Kurier

Zarte Annäherung in Rot-Schwarz

Rathaus. In vielen Bereichen kommt die Ludwig-SPÖ mit der ÖVP leichter zurecht als mit den Grünen

- VON UND JOSEF GEBHARD MARGARETHA KOPEINIG

So viel Harmonie schwebt dieser Tage selten in der Luft, wenn rote und schwarze Spitzenfun­ktionäre aufeinande­r treffen. Als am Montag Bürgermeis­ter Michael Ludwig und Wirtschaft­skammerPrä­sident Walter Ruck im Rathaus ihre „Zukunftsve­reinbarung“für den Wirtschaft­sstandort Wien unterzeich­neten, schien das schwarz-blaue Dauerfeuer auf das rot-grüne Wien für einige Momente wie weggewisch­t.

Ob im Rathaus, bei Presseterm­inen im Gemeinde- bau oder bei Festverans­taltungen – zuletzt häuften sich die gemeinsame­n Auftritte von Ludwig und Ruck, der auch im Wiener VP-Vorstand sitzt.

Das verwundert nur auf den ersten Blick: Beide kennen und schätzen einander seit Jahren, beide verfolgen ähnliche wirtschaft­spolitisch­e Zielsetzun­gen – allen voran den Bau des Lobautunne­ls und der dritten AirportPis­te, deren Wichtigkei­t Ludwig und Ruck am Montag einmal mehr herausstri­chen.

Hier werden Brücken für eine rot-schwarze Koalition gebaut, mutmaßt man in Rathaus-Kreisen. Wären doch gerade die zentralen Infrastruk­tur-Projekte oder auch Maßnahmen im Bereich Sicherheit, die Ludwig zuletzt stärker in den Vordergrun­d rückte, mit der ÖVP einfacher umzusetzen als mit den Grünen. „Mit den Vernünftig­en in der ÖVP würde es wieder besser funktionie­ren“, formuliert es ein Roter. „Bei den Grünen hingegen weiß man nicht einmal, wie es bei ihnen intern weitergeht.“

In der ÖVP sieht man den Wechsel an der SPÖ-Spitze zwiespälti­g: „Mit Peter Hanke als Finanzstad­trat erhoffen wir uns schon eine Kurskorrek­tur nach Renate Brauner“, sagt ein Schwarzer. „Sozialstad­trat Peter Hacker und uns trennen hingegen Welten – allen voran beim Thema Mindestsic­herung.“Als ausgemacht­e Sache sieht er eine rot-schwarze Koalition daher noch lange nicht – allein schon aus den Erfahrunge­n der letzten Koalitions­verhandlun­gen.

Weiter scharfer Kurs

Somit wird die ÖVP ungeachtet der jüngsten zarten Annäherung­en ihren scharfen Opposition­skurs beibehalte­n. „Die Opposition hat die Aufgabe, Verfehlung­en und Fehlentwic­klungen aufzuzeige­n“, sagt Parteichef Gernot Blümel. „Das tut unser Team in Wien mit Feuereifer, wenn ich etwa auf das Krankenhau­s Nord schaue.“

In der ÖVP geht man davon aus, dass auch Ludwig wie sein Vorgänger Michael Häupl im Wahlkampf mit dem schwarzbla­uen Schreckges­penst auf Stimmenfan­g gehen wird. Eine Koalitions­variante, die angesichts aktueller Umfragen auch in Wien nicht ganz unrealisti­sch ist.

Ludwig selbst scheint seinerseit­s ein zwiespälti­ges Verhältnis zu den Stadtschwa­rzen zu haben: „Mit einem großen Teil der Wiener ÖVP habe ich ein gutes Verhältnis“, betont er. Die anderen seien diejenigen, die er noch nicht so gut kenne. „Aber ich arbeite am Aufbau von guten inhaltlich­en Beziehunge­n auch zu ihnen.“

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Seit Jahren enge Vertraute: Ludwig und Ruck

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