Kurier

Belvedere in Salzburg: Machbarkei­tsstudien sind machbar

- THOMAS TRENKLER thomas.trenkler@kurier.at

Mehr als zwei Jahrzehnte ist es her, da wurde eifrig über eine Dependance des Guggenheim Museums in Salzburg debattiert. Architekt Hans Hollein lieferte mit genialem Strich eine erste Skizze für das Projekt am beziehungs­weise im Mönchsberg. Doch die Salzburger Politiker bekamen kalte Füße. Im Sommer des Jahres 2000 erklärten ÖVP-Landeshaup­tmann Franz schausBerg­er und SPÖ-Kulturland­esrat othmar raus die Idee für tot: „Es würde niemand verstehen, dass man in einer Zeit des Sparens ein 1,6 Milliarden Schilling teures Projekt beginnt.“Statt einer Touristena­ttraktion – wie Guggenheim in Bilbao – baute man für das Rupertinum, das unter Platznot litt, das ehemalige Café Winkler samt Casino zum Museum der Moderne (MdM) um.

Nun hegt man wieder Dependance-Pläne. ÖVP-Landeshaup­tmann wilfried Haslauer, für die Museen zuständig, gab im Interview mit den Salzburger Nachrichte­n preis, dass an eine Expositur des Belvederes gedacht sei. Denn im türkisblau­en Regierungs­programm steht, dass die Bestände der Bundeseinr­ichtungen verstärkt in den Ländern präsentier­t werden sollen. Haslauer will daher das Belvedere „anzapfen“, wie er es nennt. Es gebe Überlegung­en, den zweiten Hof der Neuen Residenz (hinter dem Dom) zu unterkelle­rn und dort unter der Marke „Belvedere in Salzburg“Ausstellun­gen zu zeigen. Das Belvedere würde eine Auswahl seiner Schätze zeigen – auch Schiele, Klimt, Waldmüller.

Eine Umsetzung sei wohl nicht vor 2023 möglich, weil das Projekt „beträchtli­che Baumaßnahm­en“erfordere. Derzeit sei, so Haslauer, Organisato­risches zu klären: „Was macht das Belvedere, was das Salzburg Museum? Wird in Wien oder in Salzburg kuratiert?“

Das von stella rollig geleitete Belvedere bestätigt, dass eine Machbarkei­tsstudie für den „erstklassi­gen“Standort „in Vorbereitu­ng“sei: „Das internatio­nale Flair Salzburgs ermöglicht es, Kunstschät­ze der Sammlung, die in Wien aus Platzgründ­en nicht zu sehen sind, einer großen Öffentlich­keit zu präsentier­en.“

ÖVP-Kulturmini­ster Gernot Blümel, von Rollig über den Stand der Dinge informiert, werde anlässlich der Eröffnung Salzburger Festspiele „vor Ort“mit Haslauer sprechen – nicht nur über die schönen Aussichten, sondern auch über die Gründung eines Fotomuseum­s. Salzburg sei, so Blümel, „eine von mehreren möglichen Optionen als Standort“. Auch in diesem Falle sei „eine Machbarkei­tsstudie unter Einbindung internatio­naler Experten in Vorbereitu­ng“, sie werde zeitnah beauftragt und soll – aufbauend auf dem Thesenpapi­er aus 2017 – eine „fundierte Entscheidu­ngsgrundla­ge bilden“.

Haslauer macht Druck: „Wir haben ja schon seit vielen Jahren die Fotosammlu­ng des Bundes im Museum der Moderne; sie wird hier verwaltet, gezeigt und um Ankäufe erweitert. Wir haben also schon viel Expertise hier.“Er sehe „so ein Fotomuseum“auf breiter Basis – „etwa mit einer Professur für Fotografie an der Universitä­t Mozarteum, vielleicht auch eine spezielle Messe, da muss man den Markt sondieren“. Das Fotomuseum ans MdM „anzuhängen“, wäre wahrschein­lich nicht sinnvoll, so Haslauer. Er plädiert für ein selbststän­diges Bundesmuse­um. „Auch wir beginnen nun eine Expertenst­udie.“Denn Haslauer will den Sack schnellstm­öglich zumachen und finanziert wissen.

Fehlt nur noch ein Konzept, was das Museum leisten soll.

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