Kurier

Drunt im Tal, ja da sitzt das 70-jährige Ottili

Geburtstag­s-Special. Otto Waalkes wird 70. ORF III widmet ihm einen Schwerpunk­t, das ZDF eine Doku.

- VON MICHAEL HUBER

1984 sollten die Talking Heads mit dem Konzertfil­m „Stop Making Sense“Popgeschic­hte schreiben. Aber das wussten wir Kinder damals freilich nicht. Wir hatten Otto, das war Unsinn genug: Ein Erwachsene­r,derHänselu­nd Gretel auf „Schwedisch“sang und einen seltsamen Englischun­terricht abhielt, in dem Peter, Paul und Maria im „Kittchen“saßen. Einer, der seltsame gutturale Laute von sich gab und wie ein Häschen durch die Gegend hüpfte: In einem Umfeld, das einen ständig erziehen wollte, bot Otto die dringend nötige Alternativ­e (die andere, ernstere bot Christine Nöstlinger).

Dass der Ernst des Lebens immer wieder in Unernst verpackt werden muss, ist wohl ein Grund dafür, dass Otto Waalkes’ Erfolgsrez­ept sich über Generation­en hinweg behaupten konnte.

Wirklich erweitert hat der Ostfriese, der am kommenden Sonntag 70 Jahre alt wird, sein humoristis­ches Repertoire ja nicht, auch wenn er seine Show zuletzt auf große Rock-Bühnen brachte und damit etwa zum heimlichen Headliner des „Nova Rock“Festivals avancierte. Doch Weiterentw­icklung ist auch nur etwas für Streber: Während vielen Comedians heute der Wunsch, zu gefallen, förmlich auf die Stirn geschriebe­n scheint, erweckte Otto meist glaubhaft den Eindruck, dass ihn alles außerhalb seiner Ottifanten-Blase nicht wirklich tangierte.

Musik-Nerd

Möglicherw­eise hat dieser Umstand auch damit zu tun, das Otto zunächst gar nicht Komiker, sondern Musiker werden wollte: Er wohnte mit Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhag­en in einer WG und brachte es auf Gitarre und Banjo zu einer Meistersch­aft, die er zwar später in seinen Shows einsetzte, aber doch stets ein wenig unterverka­ufte. Auf YouTube findet man heute einige – meist mit Handy selbst gefilmte – Videos, in denen Otto Arrangemen­ts von BeatlesSon­gs und Country-Stücken spielt und ganz in seinem Element versunken scheint.

Ruhm und Geld verdiente sich Otto freilich mit seinen „Blödeleien“sowie mit den Ottifanten, um die ab den 1980er-Jahren ein wahres Merchandis­ing-Imperium entstand. Im Kino brach „Otto – der Film“1985 Kassenreko­rde. ORF III zeigt ihn heute, Freitag, um 20.15 Uhr.

Zuvor (19.45 Uhr) bittet aber Ingrid Turnher den Jubilar noch einmal zum Gespräch. Wir erinnern uns: 1997 war Waalkes im ZiBStudio zu Gast, nannte die

Moderatori­n „Frau Turnschuh“und kroch unter den Tisch. Diesmal besuchte Thurnher Waalkes in Hamburg, beim Interview stand sicherheit­shalber nur ein Kaffeetisc­hchen zwischen den Gesprächsp­artnern.

Ottos Top-Spots

Später reicht ORF III dann noch „Otto – der Außerfries­ische“nach (21.40 Uhr). Am Sonntag zeigt ORFeins den Film „7 Zwerge – der Wald ist nicht genug“(11.25 Uhr).

Das ZDF, das Waalkes bereits 2015 anlässlich seines 50. Bühnenjubi­läums eine recht hölzerne Jubelshow ausrichtet­e, versucht dem Phänomen am Sonntag mit einer Pseudo-Doku beizukomme­n: „Geheimakte Otto Waalkes“(22 Uhr) soll „Ottos Erfolgsgeh­eimnis“erklären. In Buchform hat der Komiker dies in seiner im Mai erschienen­en Autobiogra­fie „Kleinhirn an alle“(22,70 €) allerdings schon getan.

 ??  ?? Kein Platz unterm Tisch: Otto im Gespräch mit Ingrid Thurnher
Kein Platz unterm Tisch: Otto im Gespräch mit Ingrid Thurnher
 ??  ?? „Otto – der Film“(20.15, ORF III): Am Höhepunkt seines Erfolges schwamm Waalkes in einer Klomuschel
„Otto – der Film“(20.15, ORF III): Am Höhepunkt seines Erfolges schwamm Waalkes in einer Klomuschel

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