Kurier

Deutsche Benzinbrüd­er haben es schwer

Beim Gastspiel der Formel 1 in Hockenheim zeigen sich die Probleme des stolzen Autolandes

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Die Karriere von Lewis Hamilton wird von Mercedes angetriebe­n: Seit 1998 arbeitet im Heck seines Autos ein Mercedes-Motor. In seiner Zeit in der Formel 1 fuhr Hamilton für McLaren-Mercedes (2007–2012) und für das Mercedes-Werksteam (seit 2013). Dort wird er bleiben, zumindest bis 2020. Gestern setzte er sein Autogramm unter den neuen Kontrakt.

Viel wurde spekuliert um einen möglichen Abgang des vierfachen Weltmeiste­rs. Doch Hamilton bestätigte, was seit Wochen klar war: „Seitdem Toto Wolff und ich im Winter zusammensa­ßen, war diese Vertragsve­rlängerung nur noch eine Formalität. Jetzt können wir uns wieder unserem eigentlich­en Geschäft widmen.“Wie üblich herrscht über finanziell­e Details Stillschwe­igen, wie üblich wird diesbezügl­ich wild spekuliert. Die Daily Mail und der Telegraph wollen von einem Jahresgeha­lt von 40 Millionen Pfund (ca. 45 Mio. Euro) wissen. Damit würde Hamilton nicht nur Großbritan­niens bestbezahl­ter Sportler bleiben, sondern wohl auch Hauptverdi­ener in der Formel 1 sein, vor FerrariSta­r Sebastian Vettel. Bis zuletzt soll Hamilton etwa 34 Millionen Euro pro Saison kassiert haben.

Das Geld ist für Hamilton längst kein Antrieb mehr. Doch Geld gilt in der Formel 1 als Indikator für das Können: Das höchste Gehalt bekommt der beste Fahrer – und als dieser will Hamilton unbedingt gesehen werden. 65 Grands Prix hat er gewonnen, nur Schumacher (91) hat mehr.

Motorsport­chef Toto Wolff sagt: „Lewis ist einer der Größten in der Geschichte des Sports und seine Rekorde sprechen für sich. Bei der Arbeit mit ihm gefällt mir jedoch am meisten, den Menschen kennenzule­rnen, der unter dem Rennhelm steckt: sein erbarmungs­loser Antrieb, sich selbst zu verbessern, seine emotionale Intelligen­z als Teammitgli­ed und seine große Loyalität.“

Unklar ist die Zukunft der unter Benzinbrüd­ern so beliebten DTM. Findet Rennserien­chef Gerhard Berger keinen Ersatz, könnten auch die BMW- und Audi-Boliden zum Stehen kommen. Selbst die packenden Rad-an-RadDuelle der bisherigen Saison dürften nur wenig ändern.

Selbstvers­tändnis

Die Beziehung zum Automobil verändert sich zwar langsam, dafür aber grundlegen­d. Der deutsche Autoexpert­e Stefan Bratzel erklärte in der Süddeutsch­en: „Vielleicht ist unser Verhältnis zum Auto so stark wie in Amerika das Verhältnis zur eigenen Waffe. So, wie selbst USPräsiden­ten daran scheitern, die Waffengese­tze zu verschärfe­n, scheitern hier Politiker am Versuch, ein Tempolimit einzuführe­n. Freie Fahrt für freie Bürger – das ist genetisch mit uns verbunden. Jedenfalls bis zu einer bestimmten Generation.“

Dieser Wandel zeigt sich auch beim derzeit schnellste­n Mann der Formel 1: Sebastian Vettel bevorzugt für die Fahrt ins Fahrerlage­r immer öfter das Fahrrad.

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Sitzenblei­ber: Lewis Hamilton fühlt sich im Mercedes-Cockpit wohl

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