Trump: Russische Einmischung
Kehrtwende nach Kritik. US-Präsident Trump glaubt jetzt plötzlich doch den Informationen seiner USGeheimdienste. Das Einknicken vor Putin hatte massive Kritik ausgelöst.
Nach heftiger Kritik wegen seiner Haltung beim Gipfel, rudert der US-Präsident zurück.
Nach der massiven Kritik auch aus den eigenen Reihen, die Donald Trump in den USA nach seinem Treffen mit Russlands Wladimir Putin in Helsinki einstecken musste, rudert Trump kräftig zurück.
Er räumte am Dienstag ein, dass sich Russland mit Hackerangriffen sehr wohl in die US-Wahl 2016 eingemischt hat. „Lassen sie mich völlig klar sein: Ich akzeptiere die Schlussfolgerung unserer Geheimdienste“, sagte Trump nur einen Tag nachdem er in Helsinki am Montag de facto das Gegenteil von sich gegeben hatte.
Ob diese Aussage seine Kritiker beruhigen wird, ist stark zu bezweifeln.
Trumps Verhältnis zu Putin und Russland wirft viel zu viele Fragen auf. Obendrein will Trump der Öffentlichkeit jetzt einreden, er habe sich bloß versprochen. Er habe bei der Pressekonferenz mit Putin sagen wollen, dass er „keinen Grund“sehe, warum es „nicht“Russland wäre, dass hinter den Cyberattacken steckt. Versehentlich habe er aber das „nicht“weggelassen. Das klingt grotesk. Vor allem weil Trump in Helsinki auch gesagt hatte, Putins Beteuerung, Russland habe nichts mit den Cyberangriffen zu tun, sei „extrem stark und kraftvoll“gewesen.
Genug für Erpressung
Putin hat Trump spätestens 2013 wahrgenommen – als den Millionär, der Miss Universum-Wahlen in Moskau veranstaltete. Trump lud ihn dazu ein und prahlte, dass Putin bald „mein bester Freund“sein werde.
Aber: Putins Geheimdienst begann, Trump auszuspionieren. „Wenn die Russen bis dahin noch kein belastendes Material über Trump gesammelt hatten, 2013 besorgten sie es sich“, schrieb der New Yorker vor Helsinki.
Der britische Ex-Agent Christopher Steele wurde später von den US-Demokraten auf Trump angesetzt. Was er über ihn heraus fand, schlug 2017 wie eine Bombe ein. Die Russen hätten Unmengen an belastendem Material über Trump, unter anderem über dessen sexuelle Spielchen mit Prostituierten in Moskauer Hotelzimmern.
Vieles davon mag halbgares Material sein, politisch brisanter ist die Analyse, die der Agent anstellte: „Der Kreml hat Trump über Jahre unterstützt, begleitet und kultiviert – und er hat genug in der Hand, um ihn zu erpressen.“
Trumps Beziehungen zu Moskau sollten nicht mehr abreißen – bis zum Präsidentschaftswahlkampf 2016, in den sich die Moskauer Propa- ganda einschaltete. Schließlich war Trump für Putin politisch höchst attraktiv: Er wetterte gegen die NATO und die geizigen europäischen Verbündeten, wollte kein Geld mehr für Kriege im Ausland ausgeben und sprach in bewundernden Worten über den „starken Führer“Putin.
Längst war auch Trumps Umfeld stark mit Russland verbunden. Trumps späterer Wahlkampf-Manager Paul Manafort war für Viktor Janukowitsch tätig: Präsident der Ukraine von Russlands Gnaden. Manafort bezog auch großzügige Beraterhonorare von Oleg Deripaska, einem der Oligarchen, die direkt im
„Trump hat Angst vor dem russischen Präsidenten. Er könnte etwas über ihn persönlich haben.“
John Brennan Ex-CIA-Direktor
Auftrag Putins tätig sind.
Michael Flynn, später Trumps Nationaler Sicherheitsberater, saß 2015 bei Galas in Moskau mit Putin am Tisch. Während des Wahlkampfes soll er Kontakt gehalten haben. Ein Kontakt, der scheinbar so heikel war, dass Flynn darüber unter Eid log. Als das auff log, musste er abtreten.
Wie massiv Russland sich im US-Wahlkampf engagierte, darüber fördert US-Sonderermittler Robert Mueller ständig Neues zutage. Mueller hat zwölf russische Agenten angeklagt, die Trumps Konkurrentin Hillary Clinton und die Demokraten ausspioniert haben sollen, und zwar „offiziell“– im Auftrag des Kremls.
Millionen aus Russland
Dahinter steht noch mehr: Ein Netzwerk zwischen Trump, Putin und beider engsten Vertrauten, geknüpft seit den 1980er-Jahren. Es ging um Millionen aus Russland für Trumps Geschäfte, um Spionage und zuletzt um Eingriffe in den US-Wahlkampf. Zu den Konsequenzen sagen zwei frühere US-Geheimdienstoffiziere in der Washington Post: „Putin hat was gegen Trump in der Hand.“
Wie sehr diese Affäre Trumps Präsidentschaft noch belasten wird, ist noch nicht absehbar. Am deutlichsten war bisher die Kritik von Trumps parteiinternem Widersacher John McCain. Der krebskranke Senator prangert einen „Tiefpunkt in der Geschichte der amerikanischen Präsidentschaft“an. Noch nie habe sich ein USPräsident derart „vor einem Tyrannen selbst erniedrigt“.