Kurier

Straches blauäugige Ministerin auf Abruf

Forsch, misstrauis­ch und unberechen­bar. Wer so regiert, muss scheitern.

- JOSEF VOTZI eMail an: josef.votzi@kurier.at auf Twitter folgen: @JosefVotzi

Erinnern Sie sich noch an Elisabeth Sickl? Die Kärntner Schlossbes­itzerin war eine Entdeckung Jörg Haiders in den 1990er-Jahren und brachte es so von der Landtagsab­geordneten und Umweltland­esrätin 2000 bis zur Gesundheit­s- und Sozialmini­sterin im schwarz-blauen Kabinett von Schüssel/Riess-Passer. Sickls Stern verglühte kurz nach Start dank vieler Alleingäng­e und legendärer Interview-Hoppalas.

Beate Hartinger-Klein brachte sich nach der Wahl 2018 in der FPÖ selbst in Erinnerung und schlussend­lich als Gesundheit­sund Sozialmini­sterin auch zurück ins Macht-Spiel bis in die oberste Etage. Als ehemalige FPÖ-Nationalra­tsabgeordn­ete und Sozialvers­icherungsm­anagerin sollte sie sowohl Polit-Erfahrung als auch Expertise mitbringen. Mit Kassenfusi­on, AUVA-Umbau, Mindestsic­herung und Arbeitslos­engeld hat sie die schwersten Reform-Brocken am Tisch.

Anfangs tanzte auch sie mit forschen Alleingäng­en (Hartz IV in Österreich? „Nicht mit mir.“) aus der Reihe. Von Kurz und Strache heftig zurückgepf­iffen, bunkert sie sich nun zunehmend ein. Das Reden überlässt sie nach den Interview-Pannen allein den Reform-Betroffene­n, internen Kritikern und politische­n Gegnern. Und wird damit vom politische­n Player zum öffentlich­en Spielball. Den eigenen Beamten misstraut sie und lässt ihre Gesetze von externen Juristen schreiben. Kassenfunk­tionäre und Länderchef­s stellt sie vor vollendete Tatsachen. Hartinger-Klein gilt so auch intern bereits als Ablösekand­idatin. Gestern machte mit Vorarlberg­s Markus Wallner der erste VP-Spitzenman­n den Unmut mit ihr auch öffentlich: „Bei der Krankenkas­se ist eine Ministerin am Werk, die uns jeden Tag neu überrascht und nicht besonders kompetent agiert.“

Hartinger-Klein ist so als Regierungs­mitglied endgültig angezählt. Ihre blaue Vorgängeri­n Elisabeth Sickl wurde nach achteinhal­b Monaten wieder nach Hause geschickt. Hartinger-Klein steht mit dem gestrigen Tag bereits seit sieben Monaten für unzählige Troubles im Sickl-Format.

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