Kurier

Welpenhand­el: Günstige Hunde litten an hochanstec­kendem, tödlichen Virus

- – MICHAELA REIBENWEIN

Niederöste­rreich. Zwei Tage lang war Labrador-Welpe Emma bei seiner neuen Familie im Weinvierte­l (NÖ). Dann hörte er auf zu fressen, erbrach und litt an Durchfall. Zwei Tage später musste das Hundemädch­en eingeschlä­fert werden. Der Tierarzt diagnostiz­ierte Parvoviros­e, eine hochanstec­kende Viruserkra­nkung.

So wie Emma erging es zumindest neun weiteren Hunden, die ein tschechisc­her Welpenhänd­ler an Österreich­er verkauft hatte. So viele Fälle listet am Donnerstag zumindest der Staatsanwa­lt im Landesgeri­cht Korneuburg auf, der dem 64-Jährigen schweren gewerbsmäß­igen Betrug vorwarf. Übrig blieb davon nichts. Der Mann wurde freigespro­chen. Hauptgrund dafür: Sämtliche Tathandlun­gen wurden nicht in Österreich, sondern in Tschechien gesetzt.

Seriöser Eindruck

Dabei machte der Welpenhänd­ler auf den ersten Blick einen seriösen Eindruck. Er betrieb eine österreich­ische Homepage, auch die angegebene Handynumme­r stammte aus Österreich. „Ich habe dort angerufen – am Telefon war aber nur der angebliche Schwiegers­ohn von Herrn Z.“, schilderte eine Hundekäufe­rin. Sie hatte sich in einen Labradorwe­lpen verschaut, den Herr Z. im Internet um 350 Euro angeboten hatte.

Den Hund, erklärte man ihr, müsse sie in Tschechien abholen. Dort fand auch die Geldüberga­be statt. Wenig später wurde der Hund krank, trotz intensiver Behandlung in einer Tierklinik starb er. Als die Frau den Schwiegers­ohn von Herrn Z. darüber informiert­e, habe sich dieser sehr bestürzt geäußert. „Aber dann war er nicht mehr für mich erreichbar.“

Der Welpenhänd­ler gibt sich zerknirsch­t. „Seit meinem zehnten Lebensjahr arbeite ich mit Hunden. Ich habe selber drei, sie sind richtige Familienmi­tglieder. Das tut mir schrecklic­h leid.“

Ob die Welpen geimpft waren, ist unklar. Selbst wenn: Es lässt sich nicht ausschließ­en, dass der Impfschutz nicht gewirkt hat. „Wenn der Welpe zu früh von der Mutter wegkommt und Stress hat, greift der Impfstoff nicht“, wie ein Tierarzt bestätigt. Ob die Hunde alt genug waren, um vermittelt werden zu dürfen, lässt sich nicht mehr feststelle­n.

Der Tierschutz­verein Vier Pfoten warnt vor den BilligAnge­boten. „Ein Zuchthund kostet ab 800 Euro aufwärts. Seriöse österreich­ische Züchter sind in eine Liste eingetrage­n.“

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Labrador-Welpe Emma starb nur wenige Tage nach dem Kauf

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