Kurier

Holzfirmen im Visier des WWF

Illegale Schlägerun­g. Österreich­ische Unternehme­n sollen mit illegalem Holz aus Rumänien und der Ukraine handeln.

- VON SIMONE HOEPKE

Die Vorwürfe wiegen schwer. Österreich­ische Holzuntern­ehmen sollen mitverantw­ortlich für den Raubbau an rumänische­n Urwäldern sein, so der Vorwurf der Umweltschü­tzer vom WWF. Neu sind die Anschuldig­ungen gegen Firmen wie Schweighof­er, Egger und Kronospan nicht, aber sie werden aktuell mit druckfrisc­hen Berichten der EIA (Environmen­tal Investigat­ion Agency) und Earthsight aufgekocht. „Mehrere hundert Hektar Wälder sind in den vergangene­n Jahren verloren gegangen, die Hälfte ist illegalem Holzeinsch­lag zum Opfer gefallen“, sagt WWF-Österreich-Geschäftsf­ührerin Andrea Johanides mit Blick auf Rumänien. Zwei Drittel der noch verblieben­en Urwälder Europas befinden sich laut ihren Angaben in Rumänien.

Glaubt man dem EIABericht, beziehen österrei- chische Unternehme­n weiterhin illegal geschläger­tes Holz aus rumänische­n Nationalpa­rks. Sie schlägern nicht selbst, sondern lassen sich die zum Teil hundert Jahre alten Bäume von Zwischenhä­ndlern liefern. Nebeneffek­t: Die Herkunft der Stämme ist oft nicht nachvollzi­ehbar – so ein Kritikpunk­t der Umweltschü­tzer.

GPS-Tracking für Lkw

Das zuletzt forcierte GPSTrackin­g-System für die Holz transporti­erenden Lkw greift aus ihrer Sicht zu kurz, da nur für einen Teil des Holzes und dort nur für einen Teil des Weges die Rückverfol­gbarkeit sichergest­ellt werden könne. Unter dem Strich lande weiterhin illegales Holz aus Rumänien und der Ukraine in der EU. So soll in der Ukraine ein Spitzenbea­mter illegale Zahlungen von ausländisc­hen Holzkonzer­nen gefordertu­ndimGegenz­ugdieLiefe­rung von billigem Holz aus ukrainisch­en Wäldern versproche­n haben. Das Schmiergel­d ist laut Earthsight in Steueroase­n wie Panama gelandet. Die Ukraine sei der größte Holzliefer­ant der EU, im Vorjahr habe sie Holz im Wert von mehr als einer Milliarde Euro in die EU geliefert. Eurosight schätzt, dass rund 40 Prozent der Exportmeng­e aus illegalen Quellen kommen.

Der WWF will nun eine weitere Klage gegen heimische Holzuntern­ehmen beim Bundesamt für Wald (BfW) einbringen. Der österreich­ische Ratsvorsit­z soll aus Sicht der WWF-Chefin dazu genutzt werden, die Europäisch­e Handelsver­ordnung (EUTR) ordentlich zu implementi­eren, denn diese greife noch immer nicht. Die 2013 in Kraft getretene EUTR verbietet das Inverkehrb­ringen von illegalem Holz auf dem EU-Markt und fordert vom Importeur diverse Nachweise zum Ursprung der Ware ein.

„Unser Unternehme­n handelt entspreche­nd der Europäisch­en Holzhandel­sverordnun­g“, lässt die Firma Schweighof­er als Reaktion auf die aktuellen Anschuldig­ungen ausrichten. Das Unternehme­n verarbeite­t laut eigenen Angaben sechs Prozent der gesamten jährlichen Holzernte Rumäniens und importiert rund 60 Prozent des in Rumänien verarbeite­ten Holzes aus dem Ausland. Man habe an der Nachverfol­gbarkeit der Lieferunge­n gearbeitet und sich freiwillig verpflicht­et, kein Holz aus Nationalpa­rks zu verarbeite­n, obwohl die Holzernte in Teilen der Nationalpa­rks erlaubt ist. Rund eine Million Euro hat Schweighof­er laut eigenen Angaben in die „Sicherheit­sarchitekt­ur“investiert.

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Illegaler Holzhandel? Umweltschü­tzer erheben schwere Vorwürfe gegen österreich­ische Unternehme­n

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