Wirtschaftshoch hält noch Jahre an
Wachstum und Jobs. Gute Aussichten für Firmen und den Arbeitsmarkt – aber Brexit und Handelskrieg als Risiko.
„Natürlich haben wir keine Glaskugel“, stellt Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS), klar. Er ist trotzdem überzeugt: Österreichs Wirtschaftsleistung wird in den kommenden Jahren zwar nicht mehr die Höhenflüge wie 2017 und ’18 erleben, aber deutlich besser unterwegs sein als in den mauen Jahren davor. In Zahlen ausgedrückt: Im Zeitraum 2018 bis 2022 wird das Bruttoinlandsprodukt um 1,9 Prozent pro Jahr anwachsen (siehe Grafik auf der rechten Seite). „Im Moment schaut es nach einer langen Wachstumsphase aus“, sagt Kocher. Österreich ist dabei robuster unterwegs als Deutschland und der Durchschnitt der Euro-Länder.
Säulen des Wachstums:
Der private Verbrauch bleibt eine Stütze der Konjunktur, weil auch die Realeinkommen (abzüglich Inf lation) steigen.
– Konsum
Die heimische Industrie ist nicht so sehr auf Konsumgüter, sondern eher auf Investitionsgüter wie Maschinen fokussiert. Das klingt vielleicht nicht sehr attraktiv, macht in Phasen guter Konjunktur einen großen Unterschied – weil auch im Ausland in Expansion investiert wird.
Die Branche, die lange schwächelte, hat Fahrt aufgenommen. Die Bauinvestitionen wachsen real um 1,8 Prozent pro Jahr. Von der guten Konjunktur werden viele Branchen profitieren.
Am Arbeitsmarkt wird die gute Konjunktur zwar auch zu spüren sein, die Beschäftigung wird weiter wachsen. Die Arbeitslosigkeit wird zwar sinken, von den guten Vor-Krisen-Niveaus jedoch weit entfernt bleiben Interview rechts).
Für die Jahre 2018 bis ’20 erwarten die Wirtschaftsforscher minimale Budgetüberschüsse, dann könnten diese etwas üppiger ausfallen. „Strukturreformen sollten
– Exporte – Bau
jetzt, in den guten Zeiten, angegangen werden“, fordert IHS-Experte Helmut Hofer. Ein Überschuss von 0,4 bis 0,5 Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht in etwa 1,5 bis zwei Milliarden Euro. Damit spielt die Konjunktur etwa die Hälfte von dem ein, was eine Steuerreform kosten würde. Für die andere Hälfte müsse die Politik allerdings eine Gegenfinanzierung finden.
Drei große Auf- und Ausgabenblöcke sollten rasch angegangen werden, fordert Kocher: Die Effizienzpotenziale im Föderalismus heben (also mehr Einnahmen-Verantwortung für die Länder), die Doppelgleisigkeiten im Gesundheitsbereich beseitigen und Reformen im Pensionssystem (bevor die Babyboomer in Pension gehen).
Risiken
Als größtes Risiko für die Prognose werden derzeit neben dem Brexit die Handelsstreitereien wahrgenommen, die von den USA ausgehen. Wenn das eskaliere, könnte sich der Welthandel deutlich verlangsamen. Geopolitische Spannungen, etwa im Irak oder Iran, könnten Öl verteuern – auch das wäre schlecht für die Wirtschaft. Bei einer Entspannung könnte der Aufschwung allerdings in die Verlängerung gehen.