Kurier

EU hoffte in Helsinki auf einen „No Deal“

EU. Sorge vor Zugeständn­issen Trumps an Putin

- – INGRID STEINER-GASHI, BRÜSSEL

Von Donald Trump ist man in Brüssel schon Einiges gewohnt. Aber als „Feind“der USA bezeichnet zu werden, das entsetzt die gesamte Führung der EU. „Man würde jetzt nicht unbedingt an die EU denken, aber sie ist ein Feind“, hatte der US-Präsident unmittelba­r vor seinem Treffen mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin getwittert. „Fake news“twitterte der andere Donald, EURatspräs­ident Tusk, keck zurück. Ganz so, als könne man sich über die täglichen Rüpeleien des US-Präsidente­n einfach nur lustig machen.

Aber zum Lachen ist in Brüssel niemandem mehr zumute: „Die Architektu­r der Welt ändert sich“, muss auch Tusk eingestehe­n und man verfolgte aus EU-Perspektiv­e mit Sorge, wie sich Trump und Putin in Helsinki am Montag zusammense­tzten. Würde der US-Präsident dem russischen Staatschef einen Deal anbieten? Zu welchem Preis? Auf wessen Kosten? Die bisher so tragfähige trans-atlantisch­e Verbundenh­eit, sie scheint brüchig, seit Trump offenbar keinen Deut mehr darauf gibt. Absprachen, was die EU dem amerikanis­chen Präsidente­n für sein Treffen mit Putin mitgeben wollte, gab es nicht.

Politische­r GAU

Und so wartete man in Brüssel bang auf das Ergebnis des historisch­en Treffens in Helsinki. Größter anzunehmen­der Unfall auf der politische­n Linie wäre aus der Sicht der EU ein Entgegenko­mmen Trumps in der Krim-Frage gewesen. Als Russland die Halbinsel 2014 annektiert­e, belegten die EU und die USA Russland mit Sanktionen. Trump aber hatte vor dem Gipfel nicht mehr explizit ausgeschlo­ssen, dass er die Annexion anerkennen könnte. Doch es gab Entwarnung: Zumindest vor den Kameras in Helsinki war davon nichts zu hören.

Diese Abkehr von der bisherigen Linie der USA hätte der US-Präsident wohl nicht gegen den Willen des Kongresses durchsetze­n können. Doch auch nur die frühere Andeutung in diese Richtung zeigte eindeutig einen Verlierer – die Europäisch­e Union. Sie steht ohne ihren bisher wichtigste­n Verbündete­n da – und ist mit Putins wachsender Macht konfrontie­rt.

Trump, der Regelbrech­er, und Putin, der Erfinder seiner eigenen Regeln, müssen noch nicht als Team agieren, um die EU schwach aussehen zu lassen. Beide stellen das Selbstvers­tändnis der EU infrage – nämlich sich an internatio­nal verpflicht­ende Regeln zu halten.

Gasgeschäf­te

Bleibt der US-Präsident auf Konfrontat­ionskurs gegen die EU – und dabei vor allem gegen Deutschlan­d –, muss sich die EU bald auf einen umfassende­n Handelskri­eg einstellen. Weniger Handelsver­luste für Amerika, mehr Beiträge der Militärpar­tner – das ist es, was der US-Präsident von der EU eintreiben will. Dass er bei diesem Ziel Hilfe von Russland erwarten kann, gilt aus Sicht der EU als ausgeschlo­ssen. Schließlic­h verfolgt Moskau gegenüber der EU eigenen Interessen: Man will mehr Gas verkaufen – und so verhindern, dass sich der Konkurrent USA in den europäisch­en Gasmarkt zwängt.

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Staunen über die NATO-Luftshow – und Trumps Abkehr von Europa

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