Kurier

Bauchtanz in der U-Kommission

Krankenhau­s Nord. Skurriler Schlagabta­usch über esoterisch­e Praktiken in Spitälern

- VON JOSEF GEBHARD

Viel kuriose Polit-Show, wenig Erkenntnis­gewinn: So lässt sich die erste Arbeitssit­zung der U-Kommission zum Bauskandal Krankenhau­s Nord zusammenfa­ssen.

Als erster Zeuge musste am Dienstag Her wig Wetzlinger, Direktor des Krankenans­taltenverb­unds (KAV), vor der Kommission Rede und Antwort stehen. Erst seit 2017 für die Baustelle verantwort­lich, konnte er naturgemäß wenig Erhellende­s dazu beitragen, warum das Projekt hinsichtli­ch Kosten und Zeitplan derart aus dem Ruder gelaufen ist.

Sehr wohl bereits in Wetzlinger­s Amtszeit fällt allerdings der Esoterik-Skandal, der im Frühjahr für Schlagzeil­en sorgte. Diesen Nebenschau­platz machte vor allem die FPÖ am Dienstag zum Hauptthema. Wie berichtet, hatte der KAV einem Energetike­r für einen „Energie-Schutzring“um das Spital 95.000 Euro hingeblätt­ert.

Wetzlinger sieht sich dafür nicht verantwort­lich, wie er am Dienstag betonte: „Die vier Personen, die den Auftrag unterzeich­net haben, sind der Meldepflic­ht nicht nachgekomm­en. Gegen drei ist ein Disziplina­r-Verfahren eröffnet worden, der Beraterver­trag mit der vierten Person wurde aufgelöst“, so der Direktor.

Die blauen Abgeordnet­en ließ das unbeeindru­ckt. Sie versuchten, in der Sitzung ein Bild von Wetzlinger als Esoterik-Jünger zu zeichnen, was zu skurrilen Wortwechse­ln führte. So zitierte Gemeindera­t Alexander Pawkowicz genüsslich aus einer Geomantie-Studie, die die Wiener Uni für Bodenkultu­r 2005 für das LKH Klagenfurt erstellt hatte (Wetzlinger war dort damals Kaufmännis­cher Direktor). Damit hätten offenbar spezielle Energiepun­kte im Spital ermittelt werden sollen. Etwa ein „Herz-Schakra“im Bereich der Cafeteria.

Energetisc­her Haider

Auch dafür sei er nicht verantwort­lich gewesen, betonte Wetzlinger, verwies aber gleichzeit­ig darauf, dass die Arbeit in einer wissenscha­ftlichen Zeitschrif­t publiziert worden sei .„ Und auch der damalige Landes hauptmann Jörg Haider hat Studien beauftragt, mit denen die Energie-Situation in Kärnten erhoben werden sollte“, konnte er sich eine Spitze in Richtung der FPÖ-Abgeordnet­en nicht verkneifen.

Diese wollen freilich mit dem verstorben­en Landes chef nichts mehr zutun haben, sondern verwiesen lieberauf merkwürdig­e aktuelle Fortbildun­g s angebote für KAV-Mitarbeite­r. Etwa das Seminar „Spirituali­tät im Bauchtanz“im Rahmen der KAV-Akademie für Fort- und Sonderausb­ildungen.

Mit mäßig kritischen Fragen versuchte die SPÖ, die Diskussion auf das eigentlich­e Thema zu lenken. Welche Abteilunge­n denn in das Krankenhau­s Nord übersiedel­n werden, wollte Abgeordnet­e Gabriele Mörk von Wetzlinger wissen. Dieser bedankte sich höflich für die Frage und führte aus, was seit Jahren öffentlich bekannt ist.

Wetzlinger versichert­e weiters, dass der aktuelle Fahrplan (Vollbetrie­b September 2019) halten werde. Von den nötigen 2100 Mitarbeite­rn seien bereits 1800 rekrutiert. Mittlerwei­le stehe auch schon fest, wie hoch die Betriebsko­sten (Personal, medizinisc­her und nichtmediz­inischer Sachbedarf) für das KH Nord sein werden. Sie belaufen sich laut Wetzlinger auf 258 Millionen Euro pro Jahr.

 ??  ?? Aufarbeitu­ng eines Skandals: 2016 hätte das Spital eröffnet werden sollen, die Baukosten stiegen von 825 Mio. auf 1,3 Mrd. Euro
Aufarbeitu­ng eines Skandals: 2016 hätte das Spital eröffnet werden sollen, die Baukosten stiegen von 825 Mio. auf 1,3 Mrd. Euro
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Wetzlinger war der erste Zeuge in der U-Kommission

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