wie seit August des Vorjahres waren sie laut dem von Dudenhöffe­r ermittelte­n Rabattinde­x aber noch nie. Die 561 im Juni laufenden Sonderakti­onen stellen demnach ebenfalls einen Höchstwert dar.

Allein in Deutschlan­d haben die Autobauer laut Dudenhöffe­r „durch die Sause mit Dieselpräm­ien“mehr als 700 Millionen Euro verbrannt. Oder anders formuliert: Sie haben 700 Millionen Euro weniger eingenomme­n. Diese teuren Marketingm­aßnahmen gehen eigentlich ins Leere.

Sie können den Niedergang des Dieselantr­iebs auch hierzuland­e nicht mehr auf halten. Von Jänner bis Ende Juni 2018 sind die Neuzulassu­ngen von Dieselauto­s in Österreich um 16 Prozent beziehungs­weise um 15.280 Fahrzeuge zurückgega­ngen. Im vergangene­n März betrug der Rückgang sogar 25 Prozent. Der Marktantei­l der Dieselfahr­zeuge ist heuer auf 41,5 Prozent gesunken. Vor vier Jahren betrug der Dieselante­il noch 56,8 Prozent.

Viel Geld für nichts

„Die Autobauer hätten den Diesel-Niedergang auf halten können, wenn sie die von Abgasmanip­ulationen betroffene­n Fahrzeuge mit Hardware nachgerüst­et hätten“, sagt Dudenhöffe­r zum KURIER. „Dadurch wären diese Diesel nicht abgewertet, sondern sauber geworden. Mit den enormen Summen hat man nichts bewirkt. Viele SUVs werden heute mit Benzinund Hybridantr­ieb verkauft, beim SUV war früher eigentlich ein Dieselantr­ieb in der Regel unersetzba­r.“

Der deutsche Auto-Professor prognostiz­iert einen weiteren Rückgang bei Dieselfahr­zeugen. „Wenn die Elektromob­ilität kommt, wird sich der Diesel schwer tun. Er wird eigentlich nur noch in Europa verkauft“, sagt Dudenhöffe­r. „Volvo und andere Hersteller haben schon angekündig­t, beim Diesel auszusteig­en.“

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Autohändle­r schleudern mit den Preisen für neue Pkw. Diesel werden trotzdem immer weniger gekauft

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