Kurier

Barack Obama: Mandelas Kampf weiterführ­en

Zum 100. Geburtstag. „Nun liegt es an uns“

- – IRINA ANGERER

„Zu Beginn möchte ich etwas richtig stellen: Ich wurde nicht nur hierher eingeladen, ich wurde hierher befohlen – aber in einer netten Art und Weise“, witzelte der ehemalige US-Präsident Barack Obama noch am Anfang seiner Rede. Kein geringerer als er hatte die Ehre, am Dienstagna­chmittag im Johannesbu­rger CricketSta­dium die Gedenkrede für den Bürgerrech­tler und ehemaligen südafrikan­ischen Präsidente­n Nelson Mandela zu halten. Dieser wäre am Mittwoch 100 Jahre alt geworden.

Weggabelun­g

Schnell wurde Obama aber wieder ernst. Er erinnerte an den Zweiten Weltkrieg, den Imperialis­mus und an die Zeiten der Apartheid. „Mandela hat sein ganzes Leben der Idee gewidmet, dass alle Menschen gleich sind“, sagte Obama. „Er hat es geschafft, einen Studenten wie mich, auf der anderen Seite der Welt, zu begeistern“. Aber Rassismus und Kriege gebe es noch heute, genauso wie Imperialis­mus – wenn auch unter einem anderen Namen, so der ehemalige US-Präsident. „Rechte Parteien im Westen schließen Grenzen, China verabschie­det sich langsam von der Demokratie, die freie Presse steht unter Beschuss, Soziale Netzwerke verbreiten Hass und Paranoia“, warnte Obama. „Nun liegt es an uns. Wir müssen entscheide­n, wer wir sind, wer wir sein wollen, und welchen Weg wir gehen möchten.“Er jedenfalls glaube an Mandelas Vision von Gleichheit und Gerechtigk­eit.

„Unsichere Zeiten“

Der frühere US-Präsident sprach zwar seinen Nachfolger Donald Trump nicht namentlich an, ließ aber zwischen den Zeilen sehr wohl wissen, was er von dessen Politik hält: „Wir leben in seltsamen und unsicheren Zeiten. Wir brauchen mehr internatio­nale Zusammenar­beit, nicht weniger“, sagte Obama unter dem Jubel der Massen. Sehr ausführlic­h kritisiert­e er die Gier der Reichen nach immer mehr und plädierte für mehr Solidaritä­t mit den Schwachen.

Obama hatte bereits auf Mandelas Trauerfeie­r 2013 eine bewegende Rede für den „Giganten der Geschichte“gehalten. Neben dem ehemaligen US-Präsidente­n feierten die Sängerin Beyoncé mit ihrem Mann Jay-Z sowie Staatschef Cyril Ramaphosa und Mandelas Witwe Graça Machel mit.

Obwohl Südafrika der reichste Staat Afrikas ist, haben dort nach wie vor nicht alle gleich viel Wohlstand und Bildungsch­ancen. Das Bildungssy­stem ist schlecht, die Arbeitslos­enquote liegt bei 27 Prozent. Die weiße Minderheit ist noch immer besser gestellt.

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Ex-US-Präsident Obama hielt Rede vor Tausenden Südafrikan­ern

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