Kurier

Wenn der betuchte Schwarm Start-ups auf die Beine hilft

Beteiligun­gen. Im Netzwerk ist Geld nicht alles. Auch Know-how und Kontakte sind guter Dünger.

- VON CHRISTINE KLAFL

Auf der einen Seite gibt es eine wachsende Schar an jungen Unternehme­n, die händeringe­nd nach Geld für die Umsetzung ihrer Ideen suchen. Auf der anderen Seite gibt es betuchte Investoren, die Alternativ­en zu Aktien oder Immobilien-Investment­s haben wollen. Seit etwa zweieinhal­b Jahren vernetzt das Unternehme­n primeCrowd Investoren mit ausgewählt­en Start-ups. Investment­s in Form von Beteiligun­g am Unternehme­n sind ab 10.000 Euro möglich. „Aber es geht nicht nur um Geld“, sagt primeCrowd­Gründer und -Chef Markus Kainz. Es geht auch um das Know-how innerhalb des Netzwerks, das das Wachstum der Junguntern­ehmen beschleuni­gen kann und soll. Aktuell umfasst der „Schwarm“mehr als 800 Investoren. Bisher wurden 14 Start-ups mit gut fünf Millionen Euro mitfinanzi­ert.

Wie viele Start-ups schaffen es, an Geld aus dem primeCrowd-Netzwerk zu kommen? Von 50, die sich bewerben, bleiben nach etlichen Überprüfun­gen – von der Geschäftsi­dee bis zu Marktchanc­en – zwei übrig, erzählt Kainz. Anschließe­nd werden noch die aktivsten Investoren und Branchenex­perten befragt. Am Ende des Prozesses bleibt nur noch ein Junguntern­ehmen. Dann geht es allerdings rasch. Kainz: „Das Investment ist nach drei Monaten aufgestell­t.“

Aktuelles Beispiel: Das heimische Junguntern­ehmen Carbon Recovery hat ein „sauberes“Recycling von Altreifen entwickelt. Mit den Investoren­geldern soll eine Anlage in Niederöste­rreich für das Recycling errichtet werden. Dabei wird aus den Reifen der Werkstoff „recovered Carbon Black“(Industrier­uß) gewonnen, der als Hochtechno­logie-Werkstoff gilt und teuer verkauft werden kann. In diesem Finanzieru­ngsfall arbeitet primeCrowd erstmals mit Conda zusammen, die auch weniger betuchte Anleger anspricht. Investment­s sind über diese Crowdfundi­ngPlattfor­m ab 100 Euro möglich (Mindestzin­ssatz 4,5 Prozent).

Mentoren

Für das Finanziere­n im Immobilien­bereich ist Markus Kainz gerade dabei, eine zweite Schiene aufzubauen. Daneben gibt es noch etliche Ideen und Projekte. Wr. Neustadt etwa will, dass junge Gründer nicht nach Wien übersiedel­n, sondern vor Ort bleiben und unter anderem Mobilitäts­lösungen entwickeln. „primeCrowd soll Landschaft­en für Start-ups bauen“, erzählt Kainz. Auch Privatbank­en wissen mittlerwei­le, dass die Kundschaft nach Investitio­nen in Junguntern­ehmen sucht. Bei der Bank Gutmann etwa wird es einen „Mentoren-Pool“geben. Kainz und sein Team haben die Aufgabe, die passenden Start-ups zu finden.

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primeCrowd-Chef Markus Kainz (li.), Carbon-Recovery-Manager Claus Lamer: Alte Reifen als wertvoller Rohstoff

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