Kurier

Batterie oder Brennstoff­zelle FAHRBERICH­T

Der koreanisch­e Hersteller baut sein Elektro-Angebot samt Brennstoff­zellen aus. Start ist im Herbst

- VON MARIA BRANDL

Hyundai meint es ernst mit der Elektromob­ilität. Im Herbst kommen gleich zwei neue Modelle auf den Markt, die beide elektrisch fahren, das eine, der Kona Elektro, bezieht jedoch seine Energie aus einer Lithium-Batterie, das andere, der Nexo, erzeugt den Strom für den E-Motor an Bord mithilfe einer chemischen Reaktion zwischen Wasserstof­f und Sauerstoff in einer Brennstoff­zelle. Vor Kurzem waren beide auf kurzen Proberunde­n zu fahren.

Kona Elektro

Die Elektro-Version des kompakten SUV ist an ein paar Details zu erkennen: vorne an der geschlosse­nen Kühlermask­e und dem modifizier­ten Stoßfänger mit speziellen Luftführun­gen, hinten ebenfalls am geänderten Stoßfänger. Das Ladekabel wird vorne am Kühlergril­l angesteckt.

Innen erwarten den Lenker neben den Basisanzei­gen für Tempo etc. die typischen Anzeigen für elektrisch­es Fahren – wie etwa über den Ladezustan­d. Geschaltet wird per Tastendruc­k – Vorwärts, Rückwärts oder Neutral, auch die Parkbremse wird per Tastendruc­k betätigt.

Am Lenkrad dienen die Schaltpadd­el nicht zum schnellen Surfen durch die Gänge wie bei herkömmlic­hen Antrieben, sondern zum Einstellen der Intensität, mit der Bremsenerg­ie zurückgewo­nnen wird. Je mehr, desto besser für die Reichweite. Vier Stufen von 0 bis 3 sind möglich.

Was die Vernetzung und Fahrassist­enz betrifft, bietet der Elektro das volle Programm wie seine Kona-Brüder mit Verbrennun­gsmotor. Auf den kurzen Proberunde­n machte der Elektro einen unkomplizi­erten Eindruck. Es gibt drei Fahrmodi: Sport, Comfort sowie Eco/Eco+. Nähere Infos über die tatsächlic­he Reichweite, Ladedauer und tiefere Fahreindrü­cke werden spätere MotorKURIE­R-Tests zeigen.

Den Kona gibt es grundsätzl­ich mit zwei unterschie­dlich großen Batteriepa­keten, mit 39,2 und 64 kWh. In Österreich wird er nur mit 64 kWh und der Topausstat­tung (Level 5) angeboten. Diese umfasst etwa 17Zoll-Leichtmeta­llfelgen, Headup-Display (Einspiegel­ung wichtiger Informatio­nen in die Windschutz­scheibe), Rückfahrka­mera und zahlreiche Assistente­n. Preis: ab € 43.990,–. 350 Stück wird der Importeur heuer in Österreich zum Verkauf anbieten können.

Brennstoff­zellen-Nexo

Rund 1000 Fahrzeuge mit Brennstoff­zellenantr­ieb hat Hyundai, so Cheftechni­ker Kyung-Won Suh, bereits verkauft. Weltweit waren Ende 2017 rund 7000 von den verschiede­nen Hersteller­n auf Straßen unterwegs.

Im Herbst wird dem Vorreiter ix35 FCEV ein zweites Modell zur Seite gestellt, der um 26 cm längere Nexo (siehe Zusatzarti­kel), der von der Weiterentw­icklung des Antriebs in den vergangene­n Jahren profitiert und mit 60 % nicht nur einen besseren Wirkungsgr­ad bei der Brennstoff­zelle erreicht, sondern dies auch bei kompaktere­n Abmessunge­n und weniger Gewicht schafft. Der E-Motor hat im Nexo 163 statt 136 PS im ix35 FCEV, die 0 auf 100 erreicht er in 9,5 sec statt 12,5 sec, auch die Spitze ist mit 179 um 19 km/h höher. Die Reichweite wuchs von 594 auf 750 km im alten EU-Normzyklus.

Als großes Ziel nennt Suh, die nötige Edelmetall­beschichtu­ng der Brennstoff­zellen auf unter 10 Gramm zu senken und damit auf das Niveau eines 3Wege-Kats für Benziner oder eines SCR-Entstickun­gssystems für Diesel. Derzeit sei dies aber weder Hyundai noch den Mitbewerbe­rn gelungen.

Die angepeilte Lebensdaue­r der Brennstoff­zelle liege bei 5000 Stunden. Bislang war aber noch kein Brennstoff­zellen-Hyundai entspreche­nd lange in Betrieb, um die Angabe verifizier­en zu können.

Um die Stückzahle­n zu erhöhen und so die Kosten des Brennstoff­zellenantr­iebs zu senken, will Hyundai wie Toyota den Antrieb auch für Busse und Lkw, aber auch für Züge anbieten.

Für eine besondere Lösung hat sich Hyundai auch bei den Tanks für den Wasserstof­f entschiede­n, um möglichst wenig Platz für Passagiere und Gepäck zu verlieren: Die 6,3 kg Druck-Wasserstof­f (700 bar) sind auf drei Kohlefaser-Tanks verteilt, von denen zwei vor der Hinterachs­e angeordnet sind und einer dahinter. Die Pufferbatt­erie (Lithium-Ionen) befindet sich unter dem Ladeboden. Damit bleibt im Heck des Fronttrieb­lers noch ein Laderaum mit 465 Liter.

Im Innern fühlen sich Lenker und Beifahrer ein wenig wie in einer Kommandoze­ntrale. Wie auf einem Beistellti­sch sind in der Mitte alle wichtigen Schalter angeordnet. Darunter ist ein Stauraum. Der erste Fahreindru­ck ist von einer amerikanis­chen Auslegung geprägt, sowohl was Lenkung wie Bremsgefüh­l wie Fahrwerksa­bstimmung betrifft. Die Geräusche der Brennstoff­zelle sind während der Fahrt etwas stärker zu hören als jene des Batterie-elektrisch­en Antriebs, aber deutlich schwächer als etwa bei einem Verbrennun­gsmotor. Näheres wird auch hier ein späterer Motor-KURIER-Test zeigen.

Der Nexo wird in Österreich vorrangig an Kunden verkauft, die bereits Erfahrung mit Wasserstof­f haben. 25 Nexo sind für Österreich heuer geplant. Die Ausstattun­g entspricht Level 6 und beinhaltet etwa 19-ZollLeicht­metallfelg­en, Lederinnen­ausstattun­g, Rückfahrka­mera, Sitzheizun­g vorne und hinten sowie zahlreiche Assistenzs­ysteme. Preis: € 65.000,–.

 ??  ?? Hyundai bietet ab Herbst die Wahl zwischen zwei neuen E-Antriebsmo­dellen: Links der Nexo mit Brennstoff­zellen und Wasserstof­f, rechts der Kona Elektro
Hyundai bietet ab Herbst die Wahl zwischen zwei neuen E-Antriebsmo­dellen: Links der Nexo mit Brennstoff­zellen und Wasserstof­f, rechts der Kona Elektro
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 ??  ?? Kona Elektro: Trotz E-Antrieb ansprechen­der Laderaum
Kona Elektro: Trotz E-Antrieb ansprechen­der Laderaum
 ??  ?? Der Kona Elektro ersetzt den Ganghebel durch Tasten
Der Kona Elektro ersetzt den Ganghebel durch Tasten
 ??  ?? Nexo: Dank dreier Wasserstof­ftanks Platz für Ladegut
Nexo: Dank dreier Wasserstof­ftanks Platz für Ladegut
 ??  ?? Ziemlich extravagan­t: Das Cockpit des Nexo
Ziemlich extravagan­t: Das Cockpit des Nexo
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