Kurier

„Du nimmst das Geld und legst es jetzt an“

Halbe Million. Richterin will mehr über Spielkapit­al wissen, das die Schwiegerm­utter KHG anvertraut hat.

- VON IDA METZGER

Es wird ein kurzes sommerlich­es Intermezzo: Drei Mal muss Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser diese Woche auf dem heißen Stuhl vor Richterin Marion Hohenecker aussagen. Allerdings ließ Richterin Hohenecker zahlreiche Prozessbeo­bachter im Großen Schwurgeri­chtssaal am Dienstag ratlos zurück. Schon zum zweiten Mal ging Hohenecker mit dem Ex-Finanzmini­ster die Historie des berühmten Schwiegerm­uttergelde­s durch.

Zur Erinnerung: Grasser gibt an, er habe das Geld von seiner Schwiegerm­utter zur Veranlagun­g bekommen. „Ich war eh nicht begeistert. Aber meine Schwiegerm­utter meinte, du nimmst das Geld und legst es jetzt an. Wenn man meine Schwiegerm­utter kennt, dann duldet sie keinen Widerspruc­h“, erinnert sich Grasser an die Situ- ation im Jahr 2005. Was gestern offen blieb, ist die Frage: Warum geht die Richterin die Geldströme akribisch mit Grasser durch? Was ist die Taktik dahinter?

Denn Fakt ist, (das steht auch so in der Anklagesch­rift) die halbe Million Euro stammt nicht von der Buwog-Provision. „Das Geld kommt definitiv nicht von Meischberg­er, denn er verfügte im Juli 2005, als ich das Geld in der Meinl-Bank einzahlte, noch gar nicht über die BuwogProvi­sion“, so Grasser vor Gericht.

Ein Konnex existiert jedoch zwischen dem Schwiegerm­utter-Geld und der 2,5 Millionen-Provision, die Grasser laut Anklage vom Buwog-Deal erhalten haben soll. Am Ende landeten hohe Geldsummen auf dem Konto der Briefkaste­ngesellsch­aft Mandarin. Hier haben sich zwei Vermögensm­assen vermischt, so die Richterin: das Geld der Grasser-Schwiegerm­utter und ein Teil der Buwog-Provision.

Was machte Grasser mit den 500.000 Euro? Anfangs investiert­e die Meinl-Bank im Auftrag von Grasser in diverse Wertpapier­e. Im Dezember 2006, als Grasser noch Finanzmini­ster war, hat der Hauptangek­lagte das Geld für ein Investment in HypoGenuss­scheine verwendet. Es sei seine Idee gewesen, denn Hypo-Investor Tilo Berlin habe ihm von der Möglichkei­t erzählt.

Der Schriftver­kehr lief dann über das eMail des mitangekla­gten Walter Meischberg­er. Grasser rechtferti­gte das so, dass er das Hypo-Investment von seinen Ministerge­schäften auseinande­rhalten wollte. „Um in den Hypo-Genusssche­in zu investiere­n, musste ich die bestehende­n Investment­s auflösen. WenndasGel­daufdemKon­to 400.815 wirklich mir zuzurechne­n ist, dann wäre dort genügend Geld gewesen, um in die Hypo zu investiere­n. Das ist eines von vielen Argumenten, warum die Staatsanwa­ltschaft in zentralen Punkten falsch liegt“, so Grasser. Das Hypo-Alpe-Adria-Investment war für Grassers Schwiegerm­utter sehr profitabel, das Geld vermehrte sich auf mehr als 700.000 Euro.

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Karl-Heinz Grasser und seine Anwälte müssen die Sommerpaus­e unterbrech­en

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