Drunt im Tal, ja da sitzt das 70-jährige Ottili
Geburtstags-Special. Otto Waalkes wird 70. ORF III widmet ihm einen Schwerpunkt, das ZDF eine Doku.
1984 sollten die Talking Heads mit dem Konzertfilm „Stop Making Sense“Popgeschichte schreiben. Aber das wussten wir Kinder damals freilich nicht. Wir hatten Otto, das war Unsinn genug: Ein Erwachsener,derHänselund Gretel auf „Schwedisch“sang und einen seltsamen Englischunterricht abhielt, in dem Peter, Paul und Maria im „Kittchen“saßen. Einer, der seltsame gutturale Laute von sich gab und wie ein Häschen durch die Gegend hüpfte: In einem Umfeld, das einen ständig erziehen wollte, bot Otto die dringend nötige Alternative (die andere, ernstere bot Christine Nöstlinger).
Dass der Ernst des Lebens immer wieder in Unernst verpackt werden muss, ist wohl ein Grund dafür, dass Otto Waalkes’ Erfolgsrezept sich über Generationen hinweg behaupten konnte.
Wirklich erweitert hat der Ostfriese, der am kommenden Sonntag 70 Jahre alt wird, sein humoristisches Repertoire ja nicht, auch wenn er seine Show zuletzt auf große Rock-Bühnen brachte und damit etwa zum heimlichen Headliner des „Nova Rock“Festivals avancierte. Doch Weiterentwicklung ist auch nur etwas für Streber: Während vielen Comedians heute der Wunsch, zu gefallen, förmlich auf die Stirn geschrieben scheint, erweckte Otto meist glaubhaft den Eindruck, dass ihn alles außerhalb seiner Ottifanten-Blase nicht wirklich tangierte.
Musik-Nerd
Möglicherweise hat dieser Umstand auch damit zu tun, das Otto zunächst gar nicht Komiker, sondern Musiker werden wollte: Er wohnte mit Udo Lindenberg und Marius Müller-Westernhagen in einer WG und brachte es auf Gitarre und Banjo zu einer Meisterschaft, die er zwar später in seinen Shows einsetzte, aber doch stets ein wenig unterverkaufte. Auf YouTube findet man heute einige – meist mit Handy selbst gefilmte – Videos, in denen Otto Arrangements von BeatlesSongs und Country-Stücken spielt und ganz in seinem Element versunken scheint.
Ruhm und Geld verdiente sich Otto freilich mit seinen „Blödeleien“sowie mit den Ottifanten, um die ab den 1980er-Jahren ein wahres Merchandising-Imperium entstand. Im Kino brach „Otto – der Film“1985 Kassenrekorde. ORF III zeigt ihn heute, Freitag, um 20.15 Uhr.
Zuvor (19.45 Uhr) bittet aber Ingrid Turnher den Jubilar noch einmal zum Gespräch. Wir erinnern uns: 1997 war Waalkes im ZiBStudio zu Gast, nannte die
Moderatorin „Frau Turnschuh“und kroch unter den Tisch. Diesmal besuchte Thurnher Waalkes in Hamburg, beim Interview stand sicherheitshalber nur ein Kaffeetischchen zwischen den Gesprächspartnern.
Ottos Top-Spots
Später reicht ORF III dann noch „Otto – der Außerfriesische“nach (21.40 Uhr). Am Sonntag zeigt ORFeins den Film „7 Zwerge – der Wald ist nicht genug“(11.25 Uhr).
Das ZDF, das Waalkes bereits 2015 anlässlich seines 50. Bühnenjubiläums eine recht hölzerne Jubelshow ausrichtete, versucht dem Phänomen am Sonntag mit einer Pseudo-Doku beizukommen: „Geheimakte Otto Waalkes“(22 Uhr) soll „Ottos Erfolgsgeheimnis“erklären. In Buchform hat der Komiker dies in seiner im Mai erschienenen Autobiografie „Kleinhirn an alle“(22,70 €) allerdings schon getan.