Batterie oder Brennstoffzelle FAHRBERICHT
Der koreanische Hersteller baut sein Elektro-Angebot samt Brennstoffzellen aus. Start ist im Herbst
Hyundai meint es ernst mit der Elektromobilität. Im Herbst kommen gleich zwei neue Modelle auf den Markt, die beide elektrisch fahren, das eine, der Kona Elektro, bezieht jedoch seine Energie aus einer Lithium-Batterie, das andere, der Nexo, erzeugt den Strom für den E-Motor an Bord mithilfe einer chemischen Reaktion zwischen Wasserstoff und Sauerstoff in einer Brennstoffzelle. Vor Kurzem waren beide auf kurzen Proberunden zu fahren.
Kona Elektro
Die Elektro-Version des kompakten SUV ist an ein paar Details zu erkennen: vorne an der geschlossenen Kühlermaske und dem modifizierten Stoßfänger mit speziellen Luftführungen, hinten ebenfalls am geänderten Stoßfänger. Das Ladekabel wird vorne am Kühlergrill angesteckt.
Innen erwarten den Lenker neben den Basisanzeigen für Tempo etc. die typischen Anzeigen für elektrisches Fahren – wie etwa über den Ladezustand. Geschaltet wird per Tastendruck – Vorwärts, Rückwärts oder Neutral, auch die Parkbremse wird per Tastendruck betätigt.
Am Lenkrad dienen die Schaltpaddel nicht zum schnellen Surfen durch die Gänge wie bei herkömmlichen Antrieben, sondern zum Einstellen der Intensität, mit der Bremsenergie zurückgewonnen wird. Je mehr, desto besser für die Reichweite. Vier Stufen von 0 bis 3 sind möglich.
Was die Vernetzung und Fahrassistenz betrifft, bietet der Elektro das volle Programm wie seine Kona-Brüder mit Verbrennungsmotor. Auf den kurzen Proberunden machte der Elektro einen unkomplizierten Eindruck. Es gibt drei Fahrmodi: Sport, Comfort sowie Eco/Eco+. Nähere Infos über die tatsächliche Reichweite, Ladedauer und tiefere Fahreindrücke werden spätere MotorKURIER-Tests zeigen.
Den Kona gibt es grundsätzlich mit zwei unterschiedlich großen Batteriepaketen, mit 39,2 und 64 kWh. In Österreich wird er nur mit 64 kWh und der Topausstattung (Level 5) angeboten. Diese umfasst etwa 17Zoll-Leichtmetallfelgen, Headup-Display (Einspiegelung wichtiger Informationen in die Windschutzscheibe), Rückfahrkamera und zahlreiche Assistenten. Preis: ab € 43.990,–. 350 Stück wird der Importeur heuer in Österreich zum Verkauf anbieten können.
Brennstoffzellen-Nexo
Rund 1000 Fahrzeuge mit Brennstoffzellenantrieb hat Hyundai, so Cheftechniker Kyung-Won Suh, bereits verkauft. Weltweit waren Ende 2017 rund 7000 von den verschiedenen Herstellern auf Straßen unterwegs.
Im Herbst wird dem Vorreiter ix35 FCEV ein zweites Modell zur Seite gestellt, der um 26 cm längere Nexo (siehe Zusatzartikel), der von der Weiterentwicklung des Antriebs in den vergangenen Jahren profitiert und mit 60 % nicht nur einen besseren Wirkungsgrad bei der Brennstoffzelle erreicht, sondern dies auch bei kompakteren Abmessungen und weniger Gewicht schafft. Der E-Motor hat im Nexo 163 statt 136 PS im ix35 FCEV, die 0 auf 100 erreicht er in 9,5 sec statt 12,5 sec, auch die Spitze ist mit 179 um 19 km/h höher. Die Reichweite wuchs von 594 auf 750 km im alten EU-Normzyklus.
Als großes Ziel nennt Suh, die nötige Edelmetallbeschichtung der Brennstoffzellen auf unter 10 Gramm zu senken und damit auf das Niveau eines 3Wege-Kats für Benziner oder eines SCR-Entstickungssystems für Diesel. Derzeit sei dies aber weder Hyundai noch den Mitbewerbern gelungen.
Die angepeilte Lebensdauer der Brennstoffzelle liege bei 5000 Stunden. Bislang war aber noch kein Brennstoffzellen-Hyundai entsprechend lange in Betrieb, um die Angabe verifizieren zu können.
Um die Stückzahlen zu erhöhen und so die Kosten des Brennstoffzellenantriebs zu senken, will Hyundai wie Toyota den Antrieb auch für Busse und Lkw, aber auch für Züge anbieten.
Für eine besondere Lösung hat sich Hyundai auch bei den Tanks für den Wasserstoff entschieden, um möglichst wenig Platz für Passagiere und Gepäck zu verlieren: Die 6,3 kg Druck-Wasserstoff (700 bar) sind auf drei Kohlefaser-Tanks verteilt, von denen zwei vor der Hinterachse angeordnet sind und einer dahinter. Die Pufferbatterie (Lithium-Ionen) befindet sich unter dem Ladeboden. Damit bleibt im Heck des Fronttrieblers noch ein Laderaum mit 465 Liter.
Im Innern fühlen sich Lenker und Beifahrer ein wenig wie in einer Kommandozentrale. Wie auf einem Beistelltisch sind in der Mitte alle wichtigen Schalter angeordnet. Darunter ist ein Stauraum. Der erste Fahreindruck ist von einer amerikanischen Auslegung geprägt, sowohl was Lenkung wie Bremsgefühl wie Fahrwerksabstimmung betrifft. Die Geräusche der Brennstoffzelle sind während der Fahrt etwas stärker zu hören als jene des Batterie-elektrischen Antriebs, aber deutlich schwächer als etwa bei einem Verbrennungsmotor. Näheres wird auch hier ein späterer Motor-KURIER-Test zeigen.
Der Nexo wird in Österreich vorrangig an Kunden verkauft, die bereits Erfahrung mit Wasserstoff haben. 25 Nexo sind für Österreich heuer geplant. Die Ausstattung entspricht Level 6 und beinhaltet etwa 19-ZollLeichtmetallfelgen, Lederinnenausstattung, Rückfahrkamera, Sitzheizung vorne und hinten sowie zahlreiche Assistenzsysteme. Preis: € 65.000,–.