Belvedere in Salzburg: Machbarkeitsstudien sind machbar
Mehr als zwei Jahrzehnte ist es her, da wurde eifrig über eine Dependance des Guggenheim Museums in Salzburg debattiert. Architekt Hans Hollein lieferte mit genialem Strich eine erste Skizze für das Projekt am beziehungsweise im Mönchsberg. Doch die Salzburger Politiker bekamen kalte Füße. Im Sommer des Jahres 2000 erklärten ÖVP-Landeshauptmann Franz schausBerger und SPÖ-Kulturlandesrat othmar raus die Idee für tot: „Es würde niemand verstehen, dass man in einer Zeit des Sparens ein 1,6 Milliarden Schilling teures Projekt beginnt.“Statt einer Touristenattraktion – wie Guggenheim in Bilbao – baute man für das Rupertinum, das unter Platznot litt, das ehemalige Café Winkler samt Casino zum Museum der Moderne (MdM) um.
Nun hegt man wieder Dependance-Pläne. ÖVP-Landeshauptmann wilfried Haslauer, für die Museen zuständig, gab im Interview mit den Salzburger Nachrichten preis, dass an eine Expositur des Belvederes gedacht sei. Denn im türkisblauen Regierungsprogramm steht, dass die Bestände der Bundeseinrichtungen verstärkt in den Ländern präsentiert werden sollen. Haslauer will daher das Belvedere „anzapfen“, wie er es nennt. Es gebe Überlegungen, den zweiten Hof der Neuen Residenz (hinter dem Dom) zu unterkellern und dort unter der Marke „Belvedere in Salzburg“Ausstellungen zu zeigen. Das Belvedere würde eine Auswahl seiner Schätze zeigen – auch Schiele, Klimt, Waldmüller.
Eine Umsetzung sei wohl nicht vor 2023 möglich, weil das Projekt „beträchtliche Baumaßnahmen“erfordere. Derzeit sei, so Haslauer, Organisatorisches zu klären: „Was macht das Belvedere, was das Salzburg Museum? Wird in Wien oder in Salzburg kuratiert?“
Das von stella rollig geleitete Belvedere bestätigt, dass eine Machbarkeitsstudie für den „erstklassigen“Standort „in Vorbereitung“sei: „Das internationale Flair Salzburgs ermöglicht es, Kunstschätze der Sammlung, die in Wien aus Platzgründen nicht zu sehen sind, einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren.“
ÖVP-Kulturminister Gernot Blümel, von Rollig über den Stand der Dinge informiert, werde anlässlich der Eröffnung Salzburger Festspiele „vor Ort“mit Haslauer sprechen – nicht nur über die schönen Aussichten, sondern auch über die Gründung eines Fotomuseums. Salzburg sei, so Blümel, „eine von mehreren möglichen Optionen als Standort“. Auch in diesem Falle sei „eine Machbarkeitsstudie unter Einbindung internationaler Experten in Vorbereitung“, sie werde zeitnah beauftragt und soll – aufbauend auf dem Thesenpapier aus 2017 – eine „fundierte Entscheidungsgrundlage bilden“.
Haslauer macht Druck: „Wir haben ja schon seit vielen Jahren die Fotosammlung des Bundes im Museum der Moderne; sie wird hier verwaltet, gezeigt und um Ankäufe erweitert. Wir haben also schon viel Expertise hier.“Er sehe „so ein Fotomuseum“auf breiter Basis – „etwa mit einer Professur für Fotografie an der Universität Mozarteum, vielleicht auch eine spezielle Messe, da muss man den Markt sondieren“. Das Fotomuseum ans MdM „anzuhängen“, wäre wahrscheinlich nicht sinnvoll, so Haslauer. Er plädiert für ein selbstständiges Bundesmuseum. „Auch wir beginnen nun eine Expertenstudie.“Denn Haslauer will den Sack schnellstmöglich zumachen und finanziert wissen.
Fehlt nur noch ein Konzept, was das Museum leisten soll.