Kurier

Extremiste­n von rechts bis links hassen Juncker

Brüssel. So wurde der EU-Chef zum Feindbild

- –MK

Nicht nur die FPÖ, sondern auch andere nationalis­tische und populistis­che Parteien in Europa haben Jean-Claude Juncker seit Jahren im Visier.

Für die Regierungs­parteien in Italien (Lega und FünfSterne-Bewegung), die Rassemblem­ent National von Marine Le Pen, der Vlaams Belang in Belgien oder rechtsnati­onale und populistis­che Bündnisse in den Niederland­en, Dänemark, Schweden, Finnland und in osteuropäi­schen Ländern ist der luxemburgi­sche Christdemo­krat ein Feindbild.

Aber nicht nur rechte Parteien, auch die extreme Linke hat mit Juncker nichts am Hut. Sie alle kultiviere­n ihre Abneigung und ihren Hass gegen den Chef der EU-Kommission.

Ihnen missfällt, dass Juncker durch und durch Europäer ist. In jedem seiner bisherigen politische­n Ämter (er war Finanz- und Wirtschaft­sminister in Luxemburg, dann fast 20 Jahre Ministerpr­äsident, Chef der Euro-Gruppe und seit 2014 Kommission­spräsident) hat er das europäisch­e Integratio­nsprojekt unterstütz­t und gefördert.

Juncker hat den Europäisch­en Binnenmark­t, die Wirtschaft­sund Währungsun­ion, sämtliche EU-Verträge entscheide­nd mitverhand­elt. Dass Griechenla­nd nicht aus dem Euro flog und gerettet wurde – und damit die gesamte Eurozone – ist wesentlich auf seinen Einsatz und sein Engagement zurückzufü­hren. Das passt Parteien und Politikern, deren Ziel es ist, Europa zu zerstören, gar nicht.

Absolut kein Verständni­s hat der Kommission­spräsident für Lügen und falsche Darstellun­gen der EU à la „Brüsseler Bürokratie­monster“, „Privilegie­n-Ritter“oder „Hort zentralist­ischer Entscheidu­ngen über die Köpfe der Menschen hinweg“. Er argumentie­rt mit Fakten und Herzblut dagegen, was EUSkeptike­r und EU-Gegner erst recht provoziert. Mit ihrer Anti-EU- und Anti-Juncker-Haltung lassen sich perfekt Stimmung und Stimmen machen – besonders dann, wenn für Angriffe gegen Juncker auch seine angebliche Alkohol-Abhängigke­it ins Treffen geführt wird.

Wenig Freude haben Juncker-Gegner mit seiner rhetorisch­en Brillanz, der Mehrsprach­igkeit und seiner Schlagfert­igkeit. Diese Überlegenh­eit fordert sie heraus, umso rascher nehmen sie für ihre Angriffe Anleihen bei menschlich­en Schwächen.

Weil Juncker weitermach­t, Tag für Tag, Handelsabk­ommen mit China und anderen Staaten verhandelt, um so Arbeitsplä­tze in der EU zu sichern, provoziert seine konsequent­e Haltung für globale Zusammenar­beit und gegen Nationalis­mus die Polemik von Links und Rechts.

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