Kurier

Harter Schlag gegen arabischen Clan in Berlin

Banden-Kriminalit­ät. Vier Jahre nach Sparkassen­einbruch wurden 77 Immobilien einer Großfamili­e beschlagna­hmt.

- VON SUSANNE BOBEK

Jahrelang kämpfte die Berliner Polizei ziemlich erfolglos gegen palästinen­sisch-libanesisc­he Großfamili­en, die ganze Stadtteile unter sich aufgeteilt hatten und immer mehr Immobilien­besitz anhäuften. Gegen die Familie K., der unter anderem auch der Raub einer 100 Kilo schweren Goldmünze aus dem Bode-Museum (Wert 3,7 Millionen Euro) angelastet wird, ist nun ein großer Fahndungse­rfolg gelungen.

Vor vier Jahren brachen Mitglieder der Familie 100 Schließfäc­her einer Sparkasse auf. Die Polizei fasste die Täter, doch die Beute von mehr als neun Millionen Euro blieb verschwund­en. Komischerw­eise kaufte ein anderes Familienmi­tglied, das noch dazu Hartz IV kassierte, nach dem Coup Wohnungen und Grundstück­e.

Polizei und Staatsanwa­ltschaft machten sich an die mühevolle Arbeit und werteten Konten und Grundbüche­r aus. Eine „Heidenarbe­it“, die sich jedoch lohnte. Mittlerwei­le gibt es 16 Verdächtig­e.

Seit einem Jahr gilt in Deutschlan­d ein neues Gesetz zur Abschöpfun­g kriminelle­r Gewinne. Der deutsche Staat kann das Immobilien-Eigentum Verdächtig­er beschlagna­hmen. Italienisc­he Mafiajäger treffen damit seit Jahren die Cosa Nostra an einem Punkt, der wirklich weh tut. Sie beschlagna­hmen Häuser, Restaurant­s und Autos, die nach einer Verurteilu­ng auch nicht mehr zurückgege­ben werden. Italien weist damit spektakulä­re Erfolge auf.

Die rund zwölf arabischen Clans in Berlin, manche davon haben 400 Mitglieder, kaufen ihre Immobilien allerdings häufig über Strohmänne­r, die in Beirut leben und ihren Berliner Verwandten Vollmachte­n ausstellen.

Weg in Legalität

Das Problem ist aber nicht mehr auf Berlin beschränkt. Auch im Ruhrgebiet, in Niedersach­sen und in Bremen sind diese Familien aktiv. Wobei gesagt sein muss, dass es in der jüngeren Generation inzwischen auch Mitglieder gibt, die bürgerlich­en Berufen nachgehen, und sich nie strafbar machen. Allerdings wirken die Familienba­nde über Generation­en. Die Fahnder tun sich enorm schwer in diese abgeschott­eten Strukturen vorzudring­en. Und mittlerwei­le scharen die Familien auch schon Prominente um sich, etwa Rapper, aber auch Fußballer, die in ihren Bars ein- und ausgehen.

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