EU verdonnert Google zu Rekordstrafe
Wettbewerb. 4,3 Milliarden Geldbuße
Die EU-Kommission hat die bisher höchste Strafe wegen Wettbewerbsverstößen ausgesprochen. Das Technologie-Unternehmen Google soll jetzt eine Geldbuße in der Höhe von 4,3 Milliarden Euro zahlen. Der Vorwurf der Brüsseler Behörden: Google soll seine Marktdominanz beim mobilen Betriebssystem Android zu seinen Gunsten ausgenutzt haben. Die EU-Kommission verlangt nun von Google, dass die Geschäftspraxis im Umgang mit Android geändert wird, was massive Folgen für das Android-Ökosystem haben könnte. Welche konkreten Auswirkungen die Strafe für Android-Nutzer haben wird, ist noch unklar. Google hat bereits angekündigt, gegen die Entscheidung der Kommission Rechtsmittel einzulegen.
Die EU-Kommission hat am Mittwoch eine Rekordstrafe von 4,34 Milliarden Euro über Google verhängt. Das ist die bisher höchste Kartellstrafe, die von der EU jemals ausgesprochen wurde. Google soll mit dem SmartphoneBetriebssystem Android seine Marktdominanz missbraucht haben.
EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager gab bei einer Pressekonferenz in Brüssel neben der Rekordstrafe Auflagen für den US-Konzern bekannt, die für mehr Wettbewerb auf dem Smartphone-Markt sorgen sollen. Sollte Google sein Verhalten nicht binnen 90 Tagen ändern, drohen weitere hohe Geldstrafen. Die Ermittlungen in diesem Verfahren liefen bereits seit 2015.
? Was wird Google genau vorgeworfen?
Google soll andere Smartphone-Hersteller, die das Be- triebssystem Android verwenden, unter Druck gesetzt haben. Hersteller wie Samsung, Huawei oder HTC mussten Google-Dienste wie den Chrome-Browser und die Google-Suche auf den Android-Geräten vorinstallieren, um Zugang zum Google Play Store zu erhalten. Dabei handelt es sich um den größten Marktplatz für AndroidApps, der als vertrauenswürdige Bezugsquelle für Smartphone-Anwendungen gilt.
? Was hat Google mit Android zu tun?
Das mobile Betriebssystem Android wird von Google entwickelt. Jedes Technologieunternehmen kann Android verwenden und darauf aufbauend seine eigene Android-Version entwickeln. Will allerdings ein Smartphone-Hersteller Zugang zum Play Store, darf er keine Geräte verkaufen, auf denen ein zu Google konkurrierender Android-Ableger läuft. Das trifft beispielsweise auf Amazons Fire OS zu.
? Was sagt Google dazu?
In einer ersten Reaktion hat Google angekündigt, gegen die Entscheidung zu berufen. Die Entscheidung wurde aber nicht näher kommentiert. In der Vergangenheit hat der Android-Hersteller die Vorwürfe immer wieder zurückgewiesen. Eine Verknüpfung mit dem Google Play Store oder mit der Google-Suchmaschine gebe es nicht, hieß es bisher. Die Handy-Hersteller, die die Google-Suche vorinstallieren, seien an den Einnahmen der Suchmaschine beteiligt. Die Vorinstallation des Chrome-Browsers soll laut Google tatsächlich verpflichtend sein, aber die Smartphone-Hersteller könnten noch einen zweiten Browser parallel installieren und diesen als StandardBrowser festlegen.
Welche ? könnte Google haben? Konsequenzen die Strafe für
Google kann die Strafe wohl problemlos bezahlen, Anleger dürften darüber aber wohl dennoch nicht erfreut sein. Googles Mutterkonzern Alphabet erzielte 2017 einen Reingewinn (nach Steuern) von 12,6 Milliarden US-Dollar, die aktuelle EU-Strafe beträgt umgerechnet fünf Milliarden Dollar.
Welche Auswirkungen ? könnte die Strafe für Android-Nutzer haben?
Die EU verlangt von Google, dass es seine Praxis im Umgang mit Android ändert, was massive Auswirkungen auf das Android-Ökosystem haben könnte. Denkbar wäre, dass in Zukunft auch andere Android-Abwandlungen, etwa Amazons Fire OS, Zugang zum Play Store bekommen könnten. Wie Google auf den EU-Entscheid reagiert, bleibt aber abzuwarten.
? Wie sieht das die Konkurrenz?
„In der analogen Welt würde niemand auf die Idee kommen, einem mächtigen Konzern wie zum Beispiel Nestlé zuerlauben,dieInfrastruktur und Ladeneinrichtungen fast aller Supermärkte zu übernehmen und diese den Supermarktbetreibern kostenlos zur Verfügung zu stellen unter der Bedingung, keine Nestlé-Konkurrenzprodukte anzubieten“, kritisiert der europäische Mitbewerber Cliqz, ein Anbieter von Browsern und Suchmaschinen. „Die Entscheidung, eine Öffnung der marktbeherrschenden Android-Plattform für andere Anbieter zu erzwingen, ist längst überfällig.“
? Was macht Apple anders?
Bei Apple und seinen iPhones sieht die Sache gänzlich anders aus. Sowohl iPhones und iPads als auch das mobile Betriebssystem iOS und der dazugehörige App-Store stammen aus dem Hause Apple. Es gibt keine anderenHersteller, die auf ihren Smartphones das Apple-Betriebssystem installiert haben oder Zugang zum AppleApp-Store haben. Im geschlossenen Apple-Ökosystem ist das Unternehmen nicht von anderen Herstellern abhängig und kann daher–mehroderweniger–machen, was es will.