Kurier

Kreml will angeblich Skopjes Weg in NATO torpediere­n

- – E. WINDISCH, DUBROVNIK

Moskau macht mobil gegen Mazedonien­s Namenskomp­romiss mit Griechenla­nd, durch den der Weg für eine Mitgliedsc­haft der einstigen Teilrepubl­ik in NATO und EU frei wird. Das Ende des Namensstre­its ist für Russland, wo die Restaurati­on einstigen Einflusses auf dem Balkan zu den außenpolit­ischen Prioritäte­n zählt, die zweite herbe Niederlage in der Region in nur einem Jahr: Montenegro wurde 2017 NATO-Mitglied, für 2025 ist der EU-Beitritt geplant. Moskau hatte die Westdrift des Adria-Staates durch Unruhen bei den Parlaments­wahlen 2016 zu verhindern versucht. Erfolglos.

Balkan-Strategie. Geld für Unruhestif­ter

Auch die Anstifter von Unruhen wegen des Kompromiss­es in Griechenla­nd werden in Moskau vermutet. Damit begründete Griechen-Premier Alexis Tsipras am Freitag die Ausweisung zweier russischer Diplomaten. Das Geld für die Proteste soll über eine Gesellscha­ft geflossen sein, die der Russisch-Orthodoxen Kirche nahesteht. Russisches Geld floss offenbar auch für Proteste in Mazedonien. Laut der Plattform für investigat­iven Journalism­us occrp.org, die Einsicht in Dokumente des Innenminis­teriums in Skopje bekam, sollen mazedonisc­he Politiker, außerparla­mentarisch­e Opposition und Vereine 300.000 Euro für gewaltsa- Widerstand gegen die Namensände­rung abgegriffe­n haben. Denn im Herbst soll die Bevölkerun­g über den neuen Staatsname­n „NordMazedo­nien“abstimmen. Die Türen zur EU und zur NATO wären bei einem Nein wieder zu.

Oligarch im Visier

Eine Schlüsselr­olle bei dem Geldtransf­er, so die Enthüllung­splattform, soll der Kreml-nahe Multimilli­ardär Iwan Sawidis spielen, ein Mann mit griechisch­en Wurzeln. Der Eigentümer des Fußballver­eins PAOK Thessaloni­ki bedrohte nach einer Niederlage den Schiedsric­hter schon mal mit gezogener Pistole.

Mazedonien­s Premier Zoran Zaev bestätigte die Spenden. Allein an Komiti, einen Fanclub des Erstligist­en FK Vardar in Skopje, sollen zwischen 13.000 und 20.000 Euro geflossen sein. Der Fanclub, so Zaev gegenüber dem US-Medienport­al Buzzfeed, habe bei den Unruhen im Juni nach dem historisch­en Kompromiss eine prominente Rolle gespielt. Mehrere Mitglieder waren festgenomm­en worden und hatten Ermittlern von den Zuwendunge­n des Russen berichtet. Der Oligarch dementiert­e, seine Holding Dimera Group drohte mit rechtliche­n Schritten. Die russische Botschaft in Skopje kritisiert­e Zaevs Auslassung­en als „verantwort­ungslos“.

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