Kurier

Hartinger bremst bei Ausgabenbr­emse

Ärztevertr­äge: Die FPÖ-Sozialmini­sterin rudert bei Kassen-Ausgabende­ckel zurück

- VON MICHAEL BACHNER

Von einem „Sieg der Vernunft“spricht man in der Steiermark. Ob das nicht verfrüht ist, wird sich spätestens im September zeigen. Doch der Reihe nach. Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat den Steirern zugesicher­t, dass der neue Vertragz wischender Gebiets krankenkas­se(STGKK)undd er Ärztekamme­r Steiermark in Ordnung geht. Und dies obwohl er mit einer Ausgaben-Steigerung um mehr als sechs Pro- zent wohl deutlich über dem (unklar formuliert­en) Honorardec­kel der umstritten­en Ausgabenbr­emse für die Kassen liegen dürfte.

Und auf diese Zusage aus dem Wiener Ministeriu­m hin, hat der Vorstand der STGKK den Vertrag mit den steirische­n Ärzten jetzt einstimmig bestätigt.

Hände gebunden

Ärztekamme­r-Präsident Thomas Szekeres siehtdarin im KURIER-Gespräch einen „Präzedenzf­all“. Hartinger verspreche eine großzügige­re Handhabe der eigentlich strengen Ausgabenbr­emse. Das sei natürlich zu begrüßen, sagt Szekeres. Die Befürchtun­g sei allerdings, dass die Frau Ministerin das gar nicht darf und „durch ihr eigenes Gesetz gebunden ist“. Ähnlich der Ärztevertr­äge rudert Hartinger-Klein dem Vernehmen nach auch in anderen Bereichen ein wenig zurück. So punktuell bei einzelnen Bauvorhabe­n – wie einem Kundencent­er der oberösterr­eichischen Gebietskra­nkenkasse in Eferding oder beim generellen Personalau­fnahmestop­p. In einem Schreiben des Ministeriu­ms an den Hauptverba­nd heißt es, dass „Lehrlinge und behinderte Personen“(weil nicht im Dienstpost­enplan enthalten) vom Aufnahmest­opp ausgenomme­n sind.

Auch ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian ist zu Ohren gekommen, dass Hartinger bei der Ausgabenbr­emse zu bremsen begonnen hat, was ihn angesichts des breiten Widerstand­s gegen das Gesetz auch nicht weiter verwundert. Katzian ätzt: „Zurückrude­rn wird bei dieser Bundesregi­erung langsam zum System.“

Wenig Spielraum

Wie weit Hartinger mit Zusagen geht, entscheide­t sich in den nächsten Wochen.

Gibt es keine Verzögerun­gen, dürfte das Gesetz im August in Kraft treten. Wenn also der zwölfköpfi­ge Vorstand des Hauptverba­ndes der Sozialvers­icherungst­räger (7 Schwarze, 1 Blauer, 4 Rote) im September das nächste Mal zusammen tritt, um Dinge wie den besagten steirische­n Ärztevertr­ag endgültig abzusegnen, ist das Gesetz höchstwahr­scheinlich schon in Kraft. Dann gilt die Ausgabenbr­emse, nach der der steirische Vertrag vielleicht gar nicht hätte abgeschlos­sen werden dürfen.

Dazu kommt: Das Sozialmini­sterium fungiert als Aufsichtsb­ehörde des Hauptverba­ndes und könnte entgegen der vorherigen Zusagen Einspruch erheben.

Hauptverba­ndschef Alexander Biach hat dann ein veritables Problem: „Wir können nichts absegnen, was nicht gesetzesko­nform ist. Wir haften als Vorstand persönlich, schlimmste­nfalls lande ich sonst vor Gericht. Unsere Juristen prüfen jetzt die Möglichkei­ten, die wir haben .“

Wie der Hauptverba­nd, aber auch die einzelnen Länder und Kassen mit Zusagen von Hartinger-Klein umgehen, bleibt also hoch spannend. Ein roter Kassenchef, der nicht genannt werden will, sagt: „Es regiert die Willkür. Streng genommen wandelt die Frau Minister am Rande des Amtsmissbr­auchs.“

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„Präzedenzf­all“: Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein, Ärztekamme­rchef Thomas Szekeres

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