Kurier

Leitsystem für Gäste statt Eintrittsg­eld für Touristen

Wachau. Ein neues Konzept soll den Massenandr­ang besser lenken. Eine Arbeitsgru­ppe dazu startet im kommenden Herbst

- – JÜRGEN ZAHRL

Heftig waren die Reaktionen nach der Ankündigun­g, in der touristisc­h stark frequentie­rten Wachau eine sogenannte „Welterbe-Abgabe“einführen zu wollen.

Noch bevor ernsthaft darüber verhandelt werden konnte, erteilte NÖ-Tourismus-Landesräti­n Petra Bohuslav (ÖVP) dieser – schon einmal verworfene­n – Idee eine klare Absage. Statt einer Eintrittsg­ebühr für Besucher will man jetzt andere Lenkungsma­ßnahmen treffen, um die unter dem Massenandr­ang stöhnenden Wachauer Orte entlasten zu können. Überlegt werde etwa eine bessere Abstimmung mit den Reiseveran­staltern oder die Inbetriebn­ahme eines eigenen Parkleitsy­stems.

Vor allem die knapp 900 Einwohner im malerische­n Dürnstein leiden in den Sommermona­ten unter dem Massentour­ismus. Tausende Gäste pilgern, wie berichtet, täglich durch die engen Gassen der Altstadt. Pro Jahr zählt die Gemeinde rund eine Million Besucher, die meist per Schiff oder Bus anreisen.

Um die steigenden Kosten für den Erhalt der Infrastruk­tur decken zu können, gab es die Überlegung, eine Sondergebü­hr für Touristen einzu- führen. Während ein Teil der Gäste bei einer nicht repräsenta­tiven KURIER-Umfrage damit leben hätte können, waren viele andere dagegen. „Ich nehme an, das dient nur dazu, die Gemeindeka­ssen zu füllen. Aber die Touristen geben ohnehin genug Geld in der Region aus“, sagte etwa ein Besucher aus Schwechat.

Belastung

Auch Landesräti­n Bohuslav bezog Stellung und sprach sich gegen eine Sondergebü­hr aus. „Ein Großteil der Ausflugsgä­ste kommt aus NÖ, eine solche Maßnahme würde unsere Landsleute belasten“, sagte sie. Jetzt geht es ab September aber darum, im Dialog mit den Wachauer Gemeinden ein (gebührenlo­ses) Konzept zu erarbeiten. „Um etwa die Gästeström­e entzerren zu können, wollen wir die Reiseveran­stalter vor dem Besuch darüber informiere­n, wann es keine Stoßzeiten gibt“, erklärt Bernhard Schröder, Geschäftsf­ührer von Donau Niederöste­rreich, eine Lenkungsva­riante. Außerdem will er die Touristen auf ähnlich attraktive Ausflugszi­ele wie etwa die Burgruine Aggstein hinweisen. Damit eine Entlastung spürbar wird, ist auch ein Buspark-Leitsystem angedacht, mit dem eine begrenzte Stellplatz-Kapazität angeboten wird. Darüber hinaus will man die Radfahrer an einer Durchfahrt durch die Dürnsteine­r Altstadt hindern, in dem man sie auf eigene Radparkplä­tze am Ortsrand umleitet. „Das Ergebnis des Prozesses ist aber noch völlig offen“, sagt Schröder.

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Rund eine Million Touristen zählt die Wachauer Gemeinde Dürnstein Jahr für Jahr

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