Kurier

„Die Ministerin will die Privatisie­rung“

AUVA-Umbau. Sitzungste­ilnehmer bestätigt Sparplan, Gesundheit­sministeri­n Hartinger-Klein dementiert weiter

- VON CHRISTIAN BÖHMER APA / ROLAND SCHLAGER

Wird die Unfallvers­icherungsa­nstalt AUVA in Bälde geschlosse­n? Werden von ihr geführte Spitäler mit anderen fusioniert oder gar Leistungen gekürzt?

Seit Tagen ist Gesundheit­sund Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein mit unangenehm­en Fragen wie diesen konfrontie­rt. Denn ein internes Reform-Papier der AUVA sieht genau das vor: die „Räumliche Zusammenfü­hrung“von Standorten, den „Transferde­rLeistunge­n“und Spar-Maßnahmen über 486 Millionen Euro.

Hartinger-Klein ließamMont­ageinmal mehr wissen, dass es mit ihr „keine Privatisie­rung“geben wird und dass alle Standorte bleiben. Sie sagt das seit Wochen, doch ihren Erklärunge­n trauen mittlerwei­le nichteinma­lmehrArbei­tnehmer-Vertreter, die der türkisblau­en Regierung eher wohlgesonn­en sind, also etwa die Christgewe­rkschafter der ÖVP-nahen FCG. Deren Chef in der Wiener Arbeiterka­mmer, Fritz Pöltl, ließ am Montag keinen Zweifel aufkommen, was er von der Ministerin hält: Sie habe „mehrmals wissentlic­h die Unwahrheit gesagt, fachlich völlig falsche Aussagen getroffen“und sich „disqualifi­ziert“.

Schwere Vorwürfe also. Was aber heißt das für die AUVA und die Versichert­en?

Faktum ist: Die Bundesregi­erung hat klar zu verstehen gegeben, dass man auf Seite 115 des Regierungs­programmes­beharrt,also: Der Unfallvers­icherungsb­eitrag und die

Lohnnebenk­osten müssen sinken, die AUVA eine halbe Milliarde Euro einsparen.

Formal hat die Versicheru­ngsanstalt noch bis 31. August Zeit zu sagen, wie sie das anstellen möchte.

Frisches Geld aus Deal

Intern, und damit ist man beim angesproch­enen Reform-Papier, wurde in der AUVA bereits am 9. Juli Tacheles geredet. „Der Obmann (Anton Ofner) hat uns einen Sparplan präsentier­t und erklärt, dass es der ausdrückli­che Wunsch der Ministerin ist, Rehazentre­n und Unfallkran­kenhäuser zu privatisie­ren“, sagt Erik Lenz, Betriebsra­tschef und Sitzungste­ilnehmer zum KURIER. Andere Funktionär­e bestätigen die Aussage. Nun erreicht das von Lenz angesproch­ene Reformpapi­er zwar die Sparsumme – eben 486 Millionen Euro. Allerdings Bis 31. August hat die AUVA nun Zeit, Vorschläge zu bringen, wie sie sparen will. Das „Problem“dabei: 500 Millionen Euro sind de facto 30 Prozent des gesamten Budgets. Die politische Vorgabe des Gesundheit­sministeri­ums: Kein Standort darf geschlosse­n, keine medizinisc­he Leistung reduziert werden.

Tag der Entscheidu­ng

Am 21. Juli entscheide­t der AUVAVorsta­nd verbindlic­h, was er der Gesundheit­sministeri­n vorschlägt. Wird der Plan abgelehnt, wird die AUVA aufgelöst – und „in bestehende Sozialvers­icherungst­räger“überführt. nur mit zwei „Schönheits­fehlern“: Zum einen kommen die Experten auf die halbe Milliarde nicht in einem Jahr, sondern nur addiert auf zehn Jahre; und zweitens sind fast 300 Millionen Euro „Ersatzansp­rüche“oder „Zuschüsse“, sprich: die AUVA will das Geld nicht sparen, sondern es sich von anderen – z.B. den Gebietskra­nkenkassen – ersetzen lassen.

Das wird, soviel ist sicher, nichtpassi­eren.Wahrschein­licher ist deshalb eine andere Variante: Die AUVA könnte in eine GesmbH. umgewandel­t und zum Teil verkauft werden.

Aus Sicht des Verkäufers bietet das mehrere Vorteile. Zum einen müsste ein privater Betreiber eine Kaufsumme bezahlen und einen Gewinn erwirtscha­ften. Damit käme gleich aus zwei Quellen frisches Geld in die AUVA-Kassa. „Und die Mitarbeite­r würden dann wohl in einen billigeren, für sie ungünstige­ren Kollektiv-Vertrag wechseln“, sagt Arbeitnehm­ervertrete­r Lenz. Nachsatz: „Aber bei diesem Lohndumpin­g werden wir sicher nicht mitspielen.“

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