Pierce Brosnan im KURIER-Interview
Pierce Brosnan. Der Ex-James-Bond ist in der Fortsetzung „Mamma Mia 2 – Here We Go Again“wieder mit dabei
Der Ex-James-Bond kehrt in der Musical-HitFortsetzung „Mamma Mia 2“zurück.
Pierce Brosnan hat sich für seinen Gesang schon viel Spott anhören müssen. In dem Erfolgsmusical „Mamma Mia!“von 2008 intonierte der Ex-James -Bond mit seiner Filmpartnerin Meryl Streep ein gefühlvolles Duett des ABBA-Songs „S.O.S.“– und die Reaktionen darauf waren durchwachsen.
Pierce Brosnan singe wie ein Seehund, dem ein Pingpong-BallimMaulsteckt,meckerte ein US-Kritiker – was Brosnan aber nicht davon abhielt, einen zweiten Versuch zu starten. Auch in der Fortsetzung „Mamma Mia 2 – Here We Go Again“(derzeit im Kino) erhebt er die Stimme zu „S.O.S“– allerdings mehr im Sprechgesang.
Ein Gespräch mit dem in Irland geborenen, 65-jährigen Schauspieler über Cher, Trump und das Gefühl, ein Außenseiter zu sein.
KURIER: Herr Brosnan, musste man Sie lange überreden, bei einer Fortsetzung von „Mamma Mia!“mitzumachen? Pierce Brosnan: Keineswegs. Ich war sofort begeistert. Seit über zehn Jahren liegen mir die Leute mit der Frage in den Ohren, wann es denn endlich einen weiteren Teil von „Mamma Mia!“geben werde. Der Film hat wirklich das Herz sehr vieler Menschen berührt. Als man mir dann die Rolle anbot, war meine erste Frage: „Macht Meryl Streep mit?“Danach habe ich sofort zugesagt.
Es fällt auf, dass Sie deutlich weniger singen als in Teil 1.
Tja, das ist mir auch aufgefallen, und ehrlich gesagt, bin ich recht froh darüber. Ich fand, die Welt müsse die Erfahrung nicht noch einmal machen, mir beim Singen zuzuhören. Es ist ja wohl kein Geheimnis, dass man mich nicht in erster Linie wegen meiner Gesangskunst engagiert hat. (Macht ein schlaues Gesicht.) Der Witz an der Sache ist mir natürlich nicht entgangen, aber ich hab’s gern gemacht.
Diesmal gehen Sie den „S.O.S.“Song um einiges ruhiger an.
Ja, was für eine Erleichterung! Ich ging ins Studio, wo Benny Andersson von ABBA wartete, und nahm den Song – wie heißt das? – a cappella auf. Das ist ein Wort, dass ich mir nicht merken kann. Dann hatte Benny die Idee. Er sagte: „Wir lassen das Wort ,S.O.S.‘ einfach aus. Sing es nicht.“Und das war brillant, weil ich ohnehin nicht weiß, wie ich ,S.O.S.‘ singen soll. So ein unelegantes Wort! Also ließ ich es weg, und Benny war begeistert. Er meinte, jetzt klinge es wie Bruce Springsteen. Das war für mich wie ein Oscar, denn Bruce Springsteen ist mein großer Held.
Apropos Held: Die Sängerin Cher hat einen prägnanten Auftritt in „Mamma Mia 2“. Waren Sie bereits mit ihr bekannt?
Nein, obwohl wir beide in Malibu leben und praktisch Nachbarn sind. Jedes Mal, wenn ich an ihrem Haus vorbeifahre, sage ich, oh, das ist das Haus von Cher! Ich habe sie dann bei den Dreharbeiten kennengelernt, und sie war hinreißend. Es war für sie gar nicht so einfach, zu uns dazuzustoßen, weil wir uns ja alle schon vom ersten Film her kennen und wie eine Familie sind. Aber bei uns gibt es keine großen Egos, niemand brüllt herum und alle sind sehr herzlich miteinander. Ein wunderbares Erlebnis.
War die Teilnahme an „Mamma Mia!“damals so etwas wie ein Rettungsanker für Sie in Ihrer Post-James-Bond-Phase?
Tja, vielleicht kann man das so sagen. Niederlagen muss man hinnehmen und sich danach aufrappeln und und so schnell wie möglich weiterarbeiten. Ich habe „Mamma Mia!“damals nicht gemacht, um mich neu zu erfinden. Es war einfach eine Rolle. Aber manchmal trifft man eine gute Wahl – und manchmal hat man gar keine Wahl. Schauspielen ist für mich wie ein Hobby, das man mir durchgehen lässt (kichert).
Sie sind in Irland geboren und leben in den USA. Stimmt es, dass Sie wegen Trump ans Auswandern dachten?
Trump hat mich schon an vieles denken lassen! Aber ich liebe Amerika, Amerika ist meine Heimat. Ich liebe das Land, und Trump nimmt es gerade schwer in die Mangel. (Schaut gequält.) Es fällt mir persönlich immer noch schwer, über jemanden zu reden, der direkt aus RealityTV-Land stammt.
Wie wichtig ist Ihnen Ihre irische Identität?
Ich liebe Irland, seinen Mystizismus und seine Lyrik. Dort bin ich geboren und aufgewachsen. Apropos, ich schreibe gerade an meinen Memoiren. Ich dachte mir, jetzt oder nie, die Zeit läuft. Dazu arbeite ich mit einem Freund, dem Autor Mark Bailey, zusammen.
Wie kam es dazu?
Bailey gab das Buch „Nine Irish Lives“heraus, in dem verschiedene Autoren Geschichten von irischen Emigranten erzählen. Ich habe über den Regisseur Rex Ingram geschrieben, der während der Stummfilm-Ära so etwas wie der Steven Spielberg seiner Zeit gewesen ist und einen Film wie „Die vier Reiter der Apokalypse“(1921) drehte. Aus dieser Kollaboration entstand die Idee zu meinen Memoiren.
Haben Sie so etwas wie eine Lieblingszeit in Ihrer Karriere?
Ja, die Zeit, in der ich nach Amerika ging. Ich erinnere mich noch genau an dieses Gefühl von Freiheit. Alles schien möglich. Endlich gab es keine Vorurteile mehr gegenüber meiner Herkunft. In England habe ich als Ire immer den Stachel des Außenseiters gespürt. Eigentlich war ich mein ganzes Leben lang Außenseiter. Aber irgendwann gewöhnt man sich dran.