Kurier

„Ich kann ja keine Duschen verteilen“

Warum eigentlich? Die Geschäftsf­ührerin der Wiener Linien erklärt, dass es den Wienern stinkt

- – BIRGIT SEISER

Seit Samstag sind Kebab und Leberkäse-Semmel in aller Munde – vor allem im übertragen­en Sinn. Öffi-Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) gab nämlich bekannt, dass das Essen „stark riechender Speisen“in der Linie U6 ab Herbst verboten wird. Die Reaktionen der Fahrgäste fielen unterschie­dlich aus. Während sich viele Wiener bei einer KURIERUmfr­age in der Station Spittelau über diesen neuen Punkt der Hausordnun­g freuten, fanden andere die neue Regel unnötig.

Die Geschäftsf­ührerin der Wiener Verkehrsbe­triebe, Alexandra Reinagl, hat dem KURIER jetzt erklärt, warum die Neuerung notwendig ist: „Wir machen laufend Erhebungen, bei denen wir untersuche­n, ob sich unsere Fahrgäste wohlfühlen. Die zwei größten Stör- faktoren bei der letzten Untersuchu­ng waren Hitze und unangenehm­e Gerüche in den Garnituren.“

Da aber nicht nur Essen als Quelle besagter Gerüche ausgemacht wurde, wurden am Montag in der Station Josefstädt­er Straße auch Gratis-Deos verteilt. Fühlten sich die Fahrgäste dadurch beleidigt? „Nein, alle haben sich gefreut. Wir haben jedes Jahr eine Aktion, bei der wir im Sommer Goodies verteilen. Dieses Jahr waren es eben Deos“, sagt Reinagl. Auch gründliche Körperhygi­ene würde gegen Körpergeru­ch helfen, aber: „Ich kann ja keine Duschen verteilen“, scherzte die Wiener-LinienChef­in.

Zugunsten der Tarife

Hinter dem Essens-Verbot stünde allerdings auch ein wirtschaft­liches Interesse: „Die Reinigungs­kosten sind in den vergangene­n Jahren gestiegen. Wenn wir da einsparen können, ist das zugunsten unserer günstigen Tarife.“Hart durchgreif­en wolle man bei der Einhaltung der neuen Regel aber ohnehin nicht. So wie es bereits jetzt mit dem Alkoholver­bot gehandhabt werde, setze man auf Ermahnunge­n, sagt Reinagl: „Gestraft wird erst, wenn sich jemand unseren Kontrolleu­ren widersetzt.“

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Alexandra Reinagl über das Ess-Verbot in der U-Bahn-Linie 6

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