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Ein Kanzler muss auch Schamgrenz­en offensiv schützen

- JOSEF VOTZI eMail an: josef.votzi@kurier.at auf Twitter folgen: @JosefVotzi

Zwischen Dauer-Gekeife und brüllendem Schweigen ist nur ein schmaler Grat.

Rot gegen Schwarz, Schwarz gegen Rot und zwischendu­rch rot-schwarze Länder gemeinsam gegen rot-schwarzen Bund – mehr als ein Jahrzehnt schrumpfen­de Große Koalition haben einen Riesenwuns­chhinterla­ssen:Schlussmit­dem Dauer-Gekeife, das sich Politik schimpft.

Wohlinszen­ierte Auftritte mal im Duett, mal im Quartett, die bislang ohne Misstöne auskamen, kommen so doppelt gut an. Und sorgen primär für die ungebroche­n hohen Zustimmung­sraten zu Türkis-Blau.

Der ÖVP-Chef deponierte sein Missfallen über den Koalitions­partner bisher nur unter vier Augen – im Fall Vilimsky zuletzt direkt beim FPÖ-Chef. Wenn der Bundespräs­ident, alles andere als ein Heißsporn, dieser Tage gleich mehrmals ausrückt, um blaue Spitzenpol­itiker und zuletzt auch Kurz öffentlich abzumahnen, dann ist aber Feuer am Dach.

Zwischen Dauer-Gegacker und brüllendem Schweigen ist aber nur ein schmaler Grat. Dem türkisen Partei- und Regierungs­chef sei nach einem Jahr Dauereinsa­tz eine – ohnehin mit Terminen gespickte – Auszeit light in den USA und ein echter Urlaub danach zudem mehr als gegönnt.

Sebastian Kurz ist für viele die personifiz­ierte Hoffnung für einen neuen Politstil. Feelgood-Botschafte­n à la Wandern mit Kurz und Hardcore-Ansagen gegen Flüchtling­e werden auf Dauer nicht reichen, das einzulösen. Dort, wo die FPÖ immer wieder für Hetze und Spaltung sorgt, ist ein Wort des Kanzlers auch öffentlich dringend gefragt – zumal interne Abmahnunge­n nicht nachhaltig Wirkung zeigen.

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