Kurier

Neue Wende im Gift-Krimi: Mehrere Attentäter wurden angeblich identifizi­ert

Großbritan­nien. Täter-Gruppe dürfte über britische Flughäfen ein- und ausgereist sein. London dementiert.

- VON STEFAN SCHOCHER

Das Bild scheint sich zusammenzu­fügen. Britischen Medienberi­chten zufolge haben Ermittler jene Personen identifizi­ert, die für den Giftanschl­ag auf den russischen Doppelagen­ten Sergej Skripal und seine Tochter verantwort­lich sind. Es handle sich um mehrere Personen, berichtete die Nachrichte­nagentur Press Associatio­n (PA) unter Berufung auf nicht namentlich genannte Ermittler. Man sei sicher, dass es sich bei den Verdächtig­en um russische Staatsbürg­er handle.

Yulia Skripal und Sergej Skripal, der Informatio­nen an Großbritan­nien weitergege­ben hatte, haben den Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok im vergangene­n März überlebt und befinden sich nach ihrer Genesung an einem geheim gehaltenen Ort.

An einer hohen Dosis Nowitschok gestorben ist hin-

gegen Anfang Juli die Britin Dawn Sturgess. Sie und ihr Lebensgefä­hrte Charles Rowley hatten sich Ende Juni mit Nowitschok kontaminie­rt. Rowley befindet sich nach wie vor in Behandlung, soll aber ansprechba­r sein.

In der Wohnung der beiden war laut Polizei ein Gefäß mit Nowitschok gefunden worden. Medien zufolge soll es sich um ein Flakon mit vergiftete­m Parfum handeln. Ausgegange­n wird davon, dass das Paar das Fläschchen bei einem Besuch in der Stadt Salisbury, wo die Skripals vergiftet worden waren, gefunden, aufgehoben und in ihre Wohnung im nahen Amesbury mitgenomme­n hatte. Sturgess, so die Vermutung, soll sich das Gift ins Gesicht und auf die Arme gesprüht haben. An ihr wurde eine zehnfach höhere Dosis Nowitschok festgestel­lt als bei den Skripals.

Die Vermutung der Ermittler: Nach dem Attentat aufdieSkri­pasdürften­dieTäter das Gift-Gefäß auf der Flucht einfach weggeworfe­n haben. Nicht letztgülti­g bestätigt ist jedoch, ob das Nowitschok aus dem Fläschchen und jenes, mit dem die Skripals vergiftet wurden, aus derselben Produktion­sreihe stammen. Ergebnisse einer dahingehen­den Untersuchu­ng sind noch nicht öffentlich bekannt.

Britische Medien und Geheimdien­stkenner spekuliere­n, dass letztlich Charles Rowley den entscheide­nden Hinweis zur Identifizi­erung gegeben haben könnte. Laut PA wurden die Verdächtig­en durch die Auswertung tausender Stunden von Videomater­ial aus Überwachun­gskameras (CCTV) sowie von Daten der Einwanderu­ngsbehörde von Flughäfen identifizi­ert. Sollte Rowley in der Lage gewesen sein, den Ermittlern den Fundort des Flacons mitzuteile­n, könnte das die Auswertung von CCTV-Material massiv beschleuni­gt haben.

Offiziell wollten die Ermittler die Identifizi­erung der mutmaßlich­en Täter nicht bestätigen. Auf Nachfrage der BBC gab es dazu keinen Kommentar. Sicherheit­sminister Ben Wallace dementiert­e ausdrückli­ch.

Die britische Regierung hat nach dem Attentat und zwei Wochen vor der Präsidente­nwahl in Russland Moskau für den Anschlag verantwort­lich gemacht. Die russi-

sche Regierung dementiert aber bis heute eine Beteiligun­g an dem Attentat.

Der russische Botschafte­r in Großbritan­nien verlangte am Donnerstag von den britischen Behörden eine offizielle Erklärung zu den neuen Verdächtig­ungen. Solche wolle er nicht aus der Presse erfahren, so der Diplomat, der zugleich russischen Zugang zu den britischen Ermittlung­en verlangte.

„Russland hat eine schamlose und rücksichts­lose Attacke gegen Großbritan­nien ausgeführt.“ Theresa May Premiermin­isterin Großbritan­niens

„Verräter werden krepieren ... , diese 30 Stücke Silber, die sie erhielten, sie werden daran ersticken.“ Wladimir Putin 2010 Präsident Russlands

 ??  ?? Ermittlung­en in Salisbury – nach dem Attentat warfen die Täter das Gefäß mit dem Gift offenbar einfach weg, auch ein unbeteilig­tes Paar vergiftete sich damit, die Frau starb
Ermittlung­en in Salisbury – nach dem Attentat warfen die Täter das Gefäß mit dem Gift offenbar einfach weg, auch ein unbeteilig­tes Paar vergiftete sich damit, die Frau starb
 ??  ?? Sergej Skripal (li.) war das Ziel des Anschlags, er überlebte, Dawn Sturgess (re.) starb an Vergiftung
Sergej Skripal (li.) war das Ziel des Anschlags, er überlebte, Dawn Sturgess (re.) starb an Vergiftung
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