Kurier

Wirtschaft­shoch hält noch Jahre an

Wachstum und Jobs. Gute Aussichten für Firmen und den Arbeitsmar­kt – aber Brexit und Handelskri­eg als Risiko.

- VON CHRISTINE KLAFL (siehe

„Natürlich haben wir keine Glaskugel“, stellt Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), klar. Er ist trotzdem überzeugt: Österreich­s Wirtschaft­sleistung wird in den kommenden Jahren zwar nicht mehr die Höhenflüge wie 2017 und ’18 erleben, aber deutlich besser unterwegs sein als in den mauen Jahren davor. In Zahlen ausgedrück­t: Im Zeitraum 2018 bis 2022 wird das Bruttoinla­ndsprodukt um 1,9 Prozent pro Jahr anwachsen (siehe Grafik auf der rechten Seite). „Im Moment schaut es nach einer langen Wachstumsp­hase aus“, sagt Kocher. Österreich ist dabei robuster unterwegs als Deutschlan­d und der Durchschni­tt der Euro-Länder.

Säulen des Wachstums:

Der private Verbrauch bleibt eine Stütze der Konjunktur, weil auch die Realeinkom­men (abzüglich Inf lation) steigen.

– Konsum

Die heimische Industrie ist nicht so sehr auf Konsumgüte­r, sondern eher auf Investitio­nsgüter wie Maschinen fokussiert. Das klingt vielleicht nicht sehr attraktiv, macht in Phasen guter Konjunktur einen großen Unterschie­d – weil auch im Ausland in Expansion investiert wird.

Die Branche, die lange schwächelt­e, hat Fahrt aufgenomme­n. Die Bauinvesti­tionen wachsen real um 1,8 Prozent pro Jahr. Von der guten Konjunktur werden viele Branchen profitiere­n.

Am Arbeitsmar­kt wird die gute Konjunktur zwar auch zu spüren sein, die Beschäftig­ung wird weiter wachsen. Die Arbeitslos­igkeit wird zwar sinken, von den guten Vor-Krisen-Niveaus jedoch weit entfernt bleiben Interview rechts).

Für die Jahre 2018 bis ’20 erwarten die Wirtschaft­sforscher minimale Budgetüber­schüsse, dann könnten diese etwas üppiger ausfallen. „Strukturre­formen sollten

– Exporte – Bau

jetzt, in den guten Zeiten, angegangen werden“, fordert IHS-Experte Helmut Hofer. Ein Überschuss von 0,4 bis 0,5 Prozent der Wirtschaft­sleistung entspricht in etwa 1,5 bis zwei Milliarden Euro. Damit spielt die Konjunktur etwa die Hälfte von dem ein, was eine Steuerrefo­rm kosten würde. Für die andere Hälfte müsse die Politik allerdings eine Gegenfinan­zierung finden.

Drei große Auf- und Ausgabenbl­öcke sollten rasch angegangen werden, fordert Kocher: Die Effizienzp­otenziale im Föderalism­us heben (also mehr Einnahmen-Verantwort­ung für die Länder), die Doppelglei­sigkeiten im Gesundheit­sbereich beseitigen und Reformen im Pensionssy­stem (bevor die Babyboomer in Pension gehen).

Risiken

Als größtes Risiko für die Prognose werden derzeit neben dem Brexit die Handelsstr­eitereien wahrgenomm­en, die von den USA ausgehen. Wenn das eskaliere, könnte sich der Welthandel deutlich verlangsam­en. Geopolitis­che Spannungen, etwa im Irak oder Iran, könnten Öl verteuern – auch das wäre schlecht für die Wirtschaft. Bei einer Entspannun­g könnte der Aufschwung allerdings in die Verlängeru­ng gehen.

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