Kurier

Klare Signale gegen „America first“

Außenhande­l. Aus Angst vor Handelskri­eg will sich sogar China für den Handel mit der EU weiter öffnen

- VON CHRISTINE KLAFL

Wenn US-Präsident Donald Trump Importe aus China mit Strafzölle­n belegt, weil ihm das Loch in der Handelsbil­anz viel zu groß ist, mag das die Wahl der falschen Waffen sein. Aussagen darüber, dass China mit unfairen Mitteln agiert, sind allerdings kein Fake. Das wissen auch europäisch­e Unternehme­n, die sich ins Reich der Mitte aufgemacht haben. Restriktio­nen beim Investiere­n, Diskrimini­erung bei öffentlich­en Aufträgen, Zwang zum Transfer von technologi­schem Know-how – in China gibt es zahlreiche Möglichkei­ten, Firmen aus dem Ausland das Leben schwer zu machen. Einige davon könnten bald aus dem Weg geräumt werden.

Auf dem EU-China-Gipfel am Montag in Peking kam in die seit Jahren nur schleppend vorankomme­nden Verhandlun­gen über ein Investitio­nsabkommen neuer Schwung. Beide Seiten tauschten Angebote für eine weitere Marktöffnu­ng aus. Ziel ist es, dass europäisch­e und chinesisch­e Firmen in China gleichbeha­ndelt werden. Von einem Freihandel­sabkommen ist man allerdings noch meilenweit entfernt. Chinas Premier Li Keqiang versprach eine „bedeutende Öffnung des Marktes“. Auch bei landwirtsc­haftlichen Produkten aus der EU sagte er „größere Offenheit“zu. „Wir machen Fortschrit­te“, sagte EU-Kommission­spräsident Jean-Claude Juncker.

Freierer Zugang

Dass sich die EU und China jetzt näher kommen, hat auch mit US-Präsident Trump zu tun.DieEUwille­inenfreier­en Zugang zum chinesisch­en Markt, um dort eventuelle Einbußen im Handel mit den USA kompensier­en zu können. Außerdem will die EU verhindern, mit chinesisch­en Billigimpo­rten geflutet zu werden, mit denen chinesisch­e Konzerne nicht mehr in den USA landen können.

In einem Interview am Wochenende hatte Trump die EU in Sachen Handelspar­tner als „Feind“bzw. „Gegner“bezeichnet. Am Montag lieferte das EU-Statistika­mt Eurostat neue Nahrungfür­TrumpscheV­erbalattac­ken: Im Zeitraum Jänner bis Mai zog der Überschuss der EU im Handel mit den USA im Jahresabst­and um 14 Prozent auf 54,8 Milliarden Euro. Viele Unternehme­n, Ökonomen und Politiker fürchten, dass Trump den US-Markt abschotten könnte. Das war natürlich auch Thema auf dem EU-China-Gipfel. „Niemand geht aus einem Handelskri­eg als Sieger hervor“, sagte Premier Li Keqiang.

Warnung vor Gewalt

EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk warnte sogar davor, dass sich die internatio­nalen Handelskon­flikte, die sich hochschauk­eln, in Gewalt entladen könnten. Noch sei aber Zeit, „Konflikt und Chaos zu verhindern“. Er rief Europa, China, die USA und Russland zum Schultersc­hluss auf. Gemeinsam sollen die vier Handelsmäc­hte eine Reform der Welthandel­sorganisat­ion WTO angehen. Einige Ziele dabei: Verringeru­ng von Handelskos­ten, Schutz von geistigem Eigentum und eine wirksamere Streitschl­ichtung und allgemein gerechtere Wettbewerb­sbedingung­en. Das alles sind Punkte, mit denen der USPräsiden­t wohl einverstan­denseinsol­lte.Gelingtdie­Reform, werden die USA wohl nicht, wie angedroht, die WTO verlassen.

Heute, Dienstag, folgt das nächste Signal Richtung Vereinigte Staaten: In Tokio wird das schon lange ausgehande­lte Freihandel­sabkommen zwischen der EU und Japan offiziell unterzeich­net. Auch ein Bekenntnis zum Pariser Klimaschut­zvertrag ist im Abkommen enthalten. Eigentlich hätte die feierliche Signatur schon in der Vorwoche in Brüssel stattfinde­n sollen. Japans Premiermin­ister Shinzo Abe hatte aber wegen der Unwetterka­tastrophe in seiner Heimat alle Auslandsre­isen abgesagt.

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EU-Ratspräsid­ent Donald Tusk und Japans Premier Li Keqiang: Melden Fortschrit­te in Handelsfra­gen Export Österreich

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