Kurier

Luchsen droht erneut die Austrottun­g

Wilderei laut Experten einzige Erklärung für Verschwind­en von Jungtieren, die Schutzgebi­ete verlassen

- VON GILBERT WEISBIER UND WOLFGANG ATZENHOFER

Einige Biologen meinen, im zusammenhä­ngenden Großraum Bayern, Österreich und Tschechien wäre Platz für 100 bis 160 Luchse. Die echte Zahl dürfte zwischen 60 und 80 liegen, von denen etwa 20 erwachsene Tiere überwiegen­d in Österreich leben. „Das sind nicht nur zu wenige, um eine stabile Population zu schaffen, man muss sogar Inzuchtpro­bleme befürchten. Die Population befindet sich am Rande des Aussterben­s“, sagt Wildökolog­e Marco Heurich.

Der Privatdoze­nt an der Uni Freiburg wollte wissen, warum sich der Bestand trotz idealer Bedingunge­n nicht erholt und führte eine Studie durch. Nach Ausschluss aller anderer Faktoren kommt für ihn nur Wilderei als Ursache in Frage. Er hatte große Hoffnungen in die Entwicklun­g der Luchse gesetzt.

„Es ist so ein schönes Projekt mit eigentlich guten Vo- raussetzun­gen. Der Luchs ist, anders als etwa der Wolf, den meisten Leuten sympathisc­h. Er verursacht kaum Schäden wie andere Großraubti­ere und ist so scheu, dassmanihn­kaumzuGesi­cht bekommt“, erzählt Heurich.

Spurlos

Trotzdem verschwand­en bisher jedes Jahr ungefähr jene 15 bis 20 Prozent der Population, die dem Nachwuchs entspricht spurlos. Das ergab ein großflächi­g angelegtes Fotofallen-Monitoring. „Wir haben daraufhin eine Simulation durchgefüh­rt, in der die Geburtenra­te ebenso berücksich­tigt ist wie natürliche­s Sterben oder Verkehrsun­fälle“, erläutert der Wissenscha­ftler, der mit Spezialist­en in allen drei Ländern zusammenge­arbeitet hat.

Einzige Erklärung ist für ihn Wilderei. „Auffällig ist, dass die meisten Tiere verschwind­en, sobald sie Schutzgebi­ete, in denen nicht gejagt wird, verlassen und sich einige Zeit außerhalb aufgehalte­n haben“, berichtet Heurich, der vermutet, dass ein großer Teil der Tiere in Tschechien erlegt wird. „Tschechisc­he Kollegen haben vor Jahren eine anonym gehaltene Umfrage unter tschechisc­hen Jägern durchgefüh­rt. Bei der wurde angegeben, dass viele den Luchs einfach als Konkurrent­en betrachten.“

„Österreich ist bei der Verfolgung von Luchswilde­rern im Vergleich das erfolgreic­hste Land.“

Kavaliersd­elikt

Das Töten eines Luchses wurde speziell vor dem EU-Beitritt Tschechien­s als Kavaliersd­elikt gesehen“, berichtet der Wissenscha­ftler. Inzwischen habe sich das geändert. Eine jüngere Umfrage ergab, dass die Trophäe inzwischen das wichtigste Motiv ist, so ein Tier zu erlegen. Um die Inzuchtgef­ahr zu verringern, habe man bereits einige Tiere aus Slowenien im Bayrischen Wald ausgesetzt. „Der vorhandene Lebensraum würde bequem für 160 Luchse reichen“, ist Heurich überzeugt. Er hofft jedenfalls auf breite Unterstütz­ung durch die Jäger. „Das Letzte was wirwollen,isteinGene­ralver- dacht gegen die Jägerschaf­t. Viele Jäger begrüßen nämlich die Anwesenhei­t des Luchses oder äußern sich positiv dazu“, berichtet der Forscher von seinen Erfahrunge­n. Trotzdem verschwind­en viele der Tiere.

„Österreich ist in dieser

Marco Heurich PљïWàx°ø~©à U©™ï~Ñՙà[à Ñ~™fåя

Hinsicht am erfolgreic­hsten, es hat als einziges Land bisher Luchswilde­rer vor Gericht stellen können. Die bayrischen Behörden ermitteln zwar engagiert, haben aber noch keine gerichtsfe­sten Ergebnisse erzielt“, sagt Heurich.

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