Omega-3-Kapseln: Teuer und wirkungslos
Herzgesundheit. Laut einer großen Studie haben Ergänzungsmittel keinen nennenswerten Effekt
Mit einem Schluck zur ausgewogenen Ernährung: Viele setzen bei der Nahrungsergänzung auf teure Omega3-Präparate, die sich positiv auf die Herzgesundheit auswirken sollen. Die Annahme, dass die enthaltenen Fette das Herz schützen, wurde nun aber in einer großen Metastudie widerlegt.
Laut der von der renommierten Cochrane Collaboration anerkannten Erhebung reduzieren die natürlich in Hering, Lachs, Makrele, Walnüssen, Avocados, Raps und anderen Pflanzensamen vorkommenden Fettsäuren das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen nicht – zumindest, wenn man sie als Nahrungsergänzungsmittel einnimmt. Für die Erhebung wurden 79 Einzelstudien und in Summe Daten von über 112.000 Menschen analysiert. Bei einem Großteil der Studien wurden die Probanden angewiesen, Omega3 täglich über Ergänzungspräparate einzunehmen. Einige weitere untersuchten die Wirkung von fettreichem Fisch.
Überholte Erkenntnisse
Der Glaube an die gesundheitsfördernden Wirkungen der Fettsäuren bezieht sich laut Studienautorin Lee Hooper von der University of East Anglia auf Erhebungen aus den 80er- oder 90er-Jahren: „Seither hat keine Untersuchung diese Ergebnisse bestätigt.“Ob sich fetter Fisch positiv auf die Gesundheit auswirkt, konnte in der Metastudie nicht explizit ermittelt werden. Hooper gibt aber zu bedenken, dass durch den Verzehr auch gesundes Jod, Selen, Kalzium und Vitamin D zugeführt würden. Fisch gehört auch laut der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung ein- bis zwei Mal die Woche auf den Speiseplan. Empfohlen wird, Produkte mit anerkannt nachhaltiger Herkunft zu wählen.
Davon, Omega-3-Fettsäuren in Kapselform zu schlucken – und sich auf deren gesunde Wirkung zu ver- lassen –, rät Hooper ab. Wenn dabei ein gesundes Ernährungsverhalten vernachlässigt wird, könne sich dies insgesamt schädlich auswirken. Dem stimmt auch Tim Chico, unbeteiligter Herzmediziner an der Sheffield University, im Interview mit dem Guardian zu. Es sei vermessen zu glauben, dass ein einzelner Baustein der Ernährung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen könne. Auch die Kostenfrage sei nicht unwesentlich. Konsumenten, die Unsummen für Präparate ausgeben, rät er, das Geld im Sinne einer gesunden Ernährung lieber in „Gemüse zu investieren“.