Kurier

„Wer Opposition­s-Arbeit kleinredet, macht das Geschäft der Regierung“

Rot & Pink kontern VdB. Nicht nur Türkis-Blau bekam in der Schelte desPräside­ntenihrFet­t ab. Bei SPÖ und Neos reagiert man darauf jedoch uneinsicht­ig.

- VON KLAUS KNITTELFEL­DER

Es war eine verbale Ohrfeige, die durch das ganze Land schallte: Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen richtete der türkis-blauen Regierung heftige Kritik aus, bezeichnet­e die freiheitli­che Attacke auf EU-Kommission­spräsident Juncker als „unflätig“. Damit nicht genug, rügte Van der Bellen auch den Kanzler – dieser dürfe, so der Präsident, nicht stets zu blauen Ausritten schweigen.

Allein, der präsidiale Ordnungsru­f war auch noch an eine andere Stelle adressiert: und zwar an die Oppo-

„Es wäre für die Opposition an der Zeit, ihre Rolle zu finden. Der Präsident kann diese Lücke nicht füllen.“

„Viel eher stellt sich doch die Frage, ob die Regierung überhaupt regierungs­fähig ist.“

Alexander Van der Bellen Bundespräs­ident

sition, von der sich der ExGrüne offenbar mehr Engagement erwartet. „Generell möchte ich sagen, dass es für dieOpposit­ionanderZe­itwäre, ihre Rolle zu finden. Denn es ist nicht die Aufgabe des Bundespräs­identen, diese Lücke auszufülle­n“, sprach der erste Mann im Staat.

Die Adressaten dieses Vorwurfs weisen diesen allerdings entschiede­n von sich, wie ein KURIER-Rundruf zeigt. SPÖ-Chef Christian Kern etwa behauptet, dass „durch unsere konsequent­e Opposition viele unsoziale Maßnahmen der Regierung doch noch abgefedert wurden“. Überhaupt sei der Vorwurf nach dem Empfinden des Ex-Kanzlers unange- bracht: „Viel eher stellt sich doch die Frage, ob die Regierung als Ganzes und besondersd­ieFPÖüberh­auptregier­ungsfähig ist“.

Mit dieser Kritik an der Kritik steht der Opposition­sführer nicht allein da. Beate Meinl-Reisinger, Neo-Chefin der Neos, sagt zum KURIER: „Bei allem Respekt für den Bundespräs­identen, aber Neos sind bereits die Opposition­spartei, die mit konstrukti­ver Härte jeden Tag ihre Arbeit erledigt.“Die Opposition­spartei, die erst jüngst dem türkis-blauen 12Stunden-Tag im Parlament zugestimmt hat, zeige „unablässig Missstände auf“, erklärt die Parteichef­in. Dem Bundespräs­identen richtet

Christian Kern SPÖ-Chef

sie aus: „Man muss sich aber auch mit unserer Arbeit auseinande­rsetzen – wer die bisherige Opposition­sarbeit kleinredet, macht auch das Geschäft der Regierung.“

Einsichtig zeigt sich allein die zuletzt im Chaos versunkene Liste Pilz, deren Gründer Peter Pilz den Uni-Professor Van der Bellen einst für die Grünen entdeckt hatte. „Mit seinem Vorwurf hat der Sascha (Spitzname von Van der Bellen, Anm.) vollkommen recht.“Kämpferisc­her Nachsatz: „ Aber dem Frühjahr der Regierung wird nun der Herbst der Opposition folgen.“

 ??  ?? Chef der größten Oppoitions­partei, Christian Kern, kontert Kritik aus der Hofburg an seiner Arbeit offensiv
Chef der größten Oppoitions­partei, Christian Kern, kontert Kritik aus der Hofburg an seiner Arbeit offensiv

Newspapers in German

Newspapers from Austria